Unter der heißen Wüstensonne Jordaniens hat Papst Franziskus Samstag seinen dreitägigen Besuch im Nahen Osten begonnen. König Abdullah II. hieß den Gast aus Rom freundlich willkommen - wie vor 50 Jahren bereits sein Vater Hussein Papst Paul VI. begrüßte. Abdullah II., der von Königin Rania begleitet war, würdigte den Papst als "Gewissen der ganzen Welt", als "Brückenbauer"; und Franziskus lobte seinen Gastgeber als "Mann des Friedens". Das Haschemitische Königreich leiste einen hohen Beitrag für den Frieden in der Region, vor allem mit seiner Hilfe für die Flüchtlinge, aber auch mit seinem Eintreten für den christlich-islamischen Ausgleich.
Jordanien ist nur scheinbar die leichteste der drei Etappen des Papstes in Nahost, bevor er am Sonntag ins palästinensische Bethlehem und dann nach Jerusalem weiterreist. Zwar herrscht in dem Königreich weitgehend Ruhe, und das Leben der Christen ist hier leichter als andernorts in der Region. Doch schon in seiner politischen Begrüßungsansprache entfaltete der Papst knapp, aber eindringlich das ganze Bündel von Problemen, denen er in den kommenden Tagen begegnen wird: dem Krieg in Syrien, vor dem inzwischen 1,3 Millionen Menschen allein nach Jordanien geflohen sind; dem seit 66 Jahren ungelösten israelisch-palästinensischen Konflikt; aber auch generell der Lage der Christen in der Region und ihrem Verhältnis zum Islam.
Der Empfang für den Papst war herzlich und farbenfroh. Die Begrüßungszeremonie fand im Königspalast statt. Nach den Nationalhymnen Jordaniens und des Vatikan sorgte ein Beduinen-Korps für orientalisches Flair, als es in lange Gewänder und Palästinenserschals gehüllt im Eilmarsch an den Ehrengästen vorbeizog. Mit Nachdruck forderte Franziskus vor den versammelten Politikern internationale Solidarität mit den Flüchtlingen ein. Jordanien trage hier bereits die Hauptlast und gewähre ihnen großzügige Aufnahme, sei dabei aber auf Unterstützung der Staatengemeinschaft und der Hilfswerke angewiesen.
Papst rief zum Dialog der Religionen und Kulturen auf
Franziskus machte aber auch deutlich, dass er Jordanien generell als wichtigen Akteur und Mittler in den Krisenherden der Region sieht, in Syrien, aber auch für eine gerechte Lösung des israelisch-palästinensischen Konflikts. Auch für den christlich-islamischen Dialog spielen die moderaten islamischen Kräfte Jordaniens nach Ansicht des Papstes eine wichtige Rolle. Von hier kam die Initiative der 138 islamischen Intellektuellen, die nach den Irritationen um die Regensburger Rede von Benedikt XVI. 2006 wieder für ein vernunftbasiertes Gespräch mit dem Vatikan sorgten.
Notwendig sei ein friedvolles Zusammenleben der verschiedenen Religionen, mahnte der Papst. Und unverzichtbar gehöre dazu Religionsfreiheit auch für Christen - im ganzen Nahen Osten. Das sei ein fundamentales Menschenrecht, stellte er klar. Die Christen, die bereits seit der Zeit der Apostel hier lebten, hätten Ansprache darauf; denn sie leisteten durch ihre Schulen und Krankenhäuser in der ganzen Region einen geschätzten Beitrag zum Gemeinwohl. Daher müssten sie auch "Bürger mit vollen Rechten sein".
Erste Großveranstaltung: Heilige Messe im Stadion von Amman
Nachdem er für die Kirche diese Rechte angemahnt hatte, traf Franziskus im Stadion von Amman zu einer Messfeier ein. Die Sportarena, die maximal 25-30.000 Personen fasst, war nicht ganz gefüllt. Aufgrund der aktuellen Lage waren kaum Besucher aus den Nachbarländern Syrien oder Libanon gekommen, wie es bei früheren Papstreisen hier der Fall war. Ein Handicap war, dass Franziskus seine Predigt auf Italienisch hielt. Zwar wurde eine Kurzfassung auf Arabisch verlesen, doch der Gebetsruf des Muezzins einer nahen Moschee beeinträchtigte das Verständnis.
Trotz der Sprachbarriere wurde Franziskus von den Gläubigen mit Jubel und Begeisterung begrüßt, als er vor der Messe im offenen Jeep durch das Stadion fuhr. An dem Gottesdienst nahmen auch mehrere hundert Flüchtlinge teil.
Besuch der traditionellen Taufstelle Jesu am Jordan
Am Samstagabend hat sich Papst Franuiskus begleitet von Jordaniens König Abdullah II. und Königin Rania die Stätte unweit des Toten Meeres zeigen lassen, an der sich seit byzantinischer Zeit ein christlicher Pilgerort befindet. An einer zugänglichen Uferstelle tauchte er die Hand ins Wasser und benetzte die Stirn. Anschließend verweilte er einige Augenblicke im Gebet an dem Grenzfluss zwischen Jordanien und Israel.
Anschließend begab er sich zu einer nahe gelegenen katholischen Kirche, die sich noch im Bau befindet. Deren Grundstein hatte sein Vorgänger Papst Benedikt XVI. während seiner Israel-Reise im Mai 2009 gesegnet. Hier traf er mit syrischen Flüchtlingen und jungen Behinderten zusammen und hörte Berichte über deren Schicksal.
Sonntagmorgen Weiterreise nach Bethlehem
Papst Franziskus reist Sonntag erst nach Bethlehem und von dort weiter nach Jerusalem. Dort will Franziskus am Montag die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem sowie die Klagemauer besuchen. Auf dem Programm stehen auch Gespräche mit Staatspräsident Schimon Peres und Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Zudem will Franziskus auf dem Tempelberg mit dem Großmufti sowie später mit den beiden Oberrabbinern Israels zusammentreffen.