Papst betont Wesensverschiedenheit von Frauen und Männern

Katholische Universität distanziert sich

Immer wieder bekommt Papst Franziskus in diesen Tagen bei seinem Besuch in Belgien Gegenwind. Nun hat sich eine katholische Universität offiziell von seinen Worten distanziert. Es ging um seine Äußerungen über Männer und Frauen.

Papst Franziskus nimmt an einem Treffen mit Bischöfen, Diakonen und Ordensleuten in der Herz-Jesu-Basilika in Brüssel teil. / © Andrew Medichini/AP (dpa)
Papst Franziskus nimmt an einem Treffen mit Bischöfen, Diakonen und Ordensleuten in der Herz-Jesu-Basilika in Brüssel teil. / © Andrew Medichini/AP ( dpa )

Die Katholische Universität Louvain hat sich nach einer Rede des Papstes von dessen Äußerungen über Unterschiede von Frauen und Männern distanziert. Papst Franziskus hatte am Samstagnachmittag vor Studierenden und Lehrenden der Hochschule gesagt: "Was für die Frau charakteristisch ist, was weiblich ist, wird nicht durch Konsens oder Ideologien festgelegt. Und die Würde wird durch ein ursprüngliches Gesetz gesichert, das nicht auf Papier geschrieben, sondern dem Leib eingeschrieben ist. Die Würde ist ein unschätzbares Gut, eine ursprüngliche Qualität, die kein menschliches Gesetz geben oder nehmen kann."

Später hatte er in improvisierter Rede hinzugefügt: "Frau ist fruchtbares Empfangen, Sorge, lebendige Hingabe - deshalb ist die Frau wichtiger als der Mann."

Für mehr Inklusion

Dazu erklärte die Hochschule "ihr Unverständnis und ihre Nichtzustimmung zu der von Papst Franziskus vorgebrachten Position über die Rolle von Frauen in Kirche und Gesellschaft." Die Worte des Papstes über das Wesen der Frau seien eine "deterministische und reduktionistische Position", von der sich die Universität distanziere.

Papst Franziskus wird am 27. September 2024 von Rektor Luc Sels begrüßt, als er zu einem Treffen mit den Professoren im Promotiezaal der Katholischen Universität von Leuven ankommt. / © Andrew Medichini/AP (dpa)
Papst Franziskus wird am 27. September 2024 von Rektor Luc Sels begrüßt, als er zu einem Treffen mit den Professoren im Promotiezaal der Katholischen Universität von Leuven ankommt. / © Andrew Medichini/AP ( dpa )

Weiter heißt es in der Erklärung: "Die katholische Universität Louvain ist einer inklusive Hochschule und dem Kampf gegen sexistische und sexuelle Gewalt verpflichtet. Sie unterstreicht ihren Wunsch, dass jeder Mensch in ihr und in der Gesellschaft sich entwickeln und Erfolg haben kann, unabhängig von Herkunft, geschlechtlicher Identität oder sexueller Orientierung. Sie ruft die Kirche auf, demselben Weg zu folgen, ohne jegliche Form der Diskriminierung". Zugleich heißt es in der Erklärung, dass die Universität mit anderen Ausführungen des Papstes, etwa zum Klimaschutz oder gegen die Religion als Machtinstrument, übereinstimme.

Papst fühlt sich von Uni unfair behandelt

Auf dem Rückflug von Brüssel nach Rom verteidigte der Papst am Sonntagnachmittag seine Äußerungen. Es sei unmenschlich, Frauen zu vermännlichen. Die Kirche sei weiblich, sie sei die Braut Christi, deshalb sei das Weibliche in der Kirche wichtiger als das Männliche.

Wer das nicht verstehe, denke nicht scharf genug nach und wolle diese Worte nicht hören. "Die Frau ist dem Mann gleichgestellt, und im Leben der Kirche ist die Frau höhergestellt, weil die Kirche weiblich ist. Die weibliche Mystik ist wichtiger als das Amt der Männer", so der Papst. Das zu sagen, sei nicht antiquiert. Ein übertriebener Feminismus funktioniere genau so wenig wie ein Maskulinismus.

Papst Franziskus spricht mit Journalisten auf dem Rückflug nach Rom am Ende seines viertägigen Besuchs in Belgien und Luxemburg. / © Andrew Medichini/AP POOL/AP (dpa)
Papst Franziskus spricht mit Journalisten auf dem Rückflug nach Rom am Ende seines viertägigen Besuchs in Belgien und Luxemburg. / © Andrew Medichini/AP POOL/AP ( dpa )

Hart kritisierte der Papst die Erklärung der Universität, die nach seinem Vortrag am Samstagnachmittag verbreitet wurde. Darin hatte sich die Hochschule von den Worten des Papstes über das Wesen der Frau distanziert und sie als "reduktionistisch" verurteilt. Diese Erklärung sei bereits vorbereitet gewesen, während er noch sprach, beklagte der Papst. Das sei unmoralisch.

