Papst Franziskus hat am Donnerstag die Kirche Santa Maria degli Angeli bei Assisi besucht - und sich dort spontan als Beichtvater zur Verfügung gestellt. Anlass war ein Gebet in der Portiuncula-Kapelle innerhalb der Basilika. Der Überlieferung zufolge hatte dort der Ordensgründer und Armutsprediger Franziskus (1181-1226) vor 800 Jahren einen Ablass erwirkt, der noch heute allen Katholiken zugänglich ist.
In einer spontanen Einlassung rief der Papst die begleitenden Bischöfe und Priester auf, sich den Gläubigen in der Basilika für das Sakrament der Versöhnung zur Verfügung zu stellen, und setzte sich selbst in einen Beichtstuhl.
Eingeschlossen in Groll
Zuvor hatte Franziskus in einer Ansprache betont, die Welt brauche Vergebung. "Die Barmherzigkeit in der Welt von heute zu bezeugen, ist eine Aufgabe, der sich keiner von uns entziehen kann", sagte er. Zu viele Menschen lebten eingeschlossen in Groll und Hass, weil sie unfähig seien zu vergeben. "Und so verderben sie ihr eigenes Leben und das anderer", sagte der Papst.
Er erinnerte an die Worte, die sein Namenspatron, der heilige Franziskus, nach der Überlieferung an der selben Stelle zum Volk und zu den Bischöfen sagte: "Ich will euch alle ins Paradies schicken." Die Vergebung sei der Hauptweg, dem man folgen müsse, um an jenen Platz im Paradies zu gelangen, sagte Franziskus. Wie der Asket Franz von Assisi strebt der Papst eine Kirche der Armen an. Es ist sein zweiter Besuch in der Stadt.
Reise zum Jubiläum
Anlass der etwa zweistündigen Reise war das 800. Jubiläum des "Portiuncula-Ablasses". In der Kapelle bat Franz von Assisi im Jahr 1216 Papst Honorius III. um einen Ablass für alle, die dort um Vergebung ihrer Sünden baten. Der Namenspatron des heutigen Papstes, der in Assisi den Franziskanerorden gegründet hatte, wurde zwei Jahre nach seinem Tod heiliggesprochen.
Bei seinem Eintreffen war der Papst vom Generaloberen des Franziskanerordens, Michael Perry, in der Vorhalle der Basilika begrüßt worden. Zu dem stillen Gebet und einer anschließenden Ansprache waren in dem Gotteshaus mehrere Hundert Gäste und Gläubige zugelassen. Als Franziskus durch die Kirche schritt, um zur Portiuncula-Kapelle zu gelangen, kam es zu Rangeleien zwischen Besuchern und Sicherheitskräften. Der Papst zeigte sich angesichts des Gedränges gelassen.