Das armenische Volk habe Schreckliches erlitten und dennoch immer wieder Kraft zu einem Neuanfang gefunden, sagte das katholische Kirchenoberhaupt in einer am Mittwochabend im armenischen Fernsehen ausgestrahlten Videobotschaft. Mit seiner Visite in Armenien wolle er die Bemühungen um Frieden und Versöhnung fördern, unterstrich Franziskus. Zwischen 1915 und 1918 wurden im damaligen Osmanischen Reich bis zu 1,5 Millionen Armenier und Angehörige anderer christlicher Minderheiten getötet.
"Wir wollen nicht zulassen, dass die schmerzlichen Erinnerungen sich unseres Herzens bemächtigen", sagte Franziskus laut dem vom Vatikan verbreiteten Skript. Er komme als "Bote des Friedens", um "alle Bemühungen auf dem Weg des Friedens zu unterstützen" und "Schritte auf dem Pfad der Versöhnung zu begleiten", so der Papst.
Ohne Ereignisse wie die Massaker von 1915 oder die Pogrome und Vertreibungen des 19. Jahrhunderts beim Namen zu nennen, sprach Franziskus von "Leiden, die zu den schrecklichsten zählen, an die sich die Menschheit erinnert". Er empfinde "Schmerz wegen der Tragödien, die eure Väter an ihrem Leib erlebt haben".
Weg der Versöhnung voranschreiten
Franziskus erinnerte an den Besuch des armenisch-apostolischen Katholikos Karekin II. vergangenes Jahr in Rom anlässlich des Gedenkens an die Massaker vor 100 Jahren. Jetzt komme er nach Armenien, um "unsere Gemeinschaft zu kräftigen, auf dem Weg der Versöhnung voranzuschreiten und uns von der Hoffnung beseelen zu lassen".
Der Papst verwies auch auf die alttestamentliche Sintflut-Erzählung, nach der eine von Noah ausgesandte Taube mit einem Ölzweig zur Arche zurückkehrte. Dies sei "ein Zeichen, dass das Leben neu beginnen und die Hoffnung wieder aufblühen sollte", so Franziskus. Der armenische Volksglaube sieht im Berg Ararat, einem Wahrzeichen Armeniens, den Landeplatz der Arche Noah. Franziskus und der armenisch-apostolische Katholikos Karekin II. wollen am Sonntag am Fuß des Ararat Friedenstauben aufsteigen lassen.
Bereits am Samstag will Franziskus die Gedenkstätte für die Opfer des Völkermords in der armenischen Hauptstadt Jerewan besuchen. Geplant sind auf der Reise auch gemeinsame Liturgiefeiern mit der apostolisch-armenischen Kirche.
Besuch im Nachbarstaat Aserbaidschan geplant
Nach der Armenien-Reise plant der Papst im September einen Besuch im verfeindeten Nachbarstaat Aserbaidschan. Im April 2015 hatte Franziskus bei einem Gedenkgottesdienst im Petersdom mit Blick auf die Armenien-Massaker von "Völkermord" gesprochen und damit heftige Reaktionen seitens der türkischen Regierung ausgelöst. Die Türkei hatte daraufhin ihren Botschafter beim Heiligen Stuhl nach Ankara einberufen.
Vatikansprecher Federico Lombardi kritisierte am Montag vor Medienvertretern eine "Obsession, das Wort 'Genozid' zu verwenden".