Trotz der Coronavirus-Pandemie hat der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko zum orthodoxen Osterfest demonstrativ eine Kirche besucht und eine Kerze angezündet. "Was auch immer in unserer Geschichte passierte, niemand konnte diese Feier stilllegen oder verbieten", sagte der 65-jährige am Sonntag nach Angaben der Präsidenten-Website beim Besuch einer Klosterkirche in der Nähe der Stadt Smaljawitschi. "Ich bin immer und werde immer zur Kirche kommen." Egal wie die Umstände seien, "das ist heilig".
Der seit 1994 regierende Lukaschenko bezeichnete sich früher als "christlich-orthodoxer Atheist", gibt sich aber seit Jahren gerne kirchennah und besucht zu Weihnachten und Ostern Gotteshäuser. Nun zählte er den Kirchenbesuch zum "Prinzip meines Lebens". In Anspielung auf Gott sagte er: "Wenn er das sieht, wird er bestimmt helfen."
Gegen Einschränkungen
Belarus, das frühere Weißrussland, ist neben Georgien der einzige mehrheitlich orthodoxe Staat Osteuropas, in dem trotz Corona landesweit Ostermessen mit Gläubigen gefeiert werden konnten. Die anderen Länder untersagten wegen der Pandemie öffentliche Gottesdienste ganz oder wie Russland in mehreren Regionen.
Lukaschenko hatte Einschränkungen für religiöse Feiern abgelehnt und angekündigt, selbst zu Osten in die orthodoxe Kirche zu gehen. So konnten vergangenen Sonntag auch ähnlich viele Katholiken wie in den Vorjahren die Ostermesse in der Kathedrale der belarussischen Hauptstadt Minsk besuchen.
Kritik an Lukaschenko
In Belarus erhöhte sich die Zahl der Corona-Toten am Sonntag um zwei auf 47, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Seit Wochen werfen Kritiker dem vielfach als "letzten Diktator Europas" bezeichneten Lukaschenko vor, er unternehme zu wenig gegen die Pandemie.
Die rund 300 Millionen Christen der Ostkirchen feiern Ostern nach dem orthodoxen Kalender in diesem Jahr eine Woche später als Katholiken und Protestanten. Der Grund: Die orthodoxe Kirche bestimmt den Termin nach dem alten Julianischen Kalender und nach einer anderen Methode als die Westkirchen. Letztere machten die Gregorianische Kalenderreform des 16. Jahrhunderts mit.