Rund 30 Demonstranten sind im Süden Chiles am Rande eines Protests gegen die Regierung festgenommen worden. Die Demonstrationen richteten sich gegen die sozialistische Regierung von Michelle Bachelet, die dem Papst nicht das richtige Bild der chilenischen Realität zeige, berichten lokale Medien (Dienstagmorgen Ortszeit).
In der Stadt Concepcion kam es dabei laut Polizeiangaben zu Ausschreitungen. Dort hatten die Behörden keine Genehmigung für die Demonstration erteilt. Laut den Organisatoren wurden rund 200 Menschen am Protest gehindert. "Wir sind nicht gegen den Besuch des Papstes, wir sind gegen das Bild, dass die Regierung zu vermitteln versucht", sagte ein Sprecher dem örtlichen Fernsehen.
Lokalen Medienberichten zufolge gesellten sich auch einige Pro-Mapuche-Demonstranten zu den Protestzügen. Sie kämpfen für Rechte der chilenischen Ureinwohner. Vertreter indigener Organisationen kritisierten zuletzt den Bischof von Temuco, Hector Vargas, weil sich dieser einem direkten Dialog über die Papstmesse auf der umstrittenen Militärbasis Maquehue am Mittwoch entzogen habe. Dort waren zu Diktaturzeiten politische Gegner gefoltert worden. Das Grundstück gehörte einst den Mapuche.
Papst-Presseschau: Euphorie in Chile, Skepsis in Argentinien
Der Auftakt der Reise von Papst Franziskus nach Chile bestimmt indes die Titelseiten der chilenischen Medien. "Ein Papst ein weiteres Mal in Chile, 30 Jahre danach", schreibt "La Tercera" auf Seite eins, mit einem blatthohen Bild des Papstes nach seiner Ankunft am Flughafen. Das Blatt widmet seine gesamten ersten 20 Seiten der Berichterstattung über die Papstreise.
Auch die Zeitung "El Mercurio" titelt mit einem Bild von Franziskus im Papamobil. "Chile begrüßt Papst Franziskus mit Freude", heißt es dort. In der Unruheregion "La Araucania" schaut das Blatt "El Austral" bereits nach vorne: "Alles bereit für den Papst", schreibt es mit Blick auf den Besuch am Mittwoch in Temuco.
In Argentinien, dem Heimatland des Papstes, widmet sich die Zeitung "Clarin" der Frage: "Wer hat Schuld daran, dass der Papst nicht hierherkommt?" Auch fünf Jahre nach seiner Wahl hat Franziskus bislang Argentinien nicht wieder besucht. Zugleich zieht "Clarin" ein ernüchterndes Fazit der Ankunft des Papstes: "Wenig Enthusiasmus und weniger Argentinier als erwartet." "Die Chilenen reagieren mit Apathie. Die argentinische Botschaft erklärt, dass die Zahlen über die Ankunft der Argentinier übertrieben würden", heißt es bei "Clarin".
Die Zeitung "La Nacion" zeichnet ein ähnliches Bild: "Die Argentinier zwischen der Euphorie von Freiwilligen und dem Desinteresse von Touristen. Tausende haben die Bergkette überquert, um Franziskus zu sehen, und stehen inmitten von Reisenden, die lieber shoppen gehen wollen."
Auch in Peru, dem zweiten Ziel des knapp einwöchigen Papstbesuchs, beherrscht der Auftakt der Reise die Medienberichterstattung.
"Franziskus ist am Montag in Chile angekommen, wo ihn Tausende Katholiken erwarteten, aber auch wütende Gruppen von Missbrauchsopfern von Geistlichen zusammen mit Indigenen und Migranten, die eine gerechtere Behandlung einfordern", schreibt "El Comercio". Die Zeitung "La Republica" erinnert an die Jugend des Papstes: "Er lebte in seiner Jugend für ein Jahr in Chile - und gab zu, dass er eine besondere Nähe zum dem Land hat."
15.000 Tickets für Papstmesse an Grenzübergängen
Um dem Ansturm von argentinischen Pilgern gerecht zu werden, haben die chilenischen Behörden und die Kirche in Temuco rund 15.000 Eintrittskarten für die Papstmesse an die Grenzübergänge geschickt. Dort sollen sie laut örtlichen Medienberichten an argentinische Pilger verteilt werden, die am Mittwoch am Papstgottesdienst auf der Base Maquehue teilnehmen wollen. Insgesamt erwarten die chilenischen Behörden während des noch bis Donnerstag andauernden Papstbesuches rund 800.000 Argentinier in Chile, die ihren Landsmann live sehen wollen. Seit seiner Wahl vor rund fünf Jahren hat der Papst sein Heimatland Argentinien noch nicht besucht.
Diktaturopfer in Chile bitten Papst um Hilfe
Angehörige der Vereinigung von vermissten Opfern aus der Militärdiktatur (1973 bis 1990) in Chile haben Papst Franziskus unterdessen um Mithilfe gebeten. Drei Vertreter der Organisation werden das Kirchenoberhaupt im Rahmen seines bis Donnerstag dauernden Besuchs treffen. "Wir werden den Papst bitten, dass er den Militärs mitteilt, dass es ein Ende haben muss mit den geheimen Absprachen und dem Verschweigen. Wir wollen wissen wo unsere Angehörigen sind - ohne Ausnahme", sagte einer der Opfervertreter chilenischen Medien am Dienstag.
In Chile wurden während der Diktatur unter General Pinochet (1973-1990) nach offiziellen Angaben rund 33.000 Menschen aus politischen Gründen eingesperrt und gefoltert. Rund 3.200 Menschen starben an Folgen staatlicher Gewalt; 1.192 Menschen verschwanden spurlos.