DOMRADIO.DE: Das Programm der Pädagogischen Woche steht schon eine Weile fest. Zum Konflikt zwischen der Hamas und Israel gibt es bei der Pädagogischen Woche keine spezielle Veranstaltung. Aber Ihr Oberthema passt ganz gut, es lautet "Was uns zusammenhält - Gemeinsamkeiten stärken - Unterschieden gerecht werden".
Christoph Westemeyer (Abteilungsleiter für den Bereich Schulische Religionspädagogik im Erzbistum Köln): Ja, es passt leider in erschreckender Weise. Als wir das Thema aufgelegt haben, haben wir an ganz andere Schwerpunkte gedacht. Die Welt hat sich aber mit Kriegen und großen Konflikten in einer erschreckenden Weise noch mal weiterentwickelt. Diese Konflikte und Kriege sind immer Thema in der Schule, sie sind immer Thema auf dem Schulhof, egal ob es eine öffentliche oder eine katholische Schule ist und egal wie die Schülerzusammensetzung ist.
Dazu muss sich Schule immer wieder verhalten und kann das nicht ausblenden. Das ist ein Thema für jedes Fach, sicherlich auch noch mal in besonderer Weise für den Religionsunterricht, weil es hier ja auch um Fragen von Religionsgruppen geht.
DOMRADIO.DE: Unter den Gästen ist auch der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul. Er wird heute die Woche mit eröffnen.
Westemeyer: Er ist jemand, der in besonderer Weise für dieses Thema geeignet ist. Viele wissen vermutlich gar nicht, dass er ursprünglich gelernter Lehrer ist, sich dann aber in der Politik immer weiter entwickelt und dort wichtige Aufgaben übernommen hat.
Er spricht heute nicht nur über Politik, sondern hat sich selber ein Thema gesetzt. Das heißt: "Wie christliche Überzeugung und staatlicher Auftrag in Zeiten der Krise Halt geben." Er versucht nicht nur als Politiker daherzukommen, sondern auch als jemand, bei dem Glaube und Religion eine wichtige Rolle im Leben spielen. Ihm ist es wichtig, wie man das miteinander ins Gespräch bringen kann.
Das will auch diese Pädagogische Woche. Sie will Dinge ins Gespräch bringen, Menschen miteinander ins Gespräch bringen und schauen, wie man mehr auf das schauen kann, was uns zusammenhält und nicht auf das, was im Moment so auseinanderfliegt.
In dem Sinne wollen wir Gemeinsamkeiten stärken, aber auch Unterschieden auf der politischen Ebene oder auf der Ebene des ökumenischen Dialogs gerecht werden. Das wird auch ein großes Thema in dieser pädagogischen Woche sein.
DOMRADIO.DE: Erhoffen Sie sich von der Pädagogischen Woche denn auch, dass die Religionslehrerinnen und -lehrer ganz konkret Impulse für ihren Unterricht mitnehmen?
Westemeyer: Ganz unbedingt. Alle Tage sind so aufgebaut, dass es immer einen möglichst auch dialogischen Input aus der Wissenschaft gibt. Zum Beispiel ist es am Mittwoch und Donnerstag so, wo die Lehrerinnen und Lehrer der Grund- und Förderschulen und der Schulen der Sekundarstufe eins und zwei eingeladen werden. Dort wird es ein Dialog zwischen einem katholischen Professor und einem evangelischen Theologen geben.
So zieht sich das durch, um dann aber anschließend ganz unterrichtspraktische Arbeitskreise zu allen möglichen Themen durchzuführen, die genau dafür da sind, dass sie in der Schule angewandt, genutzt und reflektiert werden können.
DOMRADIO.DE: Das Erzbistum Köln ist Träger von 32 Schulen. Spüren Sie jetzt im Zuge steigender Austritte auch eine sinkende Nachfrage?
Westemeyer: Dass das Thema, wie sich Kirche und Gesellschaft entwickeln, auch bei uns eine Rolle spielt, lässt sich überhaupt nicht leugnen. Aber die Zahlen an unseren Schulen sind weiterhin ganz erfreulich. Von daher können wir das so eins zu eins überhaupt nicht feststellen.
Ganz im Gegenteil gibt es immer wieder die Situation, dass Schulen auch schauen müssen, ob sie überhaupt alle Interessenslagen bedienen können, die an dieser Schule von Eltern und von Schülerinnen und Schülern vorhanden sind.
DOMRADIO.DE: Ein anderes Thema. Schülerinnen und Schüler nutzen immer mehr Künstliche Intelligenz für ihre Hausaufgaben. Das ist eine Gefahr. Sehen Sie auch Chancen?
Westemeyer: Ich glaube, man muss bei diesem Thema genau auf beides schauen. Man muss zwischen den Chancen, die es sicherlich hat, aber auch den Herausforderungen und Gefahren eine gute Balance finden.
Das werden wir uns auch ganz genau anschauen. Wir haben schon einiges dazu gemacht und auch veröffentlicht. Aaber wir werden im ganzen nächsten Jahr Künstliche Intelligenz als unser Hauptthema haben.
Das Interview führte Hilde Regeniter.