Papst Franziskus äußert sich zu US-Präsidentschaftswahl

"Das geringere Übel wählen"

Auf dem Rückflug aus Singapur äußert sich Papst Franziskus zum US-Wahlkampf. Die fast zweiwöchige Asien-Reise hat der 87-Jährige offenbar gut überstanden. Bei vielen Treffen stand der interreligiöse Dialog im Mittelpunkt. 

Weißes Haus in Washington / © Pablo Martinez Monsivais (dpa)
Weißes Haus in Washington / © Pablo Martinez Monsivais ( dpa )

Papst Franziskus hat die Katholiken in den USA dazu aufgerufen, bei der Präsidentschaftswahl am 5. November ihre Stimme abzugeben. Eine konkrete Wahlempfehlung gab er nicht. Man müsse "das geringere Übel wählen", sagte der Papst bei einer Pressekonferenz an Bord seines Flugzeugs zum Abschluss seiner 45. Auslandsreise. 

Papst Franziskus spricht zum Abschluss seiner Asienreise mit Journalisten an Bord des Flugzeugs am 13. September 2024 beim Rückflug vom Internationalen Flughafen "Changi" in Singapur nach Rom (Italien) / © Lola Gomez/CNS photo (KNA)
Papst Franziskus spricht zum Abschluss seiner Asienreise mit Journalisten an Bord des Flugzeugs am 13. September 2024 beim Rückflug vom Internationalen Flughafen "Changi" in Singapur nach Rom (Italien) / © Lola Gomez/CNS photo ( KNA )

Diese hatte ihn nach Südostasien und Papua-Neuguinea geführt. Das Kirchenoberhaupt kam am Freitagabend wieder nach Rom zurück.  

Recht auf Abtreibung oder Agitation gegen Migranten

Eine Reporterin hatte in ihrer Frage nach einer Stellungnahme des Papstes zu den US-Präsidentschaftswahlen aufgezählt, dass der republikanische Kandidat Donald Trump gegen Migranten vorgehen will und die demokratische Kandidatin Kamala Harris ein Recht auf Abtreibung verteidigt. 

 

"Seien wir uns im Klaren darüber, dass es eine schwere Sünde ist, Migranten nicht willkommen zu heißen", sagte der Papst. Ein Schwangerschaftsabbruch hingegen bedeute, "ein menschliches Wesen zu töten".  Papst Franziskus war am 2. September zur längsten Auslandsreise seines Pontifikats aufgebrochen. 

In elf Tagen besuchte er Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur.  In Singapur lobte Franziskus die wirtschaftliche Entwicklung des Landes und dessen Einsatz für Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Während seines Aufenthalts in dem Stadtstaat vermied es der Papst allerdings, öffentlich kontroverse Themen anzusprechen. 

Todesstrafe in Singapur nicht thematisiert

Franziskus hatte sich in der Vergangenheit immer wieder vehement gegen die Todesstrafe ausgesprochen und bei Besuchen in Staaten, wo diese angewandt wird, das Thema auch zur Sprache gebracht. Nicht so in Singapur. "Es stimmt, das ist mir nicht in den Sinn gekommen", sagte er dazu während der Pressekonferenz auf der Rückreise am Freitag. 

In Singapur waren zuletzt im August zwei Personen wegen Drogenbesitzes hingerichtet worden.  Im Vordergrund der Papstreise stand der interreligiöse Dialog. In Indonesien unterzeichneten Papst Franziskus und Nasaruddin Umar, der Großimam der Moschee Istiqlal, eine gemeinsame Erklärung zur "Förderung des Einklangs der Religionen zum Wohl der Menschheit". 

Papst Franziskus winkt bei einer interreligiösen Begegnung mit Jugendlichen an einer katholischen Schule am 13. September 2024 in Singapur. / © Vatican Media/Romano Siciliani/KNA (KNA)
Papst Franziskus winkt bei einer interreligiösen Begegnung mit Jugendlichen an einer katholischen Schule am 13. September 2024 in Singapur. / © Vatican Media/Romano Siciliani/KNA ( KNA )

Kriege und Konflikte würden auch durch "die Instrumentalisierung von Religion genährt", sagte Franziskus in seiner Ansprache in einem Zelt vor der größten Moschee Asiens in Jakarta. Auch in Singapur betonte der Papst die Notwendigkeit eines konstruktiven Dialogs zwischen Menschen unterschiedlichen Glaubens. 

"Alle Religionen sind ein Weg, um zu Gott zu gelangen", sagte er am Freitagmorgen (Ortszeit) im Catholic Junior College in Singapur.  Ein Besuch in diesem Teil der Welt war bereits für das Jahr 2020 geplant gewesen, musste aber wegen der Corona-Pandemie verschoben werden. 

Erwartungen übertroffen

In den vergangenen Wochen hatten viele Beobachter Bedenken geäußert, dass die lange Reise für den 87-Jährigen zu strapaziös werden könnte. Doch der Papst wirkte bei allen Terminen fit und energiegeladen, verzichtete oft auf die vorbereiteten Texte und nahm sich vor allem für die Begegnungen mit den Menschen viel Zeit.  

Vom 26. bis 29. September steht im päpstlichen Terminkalender auch schon die nächste Reise: nach Belgien und Luxemburg. Im Oktober startet dann in Rom der abschließende Teil der Weltsynode. An Weihnachten eröffnet Papst Franziskus das Heilige Jahr 2025. 

Auf die Frage, ob er auch bald seine argentinische Heimat besuchen werde, antwortete der Papst am Freitag ausweichend. Für eine solche Visite müssten zuerst noch "einige Dinge geklärt" werden. 

Die Gastgeberländer der Papstreise nach Asien und Ozeanien

Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur erwarten Anfang September den Besuch von Papst Franziskus. Ein Überblick der Länder.

Papst Franziskus besteigt auf dem internationalen Flughafen Leonardo Da Vinci ein Flugzeug. Franziskus beginnt eine viertägige Reise nach Bahrain. / ©  Domenico Stinellis/AP (dpa)
Papst Franziskus besteigt auf dem internationalen Flughafen Leonardo Da Vinci ein Flugzeug. Franziskus beginnt eine viertägige Reise nach Bahrain. / © Domenico Stinellis/AP ( dpa )
Quelle:
epd