DOMRADIO.DE: Eigentlich gibt es den Original Imad-Dom nicht mehr. Aber trotzdem ist dieses Weihejubiläum ganz wichtig. Sie haben sogar einmal gesagt, dies sei ein geistliches Anliegen. Welches denn?
Monsignore Joachim Göbel (Dompropst des Paderborner Imad-Doms): Ja, genau. Der eigentliche Imad-Dom ist nur noch insofern erkennbar, als dass der jetzige Dom auf dessen Grundmauern steht. Wir haben ferner noch die sehr berühmte Imad-Madonna, von der wir auch eine Replik an diesem Wochenende in den Dom stellen. Sonst steht sie im Museum.
Das Weihedatum ist etwas anderes als das historische Baudatum. Als Bischof Imad damals den Weihetag auf den Tag vor dem Liborifest, also auf den 22. Juli, festgelegt hat, hat er der Stadt einen offenen Raum für Gott, für das Gebet und für die Menschen geschenkt, die dort Gott und Stille suchen und einfach durchatmen wollen oder sich dort beheimaten wollen. Deshalb ist das kein historisches, sondern in erster Linie ein geistliches Datum.
DOMRADIO.DE: Für alle, die den Paderborner Dom nicht kennen: Wie können Sie den am besten beschreiben?
Göbel: Diejenigen, die ihn nicht kennen, sollten natürlich nach Paderborn kommen. Das ist in erster Linie mal das Wichtigste. Der Dom ist vielleicht anders, als wir das von vielen gotischen Kirchen kennen eine sehr helle, große Halle. Das heißt, die Seitenschiffe sind genau so hoch wie das Mittelschiff. Es ist eher ein Festsaal, müsste man eigentlich sagen. Es ist kein Raum für Stille, Meditation und Andacht, sondern tatsächlich für die große Liturgie und große Feiern der Gemeinde. So muss man es, glaube ich, sagen.
DOMRADIO.DE: So richtig groß gefeiert wird dann an diesem Sonntag. Was ist das Besondere an der Feier?
Göbel: Wir haben das Glück, dass das Weihedatum vor 950 Jahren nun auf einen, nämlich den kommenden Sonntag fällt und genau eine Woche vor dem Beginn des Liborifestes ist.
Wir feiern am Sonntag ein Pontifikalamt um zehn Uhr mit vielen bischöflichen Gästen. Die Predigt wird Dr. Bentz, der Weihbischof von Mainz halten. Den haben wir deshalb eingeladen, weil vor 950 Jahren auch der Erzbischof von Mainz den Dom eingeweiht hat. Da gehörte Paderborn noch zur Metropolie (Kirchenprovinz) Mainz.
Danach gibt es das Übliche: einen Empfang im Rathaus und wir haben ein großes Fest. Wir feiern zusammen mit der Stadt, die die Markt- und Domplätze nach zwei Jahren Umbau jetzt fertiggestellt hat. So ist rund um den Dom ein buntes Treiben. Wir sind umzingelt von einem Mittelaltermarkt und es wird einen Streetfood-Markt geben. Insgesamt also viel Programm auf dem Marktplatz. Das ist hier schon ein bisschen das Training oder der Vorgeschmack auf das Liborifest.
DOMRADIO.DE: Sie kommen ja gar nicht aus dem Feiern raus. Jetzt das Weihejubiläum, dann das Liborifest. Steht das auch im Zeichen des Weihejubiläums?
Göbel: Ja. Wir haben für dieses Weihejubiläum ein schönes Motto gefunden. "Behütet und bedacht" lautet es. Damit wollen wir die Begriffe der Heimat und des "Gesegnetwerdens" aufgreifen. Dieses Motto haben wir auch über das Liborifest gestellt.
DOMRADIO.DE: Jeder hat ja immer so seinen Bezug zu seiner Kirche. Was mögen Sie am meisten am Paderborner Dom?
Göbel: Zwei Dinge: Eigentlich mag ich meinen morgendlichen Gang durch den Dom zum Büro. Ich mache das wie viele Paderborner: Ich kürze einfach ab, indem ich durch den Dom gehe und dann laufe ich auf das große Fenster im Ostchor, also am Ende des Domes, zu. Das liegt dann genau in der Sonne und leuchtet in unzähligen Farben auf. Das ist für mich ein schöner Start in den Tag.
Und der zweite Ort ist für mich der Kapitelsfriedhof. Das klingt jetzt etwas düster. Aber das ist ein sehr stiller, schöner und sehr lebendiger Ort. Da gibt es Bienen und vieles blüht. Natürlich schwingt da auch die Erinnerung an manche liebe Mitbrüder mit, die dort begraben sind.