Der Papst hat sich bestürzt über den eskalierenden Machtkampf in Venezuela geäußert. "Ich leide darunter", sagte er auf dem Rückflug vom katholischen Weltjugendtag in Panama nach Rom vor mitreisenden Journalisten. "Ich habe Angst vor einem Blutvergießen." Das venezolanische Volk leide.
Darum bitte er alle Beteiligten um eine gerechte und friedliche Lösung. Er selbst wolle sich in dem anhaltenden Konflikt nicht auf die Seite einer Partei schlagen, so das Kirchenoberhaupt. "Das wäre eine pastorale Fahrlässigkeit, die Schaden anrichten könnte." Auch auf Twitter äußerte sich das Kirchenoberhaupt über Venezuela. Er habe viel an ddas venezolanische Volk gedacht, schreibt er - und bitte um Gebet.
Franziskus hatte sich bereits während seines Besuchs in Panama vergangene Woche ähnlich zu den Unruhen in Venezuela geäußert. Am Sonntag sagte der Papst während eines Angelus-Gebets, die Lage in dem sozialistisch regierten Land sei "gravierend". Er sei dem venezolanischen Volk in diesen Stunden besonders nahe und bete für eine "gerechte, friedliche Lösung".
"Situation wird täglich schwieriger"
Unterdessen beklagte der Malteser Hilfsdienst am Sonntag in Köln, die wirtschaftliche und politische Krise in Venezuela zwinge immer mehr Menschen zur Flucht über die Grenzen. "Die Situation wird täglich schwieriger. Wir sehen, dass viele Menschen auf der Straße leben, unter Brücken hausen und durch diese Lebenssituation sehr krank werden", schilderte der Leiter von Malteser International Amerika, Ravi Tripptrap, die Situation an der Grenze in der kolumbianischen Stadt Riohacha. Das Aufnahmeland Kolumbien sei "völlig überlastet".
Tripptrap ergänzte: "Drei Millionen Menschen sind auf der Flucht, denn in Venezuela gibt es nicht mehr genug zu essen, die Regale in den Supermärkten sind leer, die Inflationsrate liegt bei über eine Million, das wirtschaftliche System ist quasi zusammengebrochen." Die Lage werde sich weiter zuspitzen, so lange die Situation in Venezuela so desolat ist.
Frist für Neuwahlen
Frankreich, Spanien, Deutschland und Großbritannien hatten dem venezolanischen Staatschef Nicolás Maduro zuvor eine Frist von acht Tagen gesetzt, um Neuwahlen abzuhalten. Ansonsten würden sie Parlamentspräsident Juan Guaidó als Interimsstaatschef anerkennen.
"Wir machen als Europäer deutlich: Die Venezolanerinnen und Venezolaner müssen frei über ihre Zukunft entscheiden können. Um Frieden und Rechtsstaatlichkeit wiederherzustellen, braucht es einen friedlichen und glaubwürdigen politischen Prozess im Einklang mit der venezolanischen Verfassung", sagte Außenminister Heiko Maas (SPD) am Wochenende in Berlin.
Wenn Nicolas Maduro nicht "umgehend den Weg zu glaubwürdigen Neuwahlen freimacht, sind wir bereit, Juan Guaido als Interimspräsidenten anzuerkennen, damit er diesen politischen Prozess einleitet", so der Minister. Denn die Nationalversammlung sei die einzige demokratisch legitimierte Vertretung des venezolanischen Volkes. Maas unterstrich weiter, dass Europa in dieser wichtigen Frage mit einer Stimme spreche. "Wir werden auch das weitere Vorgehen eng mit den EU-Partnern abstimmen", hieß es. (KNA/ 27.1.19)