Papst kritisiert ungleiche Gesundheitsversorgung

Soziales "Virus" heilen

Papst Franziskus hat zu mehr Gerechtigkeit bei der Gesundheitsversorgung aller Menschen aufgerufen. Anlässlich des Welttags der Kranken mahnt er vor Gleichgültigkeit und Egoismus. Stattdessen brauche es Geschwisterlichkeit und Pflege.

Papst Franziskus / ©  Andrew Medichini (dpa)
Papst Franziskus / © Andrew Medichini ( dpa )

Die Pandemiezeit lehre uns, "Krankheiten als globales und nicht nur als individuelles Phänomen zu betrachten", so der Papst in der am Donnerstag veröffentlichten Videobotschaft anlässlich der Konferenz der vatikanischen Entwicklungsbehörde zum Welttag der Kranken. Zugleich lade diese Zeit dazu ein, über andere Arten von "Pathologien" nachzudenken, die die Menschheit und die Welt bedrohten wie "Individualismus und Gleichgültigkeit gegenüber anderen". Dies seien Formen von Egoismus, die sich in der Konsumgesellschaft und im Wirtschaftsliberalismus leider noch verstärkten, so Franziskus weiter.

Kultur der Geschwisterlichkeit

Die daraus resultierende Ungleichheit finde sich im Gesundheitsbereich, wo viele Menschen nur schwer Zugang zur Grundversorgung erhalten. "Um dieses soziale "Virus" zu heilen, ist das Gegenmittel die Kultur der Geschwisterlichkeit, die auf dem Bewusstsein beruht, dass wir alle als Menschen gleich sind, alle gleich Kinder des einen Vaters (vgl. Fratelli tutti, 272). Auf dieser Grundlage wird es möglich sein, wirksame Heilmittel für alle zu finden."

Zugleich dürfe man nie die Individualität, Würde und Zerbrechlichkeit jedes einzelnen Kranken vergessen, betonte der 85-Jährige. Der Mensch als ganzer mit all seinen Facetten müsse umsorgt und gepflegt werden.

Dank an alle, die Kranke pflegen

Der Papst dankte ausdrücklich allen Menschen, "die in Leben und Arbeit den Kranken nah" sind, die sich jeden Tag um Kranke kümmern, sei es in der Familie oder als Freiwillige, im staatlichen Gesundheitswesen oder in Einrichtungen der Kirche. Er würdigte in diesem Kontext auch den weltweiten Einsatz von Ordensleuten in Entwicklungsländern und die Gründer und Gründerinnen von kirchlichen Gesundheitseinrichtungen in der ganzen Welt, die – wie der barmherzige Samariter – sich in den Dienst der Bedürftigen und Kranken stellten. Franziskus twitterte, dass Nähe ein kostbarer Balsam sei, "der jenen, die unter einer Krankheit leiden, Halt gibt und Trost spendet".

Die Konferenz steht unter dem Motto "Welttag der Kranken: Bedeutung, Ziele und Herausforderungen". Anlass ist der 30. Welttag der Kranken an diesem Freitag. Der Leiter der Entwicklungsbehörde, Kardinal Michael Czerny, bekräftigte zum Auftakt der Konferenz, dass stets der Mensch im Fokus jeder Therapie stehen müsse. Er dürfe nie zu einem reinen Objekt werden.

Patient wichtiger als Krankheit

Franziskus hatte bereits Anfang Januar eine Botschaft zum katholischen Welttag der Kranken veröffentlicht. Darin rief er zu beständiger menschlicher Nähe zu Patienten auf und dankte dem Gesundheitspersonal. Auch würdigte er den medizinischen Fortschritt. "Patienten sind immer wichtiger als ihre Krankheiten", so der Papst in seiner Botschaft.

Der 30. katholische Welttag der Kranken steht unter dem Motto: "Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist - Auf dem Weg der Nächstenliebe an der Seite der Leidenden". Der Aktionstag geht auf eine Initiative Johannes Pauls II. (1978-2005) zurück. Er soll für mehr kirchliche und gesellschaftliche Aufmerksamkeit sowohl für kranke Menschen wie für das Gesundheitspersonal sorgen.

Quelle:
KNA , VN