Der Papst wich in seiner Rede vom Manuskript ab, da er offensichtlich Probleme mit den Augen hatte.
"Meine Scheinwerfer funktionieren nicht", scherzte er, deutete auf seine Brille und sprach frei. Bei den Veranstaltungen beim Weltjugendtag in Portugals Hauptstadt hatte er sich in den vergangenen Tagen immer wieder die Augen gerieben. Auch am Vortag hatte er Teile einer vorbereiteten Rede weggelassen.
Ekelt mich Armut an?
Er wolle über konkrete Taten der Liebe sprechen, sagte Franziskus am Freitagmorgen im Sozialzentrum, nachdem er sein Manuskript weggelegt hatte. "Wenn ich einem Bedürftigen, einem Kranken, einem Ausgegrenzten die Hand gebe, mache ich dann das hier, damit sie mich nicht anstecken?", fragte er und wischte seine Hand an seinem Papstgewand ab. "Ekelt mich Armut an? Die Armut anderer? Suche ich immer nach einem destillierten Leben, das in meiner Fantasie existiert, aber nicht in der Realität?"
Wer ein keimfreies Leben wolle, werde keine Spur hinterlassen. Die Wirklichkeit hinterlasse hingegen immer eine Spur; sie könne auch inspirierend sein.
Er nahm die Beichte ab
Am Morgen nahm der Papst drei jungen Menschen beim Weltjugendtag in Lissabon die Beichte ab. Im sogenannten Versöhnungspark sprach er einen 21-jährigen Spanier, eine 19-jährige Italienerin und eine 33 Jahre alte Frau aus Guatemala nach katholischer Praxis von ihren Sünden frei. Der Versöhnungspark mit 150 gelb-weißen Beichtstühlen
wurde eigens für das katholische Großereignis gestaltet. Priester spenden hier in verschiedenen Sprachen das Sakrament der Versöhnung.
Für den Abend steht der für Weltjugendtage traditionelle Kreuzweg des Papstes mit der Jugend auf dem Programm; diesmal im Park "Eduardo VII". Am Samstagmorgen macht der Papst dann einen Abstecher in den Marienwallfahrtsort Fatima. Nach den Abschluss- und Haupt-Events des WJT reist Franziskus nach Rom zurück.
Besuch in Bildungs- und Sozialeinrichtungen
Noch bis Sonntag bleibt der Papst beim Weltjugendtag zusammen mit Hunderttausenden jungen Menschen von allen Kontinenten. Aus Deutschland sind rund 8.500 von ihnen angereist.
Neben Gottesdiensten besucht Franziskus auch Bildungs- und Sozialeinrichtungen. Das katholische Sozialzentrum Centro Social Paroquial Sao Vicente de Paulo, wo er am Freitag war, befindet sich in Lissabons Problemviertel Serafina. Hier sind unter anderem ein Kindergarten, Freizeitangebote sowie Senioren- und Behinderteneinrichtungen untergebracht. Bei seinem Besuch nahm sich der Papst viel Zeit insbesondere für die dort anwesenden Kinder aus sozial schwachen Familien.