In einer sich rasch wandelnden globalen Welt gelte es, kreative Antworten auf neue Formen von Armut zu finden, vor allem auch auf eine "spirituelle Armut". Zur traditionellen Ansprache des Papstes an internationale Besucher und Pilger hatten sich am Vormittag Zehntausende auf dem Petersplatz eingefunden. Angesichts sommerlicher Temperaturen verteilten Helfer Wasserflaschen. Viele Gäste schützten sich mit Schirmen gegen die Sonne. Im Juli und August sind die öffentlichen Audienzen wie viele andere Kurienaktivitäten ausgesetzt. Das nächste Pilgertreffen mit dem Papst steht am 10. September auf dem Programm.
Fantasie der Liebe Raum geben
Wer selbst Barmherzigkeit erfahren habe, könne seinerseits gegenüber anderen nicht gleichgültig bleiben, sagte der Papst. Gott erwarte von den Gläubigen, in den Hungernden, Gefangenen, Armen, Nackten und Kranken Jesus zu erkennen. "Wer nicht lebt, um zu dienen, verdient nicht zu leben", sagte Franziskus. Um Antworten auf neue Formen einer geistlichen Armut zu finden, müssten Christen zudem der "Fantasie der Liebe Raum geben".
In seinem Gruß an die nicht sehr zahlreichen Pilger des deutschen Sprachraums sagte Franziskus, die Sommerzeit gebe vielen eine Gelegenheit für Ferien und Erholung. "Vergessen wir in dieser Zeit nicht, die menschlichen Beziehungen zu pflegen und Barmherzigkeit zu leben", sagte er auf Italienisch.
Rückblick auf Armenienreise
In einem Rückblick auf seine Armenienreise vom vergangenen Wochenende sagte der Papst, er sei als "Pilger der Brüderlichkeit und des Friedens" willkommen geheißen worden. Eine Einladung in die Nachbarländer Georgien und Aserbaidschan habe er um des Dialogs mit anderen Kulturen und Religionen sowie um des Friedens willen angenommen. Er wünsche, dass alle ihren Beitrag für Frieden und Versöhnung leisteten, sagte Franziskus. Die Armenier nannte er "ein Volk, das den Glauben mit dem Martyrium bezeugt hat".
Geplanter Besuch in Georgien und Aserbaidschan
Der Papst plant Ende September einen Besuch in den Kaukasusstaaten Georgien und Aserbaidschan. Zwischen Aserbaidschan und Armenien herrscht seit Jahrzehnten ein Konflikt um Gebietsansprüche auf die Region Berg-Karabach. Im Hintergrund stehen auch religionssoziologische Unterschiede zwischen dem fast ausschließlich von Christen bewohnten Armenien und dem muslimisch geprägten Aserbaidschan.