Orlandi distanziert sich von Äußerung zu Johannes Paul II.

Lediglich zitiert

Der Bruder der verschwundenen Vatikanbürgerin Emanuela Orlandi hat sich von diffamierenden Äußerungen über Papst Johannes Paul II. distanziert. Er habe weder den damaligen Papst noch die Gläubigen verletzen wollen.

Pietro Orlandi hält ein Bild seiner Schwester Emanuela während einer Sitzblockade in der Nähe des Petersdoms / © Gregorio Borgia (dpa)
Pietro Orlandi hält ein Bild seiner Schwester Emanuela während einer Sitzblockade in der Nähe des Petersdoms / © Gregorio Borgia ( dpa )

Das sagte Orlandi am Dienstagabend in einer Talkshow des italienischen Privatsenders "La7". Der Mann, der seit 40 Jahren öffentlich nach dem Verbleib seiner verschwundenen Schwester fragt, betonte, er sei weiterhin zur Kooperation mit dem vatikanischen Staatsanwalt Alessandro Diddi bereit.

Achten Stunden Befragung

Diddi hatte Orlandi am Osterdienstag etwa acht Stunden lang als "informierte Person" in dem Fall befragt. Dabei hat Orlandi nacheigenen Angaben 28 Menschen benannt, die nach seiner Vermutung in den Fall involviert gewesen sein könnten, unter ihnen auch mehrere Kardinäle.

Nächtliche Spaziergänge

Danach hatte Orlandi in einem Interview die Anschuldigungen eines römischen Mafioso gegen Johannes Paul II. zitiert. Dieser hatte behauptet, dass der polnische Papst nachts gemeinsam mit zwei Freunden heimlich den Vatikan verlassen habe, um minderjährige Mädchen zu suchen und zu entführen. Nun machte Orlandi klar, dass er diese Aussagen lediglich zitiert habe, weil sie bei den Ermittlungen zu dem Fall vorgekommen seien.

 Demonstranten machen im Jahr 2019 auf das Verschwinden von Emanuela Orlandi vor dem Vatikan aufmerksam 
 / © Burkhard Jürgens (KNA)
Demonstranten machen im Jahr 2019 auf das Verschwinden von Emanuela Orlandi vor dem Vatikan aufmerksam / © Burkhard Jürgens ( KNA )

Die Äußerungen Orlandis hatten in Polen, Italien und im Vatikan zu heftigen Reaktionen geführt. Papst Franziskus wies die Anschuldigungen öffentlich als "beleidigend und unbegründet" zurück. Orlandi erklärte nun in der Fernseh-Talkshow, dass diese Kritik des Papstes sich nicht gegen ihn richte, sondern gegen den verstorbenen Mafioso Enrico de Pedis, den er zitiert habe.

Im Vatikan neue Ermittlungen im Fall Orlandi

Die Staatsanwaltschaft des Vatikanstaates ermittelt im Fall der vor 39 Jahren verschwundenen Vatikanbürgerin Emanuela Orlandi.

Wie die italienische Zeitung "Il Messaggero" berichtet, leitet der stellvertretende vatikanische Staatsanwalt Alessandro Diddi die Ermittlungen.

Zuvor hatte die Familie Orlandi über Medien und durch ihren Anwalt Druck aufgebaut, um eine Wiedereröffnung des 2015 abgeschlossenen Falls zu erwirken. Durch die Netflix-Serie "Vatican girl" hatte der Fall 2022 weltweit neue Aufmerksamkeit erfahren.

Demonstranten mit Bild der seit 1983 verschwundenen Emanuela Orlandi / © Andrew Medichini (dpa)
Demonstranten mit Bild der seit 1983 verschwundenen Emanuela Orlandi / © Andrew Medichini ( dpa )
Quelle:
KNA