Immerhin: die entscheidenden Worte formulierte der 88 Jahre alte Pontifex selbst, wirkte aber schon zu Beginn des Segens erschöpft.
Seine Osterbotschaft konnte er nicht persönlich vortragen: "Den leidenden Christen in Palästina und Israel wie dem gesamten israelischen und palästinensischen Volk bekunde ich meine Nähe", so Franziskus.
Die Ansprache vom Balkon des Petersdoms ließ er von seinem Zeremonienmeister, Erzbischof Diego Giovanni Ravelli, verlesen. Der Papst bezeichnete in der Botschaft das "wachsende Klima des Antisemitismus, das sich in der ganzen Welt ausbreitet" als besorgniserregend.
"Gleichzeitig sind meine Gedanken bei den Menschen und insbesondere bei der christlichen Gemeinde im Gazastreifen, wo der schreckliche Konflikt weiterhin Tod und Zerstörung bringt und eine dramatische und unwürdige humanitäre Situation verursacht", so Franziskus. "Ich appelliere an die Kriegsparteien, das Feuer einzustellen, die Geiseln freizulassen und den Menschen zu helfen, die hungern und sich nach einer friedlichen Zukunft sehnen!"

Das Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken rief zum Gebet auf für die christlichen Gemeinschaften im Libanon und in Syrien. Zudem denke er an die Menschen im Jemen, die aufgrund des Krieges eine der schlimmsten "verlängerten" humanitären Krisen der Welt durchlebten.
Franziskus bat um Einsatz für Frieden in der Ukraine und im Südkaukasus, auf dem westlichen Balkan und für die Menschen in Afrika, insbesondere in der Demokratischen Republik Kongo, im Sudan und im Südsudan.
Für Religionsfreiheit, gegen Aufrüstung
Zugleich gedachte Franziskus jenen Menschen, die ihren Glauben nicht frei leben können. "Es kann keinen Frieden geben, wenn es keine Religionsfreiheit oder keine Gedanken- und Redefreiheit und keinen Respekt vor der Meinung anderer gibt", mahnte der Papst.
Der Anspruch eines jeden Volkes, für seine eigene Verteidigung zu sorgen, dürfe nicht zu einem allgemeinen Wettrüsten führen. "Die 'Waffen' des Friedens sind diejenigen, die Zukunft schaffen, anstatt Tod zu säen!", so der Papst. Er appellierte an politisch Verantwortliche, verfügbare Ressourcen zu nutzen, um Bedürftigen zu helfen, Hunger zu bekämpfen und Initiativen zu fördern, die Entwicklung vorantrieben. "Der Grundsatz der Menschlichkeit darf als Angelpunkt unseres täglichen Handelns nie verloren gehen." Weiter rief er auf das Osterfest im aktuellen Heiligen Jahr als Anlass zu nehmen, Kriegsgefangene und politische Gefangene freizulassen.
Gemeinsames Osterdatum aller christlicher Kirchen
Der Papst erinnerte an das gemeinsame Osterdatum aller christlicher Kirchen und Traditionen in diesem Jahr. In der Regel feiern Ost- und Westkirche an unterschiedlichen Terminen Ostern. "Vom Heiligen Grab in der Auferstehungskirche aus, wo Katholiken und Orthodoxe dieses Jahr am selben Tag Ostern feiern, möge das Licht des Friedens ausstrahlen über das gesamte Heilige Land und die ganze Welt." Auf das Erscheinen des Papstes reagierten die Gläubigen mit Applaus.
Treffen mit US-Vize-Präsidenten
Kurz bevor der Papst auf der Loggia des Petersdoms erschien, hatte er den US-Vizepräsidenten James D. Vance getroffen. Das teilte das Presseamt des Vatikans im Anschluss an das Treffen mit. Dieses habe nur ein paar Minuten gedauert, man habe sich gegenseitig frohe Ostern gewünscht. Vance ist seit Karfreitag mit seiner Familie in Rom zu Besuch und hatte am Samstagmorgen auch Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin getroffen.

Nach einem fünfwöchigen Krankenhausaufenthalt, während dem er unter anderem wegen einer beidseitigen Lungenentzündung behandelt wurde, war Papst Franziskus am 23. März aus der Gemelli-Klinik in Rom entlassen worden. Seitdem wird er in seiner Wohnung im vatikanischen Gästehaus Santa Marta weiter medizinisch betreut. Die Ärzte hatten dem Papst bei seiner Entlassung zu zwei Monaten Schonung geraten.
Der Segen "Urbi et Orbi" (der Stadt Rom und dem Erdkreis) ist eines der bekanntesten Rituale der katholischen Kirche. Er wird zu Weihnachten und zu Ostern gespendet. Allen, die die Worte des Papstes hören, sei es persönlich in Rom oder über moderne Kommunikationsmittel an jedem anderen Ort auf der Welt, wird nach der Kirchenlehre ein Ablass gewährt.