Osterbräuche in Deutschland und anderswo

Mehr als Hase und Ei

Kaum waren die närrischen Tage vorbei, bevölkerten Hasen und Eier die Regale der Supermärkte. Doch das Osterbrauchtum ist weitaus reichhaltiger, wie ein Blick in verschiedene Regionen und Länder lehrt.

Autor/in:
Andreas Laska
"Osterhase" mit "Ostereiern" / © Patrick Pleul (dpa)
"Osterhase" mit "Ostereiern" / © Patrick Pleul ( dpa )

Wer dieser Tage in Schwaben oder Franken unterwegs ist, kann sie nicht übersehen: die Osterbrunnen. Mit Girlanden aus Zweigen und Eiern schmücken die Dörfer ihre Brunnen, nicht selten nimmt das Gebilde die Form einer Krone an. Woher der Brauch kommt, darüber sind sich Forscher nicht einig. Aber es hat wohl mit der Verehrung des Wassers zu tun, das seit jeher in der Liturgie der Osternachtsfeier als Symbol des neuen Lebens eine besondere Rolle spielt. Wie das Wasser gehört auch das Feuer untrennbar zur Osternacht. Mit der Entzündung des Osterfeuers beginnt der feierliche Gottesdienst.

Osterräderlauf oder Osterlachen

Doch längst brennen die Osterfeuer nicht nur vor den Kirchen. In Bergregionen werden sie gerne auf Gipfeln entzündet, um weithin sichtbar zu sein. Eine besonders eindrucksvolle Variante lockt alljährlich tausende Schaulustige nach Lügde ins Weserbergland. Beim Osterräderlauf rasen riesige brennende Holzräder einen Abhang hinunter ins Tal.

Zu überregionaler Berühmtheit haben es auch die Osterritte in der sorbischen Lausitz gebracht. Prächtig geschmückt ziehen Reiter dort ins Nachbardorf, um die Botschaft von Christi Auferstehung zu verkünden. Apropos Frohe Botschaft: An einen fast vergessenen Brauch erinnert Brauchtumsforscher Manfred Becker-Huberti auf der Website www.brauchtum.de: das Osterlachen, lateinisch "risus pascalis" genannt. Über viele Jahrhunderte hinweg erzählten Priester in ihrer Osterpredigt eine heitere Anekdote - das sogenannte Ostermärlein -, um der Gemeinde ein herzliches Lachen zu entlocken. Dass diese Anekdoten bei den Kirchenoberen nicht immer gut ankamen, steht auf einem anderen Blatt.

Üppige Speisenkörbe am Altar

Wie eng die Osterfreude oft mit weltlichen Genüssen zu tun hat, lässt sich in süddeutschen Ostermessen kaum verbergen. Die Gläubigen bringen da üppige Speisenkörbe an den Altar, die im Anschluss an den Gottesdienst gesegnet werden. Bisweilen sieht es dann in der Kirche aus wie bei einem gigantischen Picknick mit Schinken und Eiern, Osterhasen und -lämmern sowie der einen oder anderen Flasche Wein.

Speisenweihen kennen auch viele europäische Nachbarländer, etwa Österreich, Polen und Russland. In Finnland wiederum schlägt man zum Osterfest Freunden und Bekannten leicht mit der Birkenrute auf den Rücken. Dieses erinnert an den Einzug von Jesus in Jerusalem und steht als Zeichen für Glück. Auch in Schweden gehört das Rutenschlagen zum Osterbrauch. Mancherorts ziehen zudem junge Mädchen mit rußgeschwärztem Gesicht, Kopftüchern und geschmückten Weidenkätzchen von Haus zu Haus, drohen mit der Rute und erbitten Süßes oder Kleingeld.

Rollende Eier in England

Wer in Frankreich nach dem Osterhasen Ausschau hält, dürfte vergeblich suchen. Dort nämlich bringt nicht Meister Lampe die Eier. Die Glocken, die nach dreitägiger Pause am Ostermorgen erstmals wieder läuten, verteilen hier die Eier über das Land. Folgerichtig gibt es in den Supermärkten und Bäckereien auch keine Schokohasen, sondern Glocken aus zartschmelzender Schokolade.

Heiter geht es an Ostermontag in etlichen Regionen Englands zu. Beim "egg rolling" werden hartgekochte Eier einen Hügel heruntergerollt.

Gewonnen hat das Ei, das am weitesten gekommen ist und dabei heil blieb. Auch in den USA wird diese Tradition an etlichen Orten gepflegt. Am bekanntesten ist der "Easter Egg Roll" auf dem Südrasen des Weißen Hauses in Washington. Gastgeber dieser Veranstaltung ist traditionell die Gattin des Präsidenten. Um eine der heiß begehrten Einlasskarten kann man sich im Vorfeld online bewerben. Zutritt erhalten grundsätzlich aber nur amerikanische Kinder mit einer erwachsenen Begleitperson.


Quelle:
KNA