Oxfam beobachtet parallele Zunahme von Armut und Reichtum

"Sprunghaft angestiegen"

Erstmals seit einem Vierteljahrhundert nehmen laut einem Bericht der Hilfsorganisation Oxfam extreme Armut und extremer Reichtum zugleich zu. Konzerne und deren Eigentümer profitierten zudem von unterschiedlichen Krisen auf der Welt.

Symbolbild: Um Geld betteln / © PLotulitStocker (shutterstock)
Symbolbild: Um Geld betteln / © PLotulitStocker ( shutterstock )

"Survival of the Richest" heißt der Bericht, den die Hilfsorganisation am Montag vorstellt. Anlass ist das Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos, das am selben Tag startet.

Symbolbild Armut und Reichtum / © Jub-Job (shutterstock)
Symbolbild Armut und Reichtum / © Jub-Job ( shutterstock )

So seien während der Corona-Pandemie, also seit dem Jahr 2020, insgesamt 26 Billionen US-Dollar an das reichste Prozent der Menschheit gefallen - und 16 Billionen US-Dollar an die restlichen 99 Prozent. Im vergangenen Jahr sei der Reichtum von Milliardärinnen und Milliardären erneut "sprunghaft angestiegen", insbesondere durch "rasante Gewinne der Lebensmittel- und Energiekonzerne".

Jeder zehnte hungert

95 Prozent dieser Unternehmen hätten ihre Gewinne 2022 mehr als verdoppelt, so der Bericht. Zugleich lebten mindestens 1,7 Milliarden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Ländern, in denen die Inflation die Lohnentwicklung übersteige.

Oxfam

Oxfam ist eine globale Nothilfe- und Entwicklungsorganisation. Die Organisation bekämpft nach eigenen Angaben extreme Armut und soziale Ungleichheit seit über 75 Jahren. Zusammen mit 4.100 Partner­organisationen ist Oxfam in 90 Ländern aktiv. 

 Internationale Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam / © chrisdorney (shutterstock)
Internationale Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam / © chrisdorney ( shutterstock )

Oxfam verweist auch auf Zahlen, nach denen etwa jeder zehnte Mensch hungere (rund 828 Millionen Menschen). Laut Weltbank handelt es sich um die größte Zunahme von weltweiter Ungleichheit und Armut seit dem Zweiten Weltkrieg.

"Fairer Beitrag zum Gemeinwohl"

Oxfam erneuerte die Forderung nach einer Vermögenssteuer. Auch müssten "exzessive Krisengewinne von Konzernen" abgeschöpft werden: Konkret fordert die Organisation dafür eine Übergewinnsteuer von mindestens 50 Prozent für Konzerne.

"Die bisherigen Planungen für eine Abgabe auf Zufallsgewinne greifen zu kurz", heißt es. Der Referent für soziale Ungleichheit bei Oxfam Deutschland, Manuel Schmitt, erklärte: "Konzerne und ihre superreichen Haupteigentümer*innen müssen endlich ihren fairen Beitrag zum Gemeinwohl leisten."

60 Prozent der hungernden Weltbevölkerung sind demnach Frauen und Mädchen. Zugleich planten drei Viertel aller Regierungen, ihre Ausgaben im öffentlichen Sektor zu kürzen, also etwa im Bildungs- und Gesundheitsbereich. Dabei brauche es gerade hier Investitionen sowie eine Stärkung von Frauenrechten, so Oxfam. Auch müssten die entsprechenden Mittel in der Entwicklungszusammenarbeit erhöht werden.

Das Weltwirtschaftsforum

Zu dem viertägigen Treffen von 20. bis zum 23. Januar werden rund 2.500 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft erwartet. Mehr als 40 Staats- und Regierungschefs haben ihr Kommen in den Schweizer Luftkurort zugesagt. 

Das jährliche Weltwirtschaftsforum soll dem Gedankenaustausch dienen. Es trifft keine Entscheidungen. Gegen das Weltwirtschaftsforum gibt es jährlich Proteste von Globalisierungskritikern. Sie werfen den Forumsteilnehmern vor, hinter verschlossenen Türen undemokratische Absprachen zu treffen, die das Leben von Millionen Menschen beeinflussen.

Weltwirtschaftsforum in Davos / © Drop of Light (shutterstock)
Weltwirtschaftsforum in Davos / © Drop of Light ( shutterstock )
Quelle:
KNA