Welby, Primas der Kirche von England sowie Ehrenoberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft, sollte am Donnerstagabend an einem Gottesdienst mit Papst Franziskus teilnehmen. Am Ende der Feier in der römischen Basilika Sankt Paul vor den Mauern wollten die beiden Kirchenführer anglikanisch-katholische Bischofspaare beauftragen, die Einheit der Christen zu bezeugen. Der Gottesdienst bildet zugleich den Abschluss der Gebetswoche für die Einheit der Christen.
Seit Dienstag findet in Rom und anschließend in Canterbury ein anglikanisch-katholisches Gipfeltreffen statt. Die Begegnungen und Gebete bis Montag sollen die Verbundenheit zwischen den beiden christlichen Kirchen stärken. Mehr als 50 Bischöfe aus 27 Ländern nehmen an dem Gipfel "Growing together" ("Gemeinsam wachsen" oder "Zusammenwachsen") teil. Organisiert wird er von der Internationalen anglikanisch-römisch-katholischen Kommission für Einheit und Mission (IARCCUM).
Bruch mit dem Papst
Die anglikanische Kirche entstand zur Zeit der Reformation in England. König Heinrich VIII. brach 1533 mit dem Papst, weil dieser sich weigerte, die Ehe des Königs zu annullieren. Später übernahm die anglikanische Kirche Elemente der Reformation, dennoch blieb sie in ihrer Liturgie und Theologie der katholischen Kirche relativ nahe.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es auch kirchenpolitische Annäherungen. Heute setzen Papst Franziskus und Erzbischof Welby auf Austausch und Freundschaft. Im Südsudan traten beide 2023 gemeinsam auf. Zur anglikanischen Kirche gehören weltweit zwischen 77 und 85 Millionen Mitglieder; zur katholischen rund 1,4 Milliarden.