Papst Franziskus hat die Opfer und Angehörigen von Missbrauch durch Geistliche in Chile um Verzeihung gebeten. In seiner Ansprache vor Mitgliedern der Regierung und des Diplomatischen Corps in der Hauptstadt Santiago sagte er am Dienstagmorgen, Ortszeit: "Ich kann nicht umhin, den Schmerz und die Scham zum Ausdruck zu bringen, die ich im Angesicht jenes nicht wieder gutzumachenden Schadens empfinde, der Kindern durch Geistliche zugefügt worden ist."
Für diese Aussage erhielt der Papst spontan langen Beifall. Zusammen mit den Bischöfen des Landes wolle er die Opfer "mit allen Kräften unterstützen" und sich "dafür einsetzen, dass sich das nicht wiederholt", so Franziskus.
Demonstrationen gegen sexuellen Missbrauch
Zu Beginn des Besuchs in Chile hatte es am Montagabend am Fahrtweg des Papstes Demonstrationen gegen sexuellen Missbrauch in der Kirche gegeben. Kurz vor seiner Ankunft hatte eine Website die Namen von 80 katholischen Geistlichen veröffentlicht, denen angeblich sexueller Missbrauch vorgeworfen wird. Auf der Liste stünden Geistliche, deren Taten längst bekannt sein könnten, wenn es eine entsprechende Meldepflicht für die katholische Kirche in Chile gäbe, heißt es auf der Website "BishopAccountability.org".
Derweil kündigten katholische Laien weitere Proteste während des Papstbesuchs an. Sie werfen dem Bischof von Osorno, Juan Barros, vor, Fälle von Kindesmissbrauch vertuscht zu haben. Barros weist alle Vorwürfe zurück. In dem im Süden Chiles gelegenen Bistum kommt es seit mehr als einem Jahr immer wieder zu Protesten gegen den Bischof.
Vor Papstbesuch bei Mapuche: Wieder zwei Kapellen niedergebrannt
Neben Protesten kam es auch zu Brandanschlägen auf Kirchen. Das berichtet das Nachrichtenportals "24Horas" am Dienstag. Vor dem Besuch von Papst Franziskus sind in der Unruheprovinz La Araucania zwei kleine Kirchen abgebrannt. Laut Bericht handelt es sich um zwei Kapellen, die bis auf die Grundmauern niederbrannten. Ein Sprecher der Feuerwehr erklärte, wegen der massiven Zerstörung sei es schwierig, Beweismaterial für die Brandursache zu ermitteln. Auffällig sei allerdings, dass beide Kapellen fast zeitgleich brannten. In anderen Berichten war sogar von drei attackierten Kirchen die Rede.
Zuletzt gab es in Chile immer wieder Brandanschläge auf kirchliche Einrichtungen, zu der sich radikale Angehörige der Minderheit der Mapuche bekannten. Die indigene Gruppe "Weichan Auka Mapu" begründete ihre Anschläge damit, dass Kirchenvertreter mitverantwortlich für Repressionen gegen die Mapuche seien. Staatspräsidentin Michelle Bachelet hatte sich erst vor wenigen Wochen für das historische Unrecht entschuldigt, das den Mapuche in der jüngsten Geschichte widerfahren sei, und zu einem Dialog eingeladen.