Papst plant offenbar Vergebungsbitte am Ende des Priesterjahrs

Ein "Mea culpa" zum Missbrauch

Papst Benedikt XVI. und der Vatikan wollen offenbar mit einem "Mea culpa" um Verzeihung für den sexuellen Missbrauch durch katholische Kleriker bitten. Die Vergebungsbitte könnte ähnlich wie das historische "Mea culpa" des letzten Heiligen Jahres unter Johannes Paul II. gestaltet sein.

Autor/in:
Johannes Schidelko
Benedikt XVI.: Priesterjahr-Schlussfeier könnte Rahmen für Brief bilden (KNA)
Benedikt XVI.: Priesterjahr-Schlussfeier könnte Rahmen für Brief bilden / ( KNA )

Zum Abschluss des Priesterjahrs am 11. Juni wolle die Kirche in einem liturgischen Akt die Vergebung Gottes und der Mitmenschen für die Vergehen von Geistlichen und anderen Kirchenmitarbeitern an Kindern und Minderjährigen erbitten, heißt es in Vatikankreisen.

Zudem wolle sich der Papst in einem Rundschreiben zum Ende des Themenjahres an die rund 400.000 katholischen Priester in aller Welt wenden und darin auf diese Delikte eingehen. Die vatikanische Kleruskongregation, die federführend das Priesterjahr betreut, wollte entsprechende Spekulationen nicht bestätigen.

2000 bat Johannes Paul II. um Vergebung für Fehler
Bereits seit Beginn der Missbrauchskrise gingen Beobachter davon aus, dass Benedikt XVI. auf die Skandale zunächst in einem geistlichen Rahmen, etwa in einem liturgischen Buß- und Versöhnungsakt, eingehen wolle. Damals, am 12. März 2000, den die Kirche als "Tag der Vergebung" deklarierte, bat Johannes Paul II. in einem aufsehenerregenden, wenn auch nicht unumstrittenen Akt um Vergebung für Fehler und Versäumnisse von Kirche und Christen im Laufe der Geschichte.

In sieben Fürbitten beklagte er "Methoden der Intoleranz" von Christen, er verurteilte die Spaltungen der Christenheit und bekannte die Sünden gegen das Volk Israel. Weiter ging es um Verfehlungen von Christen gegen den Frieden, gegen die Rechte der Völker, gegen die Achtung vor Religionen und Kulturen. Weiter äußerte sich die Gemeinde zu Sünden gegen die Würde der Frau und gegen die Einheit des Menschengeschlechtes. Das letzte Fürbittgebet sprach von "Sünden auf dem Gebiet der Grundrechte der Person". Darin hieß es: "Lasst uns beten für alle Menschen auf der Erde, besonders für die Minderjährigen, die missbraucht wurden, für die Armen, Ausgegrenzten und Letzten."

Schuldgeständnis und eine Vergebungsbitte
Einen ähnlichen Bußakt könnte auch Benedikt XVI. für ein Schuldgeständnis und eine Vergebungsbitte wählen, heißt es. Damals hatte es auch im Kardinalskollegium erst Bedenken gegeben, die heutige Kirche könne sich nicht für Vergehen früherer Generationen entschuldigen. Ein Gutachten der Theologenkommission mit dem Titel "Erinnern und Versöhnen. Die Kirche und die Verfehlungen in ihrer Vergangenheit", wenige Tage vor der historischen Zeremonie veröffentlicht, schaffte jedoch Klarheit.

Der offenbar geplante Papstbrief an die Priester soll die Tradition der früheren "Gründonnerstagsbriefe" aufgreifen. Johannes Paul II. richtete jährlich an jenem Tag der Karwoche, den die Kirche als Tag der Einsetzung der Eucharistie und des Priesteramts begeht, ein Rundschreiben an seine geistlichen Mitarbeiter. Es fand zuletzt wenig Resonanz, Benedikt XVI. ließ den Brauch einschlafen. Nach seinen persönlichen Gesten - wie dem Treffen mit Missbrauchsopfern in Malta - und nach öffentlichen Appellen will er offenbar auch noch in einem systematischeren Rahmen auf die Skandale eingehen.

Priesterjahr-Schlussfeier könnte Rahmen bilden
Schon in der Einladung zur internationalen Priesterjahr-Schlussfeier hatte Kardinal Claudio Hummes, Präfekt der Kleruskongregation, den Missbrauchsskandal thematisiert. Einige Kleriker hätten "schreckliche und schwerste Vergehen des sexuellen Missbrauchs gegenüber Minderjährigen begangen", schrieb er. Taten, die wir "absolut und unnachgiebig zurückweisen und verdammen müssen".

Dies wird wahrscheinlich auch den Rahmen für den Brief des Papstes, für seine Ansprachen bei den Schlussfeiern und überhaupt für die Programmgestaltung des internationalen Priestertreffens bilden. Dass das im vergangenen Juni eröffnete spirituelle Priesterjahr auf diese Weise durch die Skandalserie überschattet würde, dürften die Organisatoren wohl in ihren düstersten Visionen nicht erwartet haben.