"Man kann Gott nicht auf eine Weise verkünden, die im Widerspruch zu Gott steht", sagte er am Montagnachmittag (Ortszeit) beim Besuch einer Kirchengemeinde in Edmonton. Leider sei das oft in der Geschichte passiert. Gott biete sich demütig an, Menschen versuchten dagegen, ihn aufzuzwingen und in seinem Namen sich selbst aufzudrängen. "Im Namen Jesu, dies möge in der Kirche nicht mehr vorkommen", so das Kirchenoberhaupt.
Neuanfang sei immer notwendig
Beim Treffen mit Mitgliedern der Herz-Jesu-Pfarrei in Edmonton, zu der indigene Kanadier wie Nachkommen europäischer Einwanderer gehören, deutete Franziskus zudem an, wie er sich weitere Versöhnung zwischen Indigenen, Einwanderern und der Kirche vorstellt. "Gesten und Besuche mögen wichtig sein", so Franziskus, "aber die meisten Worte und Aktivitäten der Versöhnung finden vor Ort statt, in Gemeinschaften wie dieser, wo Menschen und Familien Tag für Tag Seite an Seite leben."
Gleichzeitig räumte der Papst ein, dass Versöhnung oft sehr schwer sein könne. Zumal wenn sie im Namen Christi geschehen soll und man angesichts der Vergangenheit in kirchlichen Einrichtungen "nur Wut und Scham empfinden" könne. Nichts könne "verletzte Würde, erlittenen Schmerz und verratenes Vertrauen auslöschen. Auch sollte die Scham von uns Glaubenden niemals ausgelöscht werden", mahnte Franziskus. Ein Neuanfang sei aber immer notwendig.
Weniger die eigene Leistung ...
Weiter sagte der Papst: Um sich untereinander und mit der Vergangenheit zu versöhnen, "mit erlittenem Unrecht und verletzten Erinnerungen, mit traumatischen Ereignissen, die kein menschlicher Trost heilen kann", sollten Menschen gemeinsam "auf Jesus schauen, der in so vielen Schülern der Internatsschulen gekreuzigt wurde". Versöhnung sei im Grunde weniger Ergebnis eigener Leistung, sondern ein Geschenk Gottes.
In der 1913 gegründeten Kirchengemeinde "Sacred Heart" leben relativ viele Angehörige der First Nations, also ursprüngliche Bewohner des heutigen Kanada. Die Pfarrei wurde 1991 vom damaligen Erzbischof zur Nationalkirche der indigenen First Nations, Metis und Inuit erklärt. Heute leben auch viele Migranten und Flüchtlinge dort.