Papst Franziskus in Thailand: Erste Appelle, Lob und Respekt

"Besuch eines langjährigen Freundes"

Begegnungen mit Regierungsvertretern, der Besuch eines buddhistischen Tempels und ein Treffen mit Kranken und Behinderten - die ersten Stationen seiner Asien-Reise hat Papst Franziskus genutzt, um in Thailand für Dialog und Nächstenliebe zu werben. 

Papst Franziskus während einer Begrüßungszeremonie im Regierungsgebäude / © Sakchai Lalit (dpa)
Papst Franziskus während einer Begrüßungszeremonie im Regierungsgebäude / © Sakchai Lalit ( dpa )

Zum Auftakt seiner Asienreise hat Papst Franziskus Thailand für seine Aufnahme von Flüchtlingen gedankt und zugleich zu internationaler Hilfe aufgerufen. Das Land sei durch den Zustrom von Menschen aus den Nachbarländern mit einer Krise konfrontiert gewesen, sagte er am Donnerstagmorgen vor Politikern und Diplomaten in Bangkok. Die internationale Gemeinschaft müsse "mit Verantwortung und Weitsicht handeln" und die Ursachen für diesen "tragischen Exodus" lösen, so das Kirchenoberhaupt.

Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR leben in Thailand mehr als 93.000 Flüchtlinge in neun Camps entlang der Grenze zu Myanmar. Hauptsächlich handelt es sich um Angehörige der Volksgruppen Karen und Kayah, die vor jahrzehntelangen Konflikten in Myanmar geflohen sind. Laut UNHCR sind 51 Prozent der Flüchtlinge Christen.

"Rückkehr zum normalen demokratischen Prozess"

Der Papst war am Mittwoch zu seinem dreitägigen Besuch in Thailand eingetroffen. In seiner ersten Ansprache am Donnerstag im Regierungspalast in Bangkok lobte er die Wahl im März als eine "Rückkehr zum normalen demokratischen Prozess".

Die militärnahe Partei Phalang Pracharat hatte die erste Wahl des thailändischen Abgeordnetenhauses seit dem Militärputsch 2014 für sich entschieden. Seitdem regiert der ehemalige Putsch-General Prayut Chan-o-cha an der Spitze einer Koalitionsregierung.

Gegen sexuellen Missbrauch von Frauen und Kindern

Bei seinem Treffen mit dem Ministerpräsidenten prangerte Franziskus auch den sexuellen Missbrauch von Kindern und Frauen an. "Ich denke auch an all jene Frauen und Kinder unserer Zeit, die besonders verletzt und vergewaltigt werden, und jeder Form von Ausbeutung, Sklaverei, Gewalt und Missbrauch ausgesetzt sind", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche.

Dabei lobte Franziskus "Anstrengungen" der Regierung, "diese Plage auszurotten" und "dieses Übel auszumerzen und einen Weg anzubieten, ihnen ihre Würde zurückzugeben". Sextourismus und Kinderprostitution sind in Thailand und anderen südostasiatischen Ländern verbreitet. Auch aus Deutschland reisen Männer an, um Sex mit Einheimischen zu haben, oft auch Minderjährigen. Prostitution ist in Thailand eigentlich verboten. 

Weiter mahnte Franziskus zu Respekt vor ethnischen und kulturellen Unterschieden innerhalb der Gesellschaft. Als "multikulturelle, durch Vielfalt geprägte Nation" wisse Thailand, wie wichtig es sei, die Eintracht und das friedliche Zusammenleben zwischen seinen zahlreichen ethnischen Gruppen aufzubauen, so der Papst. Auf den jahrelangen Konflikt um eine Separation des islamisch geprägten Südens des Landes ging er nicht ein.

Lob für Engagement des Papstes

Der Papst beteuerte die Loyalität der katholischen Minderheit, die nach Vatikanangaben weniger als ein Prozent der Bevölkerung umfasst. Die Katholikengemeinschaft trete mit allen Kräften für die "typischen Eigenschaften der Thai" ein, Friedensliebe, Freundlichkeit und Mut. Hinzu komme der Einsatz für alle, die vom "Joch der Armut, der Gewalt und der Ungerechtigkeit" befreit werden wollten, so das Kirchenoberhaupt.

Thailands Ministerpräsident Prayut Chan-o-chan lobte seinerseits das Engagement des Papstes bei sozialer Gerechtigkeit, Umweltschutz und Menschlichkeit. Anschließend listete er auf, was seine Regierung in dieser Hinsicht tut. "Damit wir niemanden zurücklassen", zitierte der General eine beliebte Wendung des Papstes.

"Kultur der Begegnung"

Beim späteren Empfang durch das Oberhaupt der buddhistischen Mönche Ariyavongsagatanana IX.warb der Papst um Annäherung zwischen thailändischen Buddhisten und Katholiken. Er wolle "nicht nur den Respekt, sondern auch die Freundschaft" zwischen den Gemeinschaften wachsen lassen, sagte Franziskus. Eine "Kultur der Begegnung" sei möglich und schenke der Welt Hoffnung angesichts zunehmender Konflikte, so der Papst. Das Treffen mit dem 92-jährigen Mönchspatriarchen fand im Tempel Wat Ratchabophit im Zentrum Bangkoks statt.

