Papst Franziskus richtet Spar-Appell an Kardinäle

Ziel ist ein Null-Defizit

Der Vatikan leidet seit Jahren unter knapper werdenden Finanzen. Nun hat der Papst sich mit einem dramatischen Appell an das Kardinalskollegium gewandt. Es geht ums Gürtel-enger-Schnallen und einiges mehr.

Autor/in:
Ludwig Ring-Eifel
Papst Franziskus / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Mit einem dramatischen Sparappell hat sich Papst Franziskus an die Kardinäle der katholischen Kirche gewandt. In einem am Freitag veröffentlichten Brief an das Kardinalskollegium schreibt der Papst, man habe erkannt, "dass die wirtschaftlichen Ressourcen zur Erfüllung des Auftrags begrenzt sind, und dass man streng und seriös mit ihnen umgehen muss, damit die Mühen derer, die zum Vermögen des Heiligen Stuhls beigetragen haben, nicht vergeudet werden".

Papst Franziskus / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Daher seien "weitere Bemühungen aller erforderlich, damit ein Null-Defizit nicht nur ein theoretisches Ideal, sondern ein tatsächlich realisierbares Ziel wird". Um eine Kostenreduktion zu erreichen, fordert der Papst die Kardinäle auf, mit gutem Beispiel voranzugehen. 

Sie sollten sich auf das Wesentliche beschränken, Überflüssiges vermeiden und klare Prioritäten setzen. "Wir müssen uns klarmachen, dass wir vor strategischen Entscheidungen stehen, die mit großer Verantwortung getroffen werden müssen, um die Zukunft unseres Auftrags zu sichern."

Defizit solidarisch ausgleichen

Deshalb müssten Abteilungen, die einen Überschuss verzeichnen, dazu beitragen, das allgemeine Defizit des Heiligen Stuhls auszugleichen. Nur wenn es eine solche Großzügigkeit im Inneren gebe, könne man auch nach außen gehen und um Zuwendungen bitten.

Mit Nachdruck erinnert Franziskus daran, dass die in Rom versammelten Kardinäle unmittelbar vor der Papstwahl im März 2013 eine wirtschaftliche Reform gefordert hätten. Dies wolle er nun erneut in besonderer Weise angehen, so der Papst. Die vergangenen Jahre hätten gezeigt, wie viel Weitsicht die Kardinäle gehabt hätten, als sie eine Reform der Kurie, also der Leitungsorgane des Heiligen Stuhls, forderten.

Abschließend schreibt der Papst: "Ich bitte euch, diese Botschaft mit Mut und Dienstbereitschaft anzunehmen und die begonnenen Reformen mit Überzeugung, Loyalität und Großzügigkeit zu unterstützen." Das am Freitag, 20. September, veröffentlichte Schreiben des Papstes ist auf Montag, 16. September, datiert.

236 Kardinäle und ein Millionen-Defizit

Das Kardinalskollegium besteht derzeit aus 236 Kardinälen; von ihnen haben 123 noch nicht das 80. Lebensjahr vollendet und wären bei einer Papstwahl (Konklave) stimmberechtigt. Die Kardinäle beraten den Papst in wichtigen strategischen Fragen. Vor der Wahl eines neuen Papstes kommt das gesamte Kollegium zu mehrtägigen Beratungen über den Zustand der Kirche und des Vatikans zusammen.

Laut Medienberichten hatte der Heilige Stuhl im vergangenen Jahr ein Haushaltsdefizit von über 80 Millionen Euro. Mit jeweils mehr als 2.000 Angestellten im Vatikanstaat und bei der Römischen Kurie sind Personalkosten die bei weitem wichtigste Ausgabe. 

Spenden aus aller Welt sowie die Einnahmen aus Kapitalanlagen, Vermietungen, Eintrittsgeldern und Gewinnen der Vatikanbank reichen seit einigen Jahren – nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie – nicht mehr aus, um die Ausgaben auszugleichen. Das Defizit wuchs allein im Jahr 2023 um 5 Millionen Euro.

Finanzen im Vatikan

Als zentrale Leitungsbehörde einer weltweiten Organisation sowie als Träger karitativer Einrichtungen hat der Heilige Stuhl hohe laufende Kosten, die meisten davon für Personal. Die Einnahmen kommen aus sehr unterschiedlichen Quellen.

Dazu zählen im Vatikan die Gewinne der Vatikanbank IOR aus Gebühren und Zinsen sowie die an den Heiligen Stuhl abgeführten Gewinne des Vatikanstaates, etwa aus Eintrittsgeldern oder dem Verkauf von Briefmarken.

Stapel von Geldmünzen und Geldscheinen spiegeln sich vor einer gezeichneten Kuppel des Petersdoms.  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Stapel von Geldmünzen und Geldscheinen spiegeln sich vor einer gezeichneten Kuppel des Petersdoms. / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA