Papst Franziskus will während seines Besuchs in Belgien 15 Betroffene sexuellen Missbrauchs treffen. Das bestätigte die Belgische Bischofskonferenz in einer offiziellen Erklärung auf ihrer Website. Auf ausdrücklichen Wunsch mehrerer Geschädigter finde das Treffen in völliger Diskretion statt. Daher werde weder der Ort noch der Zeitpunkt der Zusammenkunft mitgeteilt, so die Bischöfe.
Der Papst beginnt seinen Besuch am 26. September in Luxemburg und reist noch am Abend weiter nach Belgien, wo er sich bis 29. September aufhalten wird. Franziskus selbst habe den Wunsch geäußert, Opfern sexualisierter Gewalt in der belgischen Kirche zu begegnen. Auf einen im Juni gestarteten Aufruf der Bischofskonferenz hätten sich mehr als 80 Betroffene gemeldet, hieß es.
Klima des Zuhörens schaffen
Sie seien zu einem Treffen Anfang September eingeladen worden, um gemeinsam Botschaften und Erwartungen zu definieren, die dem Papst im Namen der gesamten Gruppe überbracht werden sollen.
Um ein Klima des Zuhörens und des authentischen Austauschs mit dem Kirchenoberhaupt zu ermöglichen, habe der Vatikan Belgiens Bischöfe gebeten, das Treffen auf 15 Personen zu beschränken. Teilnehmen werden Männer und Frauen aus allen Provinzen Belgiens und verschiedener Opfergruppen.
Jeder von ihnen werde die Möglichkeit haben, sich persönlich vor dem Papst zu äußern. Alle anderen wurden eingeladen, einen Brief zu schreiben, der dem Papst persönlich übergeben werde.
Zugleich teilte die Bischofskonferenz mit, derzeit arbeite man an einem neuen Aktionsplan zum Kampf gegen den Missbrauch in der katholischen Kirche. Dieser stütze sich zum Teil auf Empfehlungen von Parlamentsausschüssen, Ergebnisse der Forschungen an der Katholischen Universität Löwen und aus dem Dialog mit Opfern. Ziel sei es, den neuen Plan im Herbst zu veröffentlichen.
Terlinden neuer Missbrauchsbeauftragter der Bischöfe
Neuer Missbrauchsbeauftragte der Belgischen Bischofskonferenz ist ihr Vorsitzender, Erzbischof Luc Terlinden. Er tritt vorläufig die Nachfolge von Erzbischof Johan Bonny an, der im Juli nach 15 Jahren von diesem Amt zurückgetreten war. Terlinden räumte ein, es habe in der Vergangenheit in der Kirche eine "Kultur der Geheimhaltung und des Schweigens" gegeben, die jede dieser Tragödien noch schwerer ertragen lasse.
Die Begegnung der 15 Betroffenen mit Papst Franziskus könne "ein wichtiger symbolischer Schritt neben all den konkreten Maßnahmen sein, die bereits ergriffen wurden und folgen werden", so der seit einem Jahr amtierende Erzbischof von Mechelen-Brüssel.