Papst beginnt Besuchsprogramm in Kolumbien

Emotionen und Mahnungen

Papst Franziskus ist zu seiner Versöhnungsmission in Kolumbien eingetroffen. Der Empfang war überaus herzlich. Bevor nun das Besuchsprogramm beginnt, sendete der Papst aber noch eindringliche Worte Richtung Venezuelas Präsidenten Maduro.

Papst Franziskus in Bogota / © Paul Haring (KNA)
Papst Franziskus in Bogota / © Paul Haring ( KNA )

Papst Franziskus hat Venezuelas Staatspräsident Nicolas Maduro zu nationaler Einheit und Rechtsstaatlichkeit ermahnt. In einem Telegramm, das der Papst am Mittwoch auf dem Flug nach Kolumbien an Maduro schickte, heißt es, er bete, "dass alle im Land Wege der Solidarität, Gerechtigkeit und Eintracht ebnen". - Traditionell sendet der Papst als Staatsoberhaupt des Vatikanstaates bei seinen Auslandsreisen Grußtelegramme an die Amtskollegen jener Länder, die er gerade überfliegt.

Franziskus landete in der Nacht (deutscher Zeit) nach gut zwölfstündigem Flug am Militärflughafen von Bogotá. Wegen des Hurrikans Irma über der Karibik musste die Maschine einen Umweg nehmen. Zum Empfang hatte Kolumbiens Regierung unter anderem Teilnehmer der Friedensverhandlungen mit den Guerilla-Organisationen FARC und ELN, Vertreter der indigenen Verbände, sozialer Stiftungen, Künstler, Sportler, Gouverneure und Bürgermeister eingeladen.

Papst Franziskus umging bei seiner Ankunft das Protokoll und begrüßte Kriegsversehrte des Bürgerkriegs persönlich. Bei dem ungeplanten Zusammentreffen kam es zu emotionalen Szenen. Der Papst begrüßte die ehemaligen Soldaten mit Umarmungen und schüttelte ihre Hände. Seine Weiterfahrt verzögerte sich dadurch.

Im Mittelpunkt des ersten Tages stehen Gespräche mit Vertretern der Regierung und den Bischöfen des Landes sowie ein großer Freiluftgottesdienst in einem Park der Hauptstadt Bogotá.

Einstweilige Waffenruhe vor dem Papstbesuch

Auf dem Flug nach Kolumbien sprach Franziskus bereits vor mitreisenden Journalisten von einer "etwas speziellen Reise". Vor allem wolle er dem Land helfen, auf seinem Friedensweg voranzugehen. In Kolumbien haben sich die Regierung und die linke FARC-Guerilla nach fünf Jahrzehnten bewaffneten Kampfs auf die Umsetzung eines Friedensplans verständigt.

Kurz vor dem Papstbesuch einigte sich die Regierung zudem mit der zweiten Guerillaorganisation ELN auf eine einstweilige Waffenruhe. Allerdings sind Kolumbiens Bevölkerung und Kirche über den Umgang mit der militanten Vergangenheit und die gesellschaftliche Integration der ehemaligen Kämpfer tief gespalten.

Franziskus hatte eine Visite in Kolumbien für den Fall zugesagt, dass der Friedensprozess mit der FARC zu einem guten Ende käme. Das entsprechende Abkommen passierte Ende November das Parlament in Bogota. Es ist die 20. Auslandsreise und die 5. Lateinamerika-Reise des aus Argentinien stammenden Papstes. Vor Franziskus besuchten bereits Paul VI. (1968) und Johannes Paul II. (1986) Kolumbien.

Eines der Kinder, die Franziskus am Flughafen begrüßten, war Emmanuel Rojas, Sohn der über Jahre entführten Politikerin Clara Rojas, einer ehemaligen Mitstreiterin der mit ihr entführten Grünen-Politikerin und Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt. Emmanuel wurde in der Gefangenschaft von Rojas und einem Guerillero gezeugt. Er wurde von der FARC unter bis heute ungeklärten Umständen an ein Hospital und an die staatliche Fürsorge übergeben. Erst nach ihrer Freilassung 2008 konnte Rojas ihren Sohn wiedersehen. Sohn Emmanuel übergab dem Papst als Geschenk eine Friedenstaube der Künstlerin Ana Gonzalez Rojas.

Ex-Miss-Deutschland moderiert Papst-Rahmenprogramm in Bogota

In Kolumbien wird auch eine Deutsche an diesem Donnerstag eine wichtige Rolle spielen. Natalie Ackermann (32), Deutschlands offiziell schönste Frau 2006, steht beim Besuch von Papst Franziskus am heutigen Donnerstag (Ortszeit) in der kolumbianischen Hauptstadt Bogota auf der Bühne. Die deutsche Kandidatin bei der Miss-Universe-Wahl 2006, die der heutige US-Präsident Donald Trump veranstaltete, moderiert das Rahmenprogramm vor erwarteten 800.000 Zuschauern im Parque Simon Bolivar.

Das Kultursekretariat des Erzbistums Bogota sei mit dem Angebot an sie herangetreten, sagte Ackermann der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Die gebürtige Düsseldorferin arbeitet als Schauspielerin und TV-Moderatorin überwiegend in Kolumbien und Mexiko. Sie ist die Tochter einer Kolumbianerin aus Barranquilla sowie eines Deutschen aus Düsseldorf und besitzt sowohl die kolumbianische als auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Seit einigen Wochen wohnt Ackermann wieder in Bogota.

Sie sei geehrt, ihren Teil "zum Gelingen des Papstbesuchs beitragen zu dürfen", so Ackermann. Ihr Arbeitstag beginnt um 09.00 Uhr Ortszeit (16.00 Uhr deutscher Zeit), wenn viele tausend Besucher zum Freiluftgottesdienst in den Parque Simon Bolivar strömen. "Ich werde die Besucher begrüßen und sie über den Ablauf informieren. Die Wartezeit bis zum Eintreffen des Papstes am Nachmittag ist ja sehr lang; umso wichtiger wird es sein, die Menschen zu informieren und zu unterhalten."

Ackermanns Aufgabe endet mit dem Eintreffen des Papstes (gegen 23.15 Uhr deutscher Zeit) und dem Beginn des Gottesdienstes. Unterstützt wird sie hinter den Kulissen von ihrem Bruder Nico (19) aus Grevenbroich bei Neuss. Er sei eigens aus Deutschland nach Bogota angereist.


Quelle:
KNA