Beim Angelus-Gebet ging der Papst auf Jesu Worte zum Reich Gottes und der Saat ein; er bezog sich dabei auf das vierte Kapitel des Markusevangeliums (vgl. Mk 4, 26-34). Wenn der Samen einmal im Boden liege und wachse, sei das Zutun des Sämannes begrenzt, habe Jesus in diesem Gleichnis betont.
Ähnlich verhalte es sich mit dem Reich Gottes: auch dieses Aufgehen in der Welt hänge nicht so sehr von uns Menschen ab, sondern sei vor allem "Ausdruck der Kraft und Güte Gottes" und "des Heiligen Geistes, den Er in seinem Gottesvolk voranträgt", formulierte Franziskus. Christen sollten stets auf dieses "geheimnisvolle Wachsen und Keimen" vertrauen, appellierte der Papst an die rund 15.000 Menschen auf dem Petersplatz.
"Denkt daran: Gott rettet immer, er ist der Erlöser"
Mit ihren Vorgängen und Akteuren scheine die Geschichte manchmal gegen den Plan Gottes zu gehen. "Wir aber sind dazu gerufen, diese Phasen als Zeiten der Probe, der Hoffnung und in wacher Erwartung der Ernte zu leben. Denn gestern wie heute wächst das Reich Gottes in der Welt auf mysteriöse und überraschende Weise und zeigt die versteckte Macht und sieghafte Lebenskraft des kleinen Samens auf", so der Papst.
In den Tiefen persönlicher und gesellschaftlicher Ereignisse, die manchmal einen Schiffbruch der Hoffnung markieren, müsse man weiter auf das leise, doch kraftvolle Wirken Gottes vertrauen. Der Papst betonte: "Deshalb dürfen wir uns in dunklen und schweren Stunden nicht geschlagen geben, sondern müssen Gott und seiner Anwesenheit, die immer rettet, treu bleiben. Denkt daran: Gott rettet immer, er ist der Retter."
"Nicht immer planen, berechnen, vorhersehen"
In Jesu Gleichnis vom Senfkorn werde dieses "unvorhersehbare, überraschende Wachstum" weiter deutlich, führte der Papst aus. Wer hätte gedacht, dass dieser winzige, kleine Samen zur größten Pflanze heranwachsen würde? Glauben bedeute Offenheit für dieses Potential und auch, das "Planen, Berechnen, Vorhersehen" einmal beiseite zu lassen, so Franziskus. Wir sollten uns vielmehr Gottes Plan für uns stärker hingeben – nicht nur im persönlichen Bereich.
Der Papst lud dazu ein, auf "die kleinen und großen Gelegenheiten des Guten achten, die der Herr uns anbietet". Die Wahrhaftigkeit des kirchlichen Auftrages bestehe nicht im Erfolg oder der Vergütung durch Resultate, "sondern im mutigen, vertrauensvollen und demütigen Weitergehen und Sich-Gott-Anvertrauen".
Jeder "aufgerufen, Flüchtlingen nahe zu sein"
Nach der Auslegung des Evangeliums rief Franziskus zum Gebet für den Jemen dazu auf. Die Internationale Gemeinschaft müsse alles für die Aufnahme von Verhandlungen zwischen den Kriegsparteien im Jemen tun. Es müsse unbedingt verhindert werden, "dass sich die ohnehin tragische menschliche Lage dort weiter verschlechtert", sagte er auf dem Petersplatz. Mit Sorge verfolge er die Situation der Menschen im Jemen, "die von dem jahrelangen Konflikt ausgelaugt sind", so Franziskus.
Er erinnerte an den Weltflüchtlingstags kommenden Mittwoch, an dem über den UN-Globalpakt Migration verhandelt wird und brachte seine Hoffnung zum Ausdruck: Ich hoffe, dass die beteiligten Staaten eine Einigung erreichen, um mit Verantwortung und Menschlichkeit jene zu schützen, die gezwungen sind, ihr Land zu verlassen". Ein jeder sei "aufgerufen, Flüchtlingen nahe zu sein", mahnte Franziskus. In solchen Begegnungen sowie "in gegenseitigem Respekt und Beistand liegt die Lösung für viele Probleme", so der Papst. Bereits vorher hatte er in seiner täglichen Twitter-Nachricht gefordert: "Lasst uns mit konkreten Gesten der Solidarität den Weg der Migranten und Flüchtlinge begleiten."