Papst ruft Israel zur Beachtung moralischer Regeln auf

"Verteidigung angemessen zu Angriffen"

Auf dem Rückflug von seiner Belgienreise wurde Papst Franziskus zu den jüngsten Bombardements im Libanon befragt. Seine Antwort schrammte haarscharf an einer moralischen Verurteilung Israels vorbei.

Papst Franziskus mit einem Mikrofon in der Hand in einem Flugzeug / © Lola Gomez/CNS photo (KNA)
Papst Franziskus mit einem Mikrofon in der Hand in einem Flugzeug / © Lola Gomez/CNS photo ( KNA )

Nach den jüngsten israelischen Bombardements im Libanon hat Papst Franziskus die Kriegsparteien in Nahost ermahnt. Alle Staaten müssten sich an das Völkerrecht halten und die Verhältnismäßigkeit von Angriff und Verteidigung wahren, betonte er.

Auf die Frage, ob Israel mit den Bombenangriffen zur Tötung des Hisbollah-Chefs Nasrallah zu weit gegangen sei, antwortete er am Sonntag auf dem Flug von Brüssel nach Rom: "Ich kenne die Details nicht. Aber die Verteidigung muss immer angemessen sein angesichts der Angriffe. Wenn sie unverhältnismäßig wird, wird eine Tendenz zur Vormachtstellung sichtbar, die das moralisch Gebotene überschreitet."

Weiter sagte der Papst: "Wenn ein Land - ganz gleich welches Land - mit seinen Streitkräften so etwas Extremes tut, sind das unmoralische Aktionen. Auch im Krieg gibt es moralische Maßstäbe. Auch wenn der Krieg an sich schon unmoralisch ist, zeigen die Kriegs-Konventionen doch eine gewisse moralische Ordnung an. Aber wenn man das nicht befolgt, zeigt das, wie man in Argentinien sagt, das 'schlechte Blut' dieser Handlungen." Die spanische Redewendung "mala sangre" bedeutet im Deutschen "gemein" oder "bösartig".

Der Vatikan und der Nahost-Konflikt: eine Chronologie

Im Nahen Osten herrscht wieder Krieg. Auch der Vatikan ist seit über 100 Jahren auf diesem heiklen diplomatischen Parkett unterwegs. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) nennt zentrale Wegmarken:

1904: Theodor Herzl versucht, den Vatikan für eine Heimstatt der Juden in Palästina zu gewinnen. Papst Pius X. entgegnet laut Herzls Notizen: "Wir können die Juden nicht abhalten, nach Jerusalem zu kommen; aber begünstigen können wir es niemals."

Papst Benedikt XVI. an der Klagemauer am 12. Mai 2009 in Jerusalem / © AVI OHAYON GPO (KNA)
Papst Benedikt XVI. an der Klagemauer am 12. Mai 2009 in Jerusalem / © AVI OHAYON GPO ( KNA )
Quelle:
KNA