DOMRADIO.DE: In dem Papier haben sich Bischöfe unter Beteiligung von 700.000 Katholikinnen und Katholiken zur Weltsynode positioniert. Was ist das konkrete Ergebnis dieses Papiers?
Klaus Prömpers (Journalist und USA-Experte): Herausragend ist meines Erachtens, dass dort die Angst formuliert wird, dass der gesamte Prozess dazu führen kann, im Endeffekt zu einer Spaltung der Kirche beizutragen. Es gibt unterschiedliche Flügel, wenn man so will, in der katholischen Kirche der USA.
Wenn man auf das Papier guckt und sieht, wie viele sich beteiligt haben und wie viele Katholiken es im Grunde gibt bei den 300 Millionen US-Einwohnern, - da sind ungefähr 25 Prozent Katholiken - dann ist die Beteiligung relativ gering. Aber es ist auch klar, es wird darüber gesprochen, man braucht mehr Beteiligung der Laien, man braucht mehr Beteiligung der Frauen in Spitzenpositionen in der katholischen Kirche. Das sind zwei Hauptforderung und man muss etwas gegen den Klerikalismus tun.
DOMRADIO.DE: Wie genau haben die Bischöfe und die Beteiligten dieses Schreiben ausgearbeitet?
Prömpers: 75 Prozent aller Diözesen haben sich beteiligt. Es gab ungefähr 1.000 Anhörungen mit insgesamt 35.000 Teilnehmern und dazu noch Workshops mit Experten, sprich mit Bischöfen, mit Theologen, mit Ordensgeistlichen, Ordensschwestern und anderen, die besondere Schwerpunkte gesetzt haben. Das alles floss zusammen in regionalen, zusammengefassten Papieren und schließlich in das Gesamtpapier der US-Kirche. Das hat schon Gewicht.
Erstens wegen der Gesamtzahl der US-Katholiken und zweitens, weil natürlich die US-Kirche in Teilen eine sehr finanzkräftige ist, die den Vatikan noch immer unterstützt. Insofern, wenn die US-Kirche sagt, wir haben da Schwierigkeiten mit Teilen dessen, was diskutiert worden ist, wir haben Angst davor, dass die wahre Lehre zerstört wird, wir ärgern uns darüber, dass die lateinische Messe nicht mehr selbstverständlich ist, dann ist das ein Zeichen, dass da Unruhe herrscht. Wie weit sie gehen wird, muss man sehen.
DOMRADIO.DE: Auch die Frage nach der Frauenweihe wurde behandelt. Zu welchem Ergebnis kam man da?
Prömpers: Im Grunde hat man nur gesagt, man will, dass Frauen mehr verantwortungsvolle Positionen in der Kirche bekommen. Aber es wurde weder die Weihe zur Diakonin gefordert noch die Priesterweihe für Frauen. Beides ist nicht in den Papieren enthalten. Das ist insofern bemerkenswert, wenn man liest und sieht, was sonst in der katholischen Kirche der USA gedacht wird, gerade zum Beispiel in Frauenorden, sieht man, dass da durchaus der Wille vorhanden ist, da etwas voranzutreiben.
Nicht allein, aber möglicherweise regional unterschiedlich geschichtet, so dass in manchen Regionen der Welt etwas zugelassen wird, was in anderen noch nicht akzeptiert werden würde. Da ist eine gewisse Offenheit im Prozess. Man wird sehen, ob die sich im Oktober auch wirklich offenbart und vor allem, ob der Papst hinterher da in dieser Richtung etwas bewegt oder aus Angst vor Spaltung nichts tut.
DOMRADIO.DE: Was für eine Reaktion vom Vatikan stellen Sie sich vor? Was halten Sie da für wahrscheinlich?
Prömpers: Das sind jetzt zwei unterschiedliche Dinge, die man betrachten muss. Einerseits der Einfluss aller Papiere auf das, was noch im Vorfeld an die Bischöfe, die zur Versammlung im Oktober kommen werden, herangetragen wird. Das heißt zunächst, da wird zusammengefasst, da wird ein neues Papier erarbeitet. Da entlang wird man diskutieren und gegebenenfalls entscheiden.
Aber einen wichtigen Teil hat der Papst schon ausgeklammert, in eine Arbeitsgruppe delegiert. Das ist die Frauenfrage, einerseits. Andererseits haben drei der Frauen, die in der Synode sind, gesagt, unter anderem auch eine Generalsekretärin, damit ist die Frauenfrage nicht bis zum ewigen Leben verschoben, sondern es wird irgendwann eine Entscheidung geben. Aber man muss vorsichtig sein, Rücksicht nehmen auf die unterschiedlichen Geschwindigkeiten, in denen sich Kirche bewegt. Die Modalitäten müssen da sehr genau durchdacht werden, damit es nicht zu einer Spaltung kommt.
Das Interview führte Tim Helssen.