Papst beendet Kardinalstreffen im Vatikan

Warnung vor falscher Sicherheit

Papst Franziskus hat die Kardinäle aus aller Welt vor einem Gefühl falscher Sicherheit im kirchlichen Apparat gewarnt. Anhaltendes Staunen sei ein Weg des Heils, sagte der 85-Jährige am Dienstagabend bei der Messe im Petersdom.

Papst beendet Kardinalsversammlung / © Romano Siciliani (KNA)
Papst beendet Kardinalsversammlung / © Romano Siciliani ( KNA )

Franziskus setzte fort: "Möge Gott es in uns lebendig halten; denn es befreit uns von der Versuchung, dass wir uns 'allem gewachsen' fühlen, dass wir uns in einer falschen Sicherheit wiegen." Der Gottesdienst für die am Samstag neu ins Kollegium aufgenommenen Kardinäle bildete zugleich den Abschluss mehrtägiger Kardinalsberatungen.

Sie sollten nicht annehmen, so Franziskus weiter, dass die heutige Wirklichkeit anders sei als das zweifelnde Staunen der Jünger vor 2.000 Jahren; dass die Kirche heute "groß und solide dasteht und dass wir in den höchsten Rängen ihrer Hierarchie stehen". Daran sei etwas Wahres, aber auch viel Täuschung, mahnte der Papst.

Das Evangelium ernsthaft verkündigen

Entscheidend sei, den Verkündigungsauftrag ernst zu nehmen - voller "Dankbarkeit in Anerkennung des Wirkens Gottes". Denn auch heute wecke das Wort Gottes "in uns ein Staunen darüber, dass wir in der Kirche sind, dass wir Kirche sind", bekräftigte Franziskus. Das mache die Gemeinschaft der Gläubigen anziehend.

Das Staunen werde mit wachsender Verantwortung in der Kirche nicht kleiner, sondern stärker und tiefer. Er sei sicher, dass das auch für die neu aufgenommenen Kardinäle gelte; und er hoffe, so der Papst, dass alle durch die Kardinalsversammlung in ihrem Verkündigungsauftrag gestärkt seien.

Ungewöhnliches Konsistorium

Nach der Erhebung von 20 Kardinälen am Samstag hatte der päpstliche Senat seit Montag über die Kurienreform "Praedicate Evangelium" beraten. Vorrangig wurden die Beratungen in kleineren Sprachgruppen unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt. Franziskus war den Angaben nach jeweils zu den Zusammenfassungen der Ergebnisse anwesend, ließ die Würdenträger aber ansonsten unter sich. Deren Angaben zufolge war die Stimmung "harmonisch" und "friedvoll".

Inhaltlich wurde nach Angaben von Teilnehmern vor allem über die Frage debattiert, welche Leitungsämter künftig nicht geweihte Männer und Frauen im Vatikan ausüben können. Diese Neuerung stellt eine der tiefstgreifenden Reformen in der Neuorganisation der sogenannten Römischen Kurie dar. Papst Franziskus hat mit ihr einen Auftrag umgesetzt, den 2013 die Kardinalsversammlung vor der Papstwahl nach Pannen und Skandalen im Vatikan als dringende Forderung formuliert hatte.

20 neue Kardinäle - die Entwicklung des Papstwahlgremiums

16 neue Papstwähler aus aller Welt und viermal Ehrenpurpur: Mit den Kardinalserhebungen am 27. August steigt die Zahl der Papstwähler von 116 auf (kurzfristig) 132, die Gesamtzahl der Kardinäle von 207 auf 227. Doch schon am 3. September erreicht Kardinal Gregorio Rosa Chavez aus El Salvador die Altersgrenze von 80 Jahren und verliert damit sein Stimmrecht im Konklave.

Kardinäle während der Messe zur Papstwahl / © Harald Oppitz (KNA)
Kardinäle während der Messe zur Papstwahl / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA