Papst Franziskus ist zu einem fünftägigen Besuch in Südkorea eingetroffen. Staatspräsidentin Park Geun-hye begrüßte das Kirchenoberhaupt bei der Ankunft am Donnerstagvormittag (etwa 3.15Uhr deutscher Zeit) in Seoul. Zuvor hatte Franziskus auf dem Flug als erster Papst der Geschichte chinesischen Luftraum durchquert. Dabei richtete er eine Grußbotschaft an den chinesischen Staatspräsidenten Xi Jiping. Er wünschte Xi und der Bevölkerung Chinas die "göttlichen Segnungen des Friedens und des Wohlbefindens für die Nation".
Treffen mit Opfern des "Sewol" - Fährunglückes
Unmittelbar nach seiner Ankunft in Seoul hat sich Papst Franziskus mit Opfern des Fährunglücks vom April getroffen. Vier Angehörige von Toten begrüßten den Papst bei seiner Landung, wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap meldete. Nach Worten des Sprechers des Vorbereitungskomitees, Heo Young-yeop, waren auch weitere Vertreter von "Trostbedürftigen in der koreanischen Gesellschaft" zugegen, darunter zwei Überläufer aus Nordkorea, Gastarbeiter, Behinderte und Opfer von Verbrechen.
Staatspräsidentin heißt Papst willkommen
Am Donnerstagnachmittag hat Staatspräsidentin Park den Papst an ihrem Amtssitz, dem "Blauen Haus" im Zentrum Seouls, offiziell willkommen geheißen. Bei seiner ersten Ansprache in Seoul hat Papst Franziskus die politische Führung Südkoreas zum Dialog mit dem kommunistischen Regime im Norden des geteilten Landes aufgerufen. Weiter ermutigte er Regierungsmitglieder und Diplomaten zu "Bemühungen um Versöhnung und Stabilität". Frieden könne nicht durch "gegenseitige Schuldzuweisungen, unfruchtbare Kritik und Zurschaustellung von Macht" erreicht werden, sagte der Papst im Präsidentenpalast. Nötig seien Zuhören und Dialog. Nordkorea nannte er nicht namentlich. Erstmals seit seinem Amtsantritt im März 2013 wandte er sich auf Englisch an eine Hörerschaft.
Treffen mit koreanischen Bischöfen
Am späteren Donnerstagnachmittag wurde der Papst am Sitz der Koreanischen Bischofskonferenz erwartet. Den Vorsitz unter den 35 Bischöfen des Landes führt Peter Kang U-il (68), Bischof von Jeju im Süden des Landes. Zugegen sind laut Programm auch der Erzbischof von Seoul, Kardinal Andrew Yeom Soo-jung (70), der erst im Februar die Kardinalswürde von Franziskus erhielt, und dessen Vorgänger Kardinal Nicholas Cheong Jin-Suk (82).
Großes Sicherheitsaufgebot
Sorgen bereitet den Sicherheitsverantwortlichen auch die Vorliebe des Kirchenoberhaupts für direkten Kontakt mit der Menge. Am Samstag feiert Franziskus am historischen Gwanghwamun-Tor im Zentrum eine Seligsprechungsmesse für 124 koreanische Märtyrer. Zu der Feier sind 170.000 Teilnehmer zugelassen. Der Papst wird gegen 9.00 Uhr ankommen und um 12.30 Uhr in sein Quartier in der Vatikanbotschaft zurückkehren. Es sei beispiellos, dass sich ein hoher ausländischer Gast so lange bei einer Veranstaltung im Freien aufhalte, sagte ein Polizeibeamter laut "Chosun Ilbo".
Erste Papstreise nach Asien seit 25 Jahren
Anlass ist der VI. Asiatische Jugendtag, der seit Mittwoch mit 6.000 Teilnehmern aus 22 Ländern im Wallfahrtsort Solmoe stattfindet. Franziskus will mit den jungen Katholiken am Freitag zusammentreffen und am Sonntag den Schlussgottesdienst mit ihnen feiern. In Südkorea sind knapp 11 Prozent der Bevölkerung katholisch. Die Kirche verzeichnet in Asien ein beträchtliches Wachstum.
Nordkorea sorgt für Provokation
Ebenfalls am Donnerstagvormittag unternahm Nordkorea einen Test mit fünf Kurzstreckenraketen. Laut südkoreanischen Medienberichten erhielt die Militärführung in Seoul keine vorherige Warnung. Die Flugkörper seien nach deren Angaben nach rund 200 Kilometern ins Meer gestürzt.