Gegen Unterdrückung

Am dritten Tag seiner Belgienreise musste sich Papst Franziskus mit der Kritik von katholischen Akademikern auseinandersetzen. Dabei verteidigte er an der Katholischen Universität von Louvain-la-Neuve die kirchliche Lehre, wonach es einen Wesensunterschied zwischen den Geschlechtern gibt. Daraus leitet das katholische Lehramt unter anderem die Folgerung ab, dass nur Frauen Mütter und nur Männer Priester sein können.

Vor Lehrenden und Studierenden führte Franziskus aus, die Kirche wende sich gegen jede Form von Unterdrückung und Ausgrenzung. Es gehe darum, "sich zwischen der Manipulation der Natur und der Kultivierung der Natur zu entscheiden. Das betrifft auch unser Inneres".

Gottesebenbildlichkeit

Einen Begriff von Benedikt XVI. aufgreifend, sprach Franziskus in diesem Kontext "von der menschlichen Ökologie", dazu gehöre auch das Nachdenken über die Rolle der Frau in der Kirche. Der Papst räumte ein: "Gewalt und Ungerechtigkeit wiegen hier schwer, ebenso wie ideologische Vorurteile." 

Dennoch gelte es, die Frage zu stellen: "Wer ist die Frau und wer ist die Kirche? Die Kirche ist das Volk Gottes, kein multinationaler Konzern. Im Volk Gottes ist die Frau Tochter, Schwester und Mutter. So wie ich Sohn, Bruder und Vater bin. Das sind Beziehungen, die unsere Gottesebenbildlichkeit zum Ausdruck bringen."

"Die Kirche ist weiblich!"

Weiter sagte der Papst: "Was für die Frau charakteristisch ist, was weiblich ist, wird nicht durch Konsens oder Ideologien festgelegt. Und die Würde wird durch ein ursprüngliches Gesetz gesichert, das nicht auf Papier geschrieben, sondern dem Leib eingeschrieben ist. Die Würde ist ein unschätzbares Gut, eine ursprüngliche Qualität, die kein menschliches Gesetz geben oder nehmen kann. Ausgehend von dieser gemeinsamen und geteilten Würde entfaltet die christliche Kultur in verschiedenen Kontexten immer wieder aufs Neue die Berufung und Sendung des Mannes und der Frau und ihr gegenseitiges Füreinandersein, in Gemeinschaft. Nicht einer gegen den anderen, das wäre Feminismus oder Maskulinismus, in gegensätzlichen Ansprüchen, sondern einer für den anderen."

Ansprache von Papst Franziskus. / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Ansprache von Papst Franziskus. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Mehrfach betonte der Papst: "Vergesst nicht: Die Kirche ist weiblich!" An einer Stelle fügte er abweichend vom Redemanuskript hinzu: "Daher ist die Frau wichtiger als der Mann, und es ist hässlich, wenn die Frau sich zum Mann machen will. Frau ist Frau." Die Anwesenden, die meisten von ihnen Studierende, quittierten die Ausführungen des Papstes mit langanhaltendem Applaus.

Brief von Lehrkräften und Studierenden

Mit seinen Ausführungen reagierte der Papst auf einen gemeinsamen Brief von Lehrkräften und Studierenden, der zuvor von einer Sprecherin vorgetragen worden war. Ausgangspunkt war eine kritische Auseinandersetzung mit dem Päpstlichen Umwelt-Lehrschreiben "Laudato si". In dem Brief heißt es: "Der Aufruf zu einer ganzheitlichen Entwicklung erscheint uns wenig vereinbar mit den kirchlichen Haltungen zur Homosexualität und der Rolle der Frauen in der Kirche."

Und weiter: "Bleiben wir in der Konsequenz nicht doch bei einer ungerechten Aufteilung der Aufgaben im Namen einer sogenannten natürlichen Neigung, die auf eine Teilung der Arbeit gemäß dem Geschlecht hinausläuft? Die katholische Theologie hat im Übrigen die Tendenz gehabt, die Teilung mithilfe einer "Theologie der Frau" zu verstärken, die ihre Mutterrolle betont und zugleich ihren Zugang zu den Weiheämtern untersagt."

Die Enzyklika des Papstes wird mit den Worten kritisiert: "Laudato si hat Ansätze für eine vielversprechende Reflexion über die Inklusion aller in sich. Aber wie so oft in der Kirchengeschichte werden die Frauen unsichtbar gemacht." Dies habe auch negative Folgen für das Herangehen an die ökologische Krise, nötig sei ein Paradigmenwechsel. Auch die Idee eines Vatergottes, der außerhalb der Schöpfung steht, wird in dem Schreiben in Frage gestellt. Sie entspreche nicht einer "reifen und vielfältigen Menschheit".

 

Quelle:
KNA