Franziskus bekundete seinen persönlichen Willen und den der katholischen Kirche nach einem "offenen und respektvollen Dialog" mit thailändischen Buddhisten. Beiden Traditionen "weitgehend gemeinsam" seien Kontemplation, Barmherzigkeit und moralische Unterscheidungsgabe. Dies und ein akademischer Austausch könnten die Religionen in "guter Nachbarschaft" wachsen lassen, so der Papst.

Weiter sprach er sich für karitative und ökologische Initiativen aus. "Religionen, insofern sie Förderer und Garanten der Brüderlichkeit sind", könnten sich "immer mehr als Leuchttürme der Hoffnung erweisen", so das Kirchenoberhaupt. Gleichzeitig bedankte sich Franziskus für die Religionsfreiheit, welche die Katholiken in den knapp 400 Jahren ihrer Präsenz in Thailand genossen hätten.

"Bande der Freundschaft bekräftigen"

Der Patriarch seinerseits erinnerte an den Besuch Johannes Pauls II. 1984 in Thailand. Auch hätten schon früher Thailands Könige die Päpste Leo XIII. (1897), Pius XI. (1934) und Johannes XXIII. (1960) besucht. Insofern sei der jetzige Besuch des Papstes "nicht der eines neuen Freundes, sondern eines langjährigen Freundes des thailändischen Volkes". Schon Buddha habe gesagt, "wer einem Freund nichts Schlechtes wünscht, wird überall verehrt".

In einer vor der Reise verbreiteten Videobotschaft hatte Franziskus erklärt, er wolle "die Bande der Freundschaft bekräftigen, die uns mit den vielen buddhistischen Brüdern und Schwestern verbinden". Diese gäben "ein beredtes Zeugnis von den Werten der Toleranz und der Harmonie". Experten für Religionswissenschaft beurteilen den religiösen Dialog in Thailand als schwierig. Rund 95 Prozent der Bevölkerung in dem südostasiatischen Land gehören dem Buddhismus an. Der Katholikenanteil wird vom Vatikan auf 0,6 Prozent beziffert.

Kranke "im Leid begleiten"

Papst Franziskus besuchte in Thailand zudem ein katholisches Krankenhaus und dankte den dort Tätigen für ihren Einsatz. Dabei nannte er das karitative Engagement einen Ausdruck von "missionarischer Jüngerschaft". Auch müssten Christen in konkreter Nächstenliebe die Treue ihrer Nachfolge und ihrer Institutionen überprüfen, sagte er am Donnerstag vor Ärzten und Pflegepersonal des St.-Louis-Hospitals in Bangkok.

Das Krankenhaus war 1898 im damaligen Siam gegründet worden und wurde anfangs von der französischen Ordensgemeinschaft der Paulusschwestern von Chartres geführt, die auch heute noch dort aktiv sind. Die Patienten sind hauptsächlich Nichtkatholiken. Im Rahmen seines Aufenthalts sprach Franziskus auch mit Kranken und Behinderten; er wolle sie "in ihrem Leid zumindest ein klein wenig begleiten", sagte er.

Krankenhaus als Sinnbild für "heilende Liebe Jesu"

Der Papst mahnte, das Leben so anzunehmen, "wie es in der Notaufnahme des Krankenhauses ankommt", und es mit einer "besonderen Pietät" zu behandeln. Einrichtungen wie diese Klinik seien Sinnbild einer Kirche, die hinausgehe und "die heilende Liebe Christi" zu den Leidenden bringe. Entsprechend betonte eingangs der Direktor des Hospitals, Tanin Intragumtorchai, man sei kein Krankenhaus, das Gewinn machen wolle, und habe sich «nie in wirtschaftliche Konkurrenz zu anderen» begeben.

Vor dem Hospital hatten den Papst knapp tausend Menschen empfangen. Rund 400 von ihnen kamen aus dem Nachbarland Vietnam, wie ein Moderator vor Ort mitteilte. Insgesamt sind nach Aussage der Organisatoren rund 4.500 Vietnamesen nach Bangkok zum Papstbesuch angereist.


Papst Franziskus winkt während seines Besuchs im Saint Louis Krankenhaus / © Chaiwat Subprasom (dpa)
Papst Franziskus winkt während seines Besuchs im Saint Louis Krankenhaus / © Chaiwat Subprasom ( dpa )

Franziskus besucht den Obersten Buddhistischen Patriarchen im Wat Ratchabophit Tempel / © Gregorio Borgia (dpa)
Franziskus besucht den Obersten Buddhistischen Patriarchen im Wat Ratchabophit Tempel / © Gregorio Borgia ( dpa )

Franziskus winkt Anhängern aus dem Papamobil / © Manish Swarup (dpa)
Franziskus winkt Anhängern aus dem Papamobil / © Manish Swarup ( dpa )

Papst Franziskus wird von Frauen in traditioneller Kleidung begrüßt / © Vatican Media (KNA)
Papst Franziskus wird von Frauen in traditioneller Kleidung begrüßt / © Vatican Media ( KNA )

Papst Franziskus umarmt einen Jungen  / © Vatican Media (KNA)
Papst Franziskus umarmt einen Jungen / © Vatican Media ( KNA )
Quelle:
KNA , dpa