Das sagte Akademiepräsident Erzbischof Vincenzo Paglia im Vatikan. Als Beispiele nannte er die Situation von Flüchtlingen in Afrika, aber auch die Debatte um Todesstrafe und Waffenhandel.
In dieser Woche kommt die Akademie im Vatikan zu ihrer ersten Jahresversammlung nach einem organisatorischen und personellen Umbau durch Papst Franziskus zusammen. Thema des Treffens von diesem Donnerstag bis Samstag, das sich in einen öffentlichen Workshop und eine interne Sitzung aufteilt, ist die Begleitung der unterschiedlichen Lebensphasen im Technologiezeitalter.
Veränderter Lebensbegriff
Neben Fortpflanzung, Elternschaft und Lebensende geht es nach dem Programm auch um einen veränderten Lebensbegriff, Leistungsdenken und sozialethische Fragen.
Paglia kündigte an, die Akademie werde künftig über medizinisch-ethische Fragen hinaus einen weiteren Themenkreis abdecken und entsprechende Fachkompetenzen einbeziehen. Das Nachdenken über das menschliche Leben müsse der Rolle neuer Technologien und vielfältigen sozialen Faktoren Rechnung tragen.
Papst Franziskus wünsche, dass die Akademie ein "Ort des Dialogs und der Auseinandersetzung" werde. Dazu wolle sie Partner aus allen Kulturen und Religionen einbinden, so Paglia.
Tagung zum Lebensende geplant
Im November plant die Akademie gemeinsam mit der europäischen Sektion der "World Medical Association" eine Tagung zum Lebensende. Ende Februar steht ein Kongress über Palliativmedizin auf dem Programm, im Frühjahr eine Veranstaltung mit dem russisch-orthodoxen Patriarchat in Moskau. Genaue Termine nannte Paglia noch nicht. Eine besondere Initiative 50 Jahre nach dem Erscheinen der Enzyklika "Humanae vitae" (1968), die vor allem durch Aussagen zur Empfängnisverhütung bekanntwurde, stehe seitens der Akademie nicht an, hieß es.
Franziskus hatte der Akademie für das Leben im vergangenen November ein neues Statut gegeben. Betätigungsfelder sind demnach nicht mehr nur "die Förderung und der Schutz des menschlichen Lebens", sondern auch Geschlechter- und Generationenforschung sowie individuelle Schutzrechte, eine "Humanökologie" und das Verhältnis zwischen Mensch und Umwelt.
Das Institut zählt 45 ordentliche Mitglieder, die vom Papst auf fünf Jahre ernannt wurden, sowie 87 korrespondierende Mitglieder, 13 Jungwissenschaftler und vier Ehrenmitglieder aus insgesamt 37 Ländern. Zu den ordentlichen Mitgliedern zählt der deutsche Arzt und Theologe Manfred Lütz.