Papst ruft zu Gebet und Hilfe für Taifun-Opfer auf

Die wahren Schlachten des Lebens

Erneut hat Franziskus zu Gebet und humanitärer Hilfe für die Taifun-Opfer aufgerufen. Die Lage auf den Philippinen ist laut den Steyler Missionare im Erzbistum Köln unübersichtlich. Sie haben Kontakt zu Mitbrüdern vor Ort.

Trinkwasser für Taifun-Opfer (dpa)
Trinkwasser für Taifun-Opfer / ( dpa )

Papst Franziskus hat zu Gebet und humanitärer Hilfe für die Taifun-Opfer auf den Philippinen aufgerufen. "In diesen Tagen beten wir und vereinen unsere Kräfte, um unseren Brüdern und Schwestern auf den Philippinen zu helfen, die von dem Taifun betroffen sind", sagte der Papst am Mittwoch zum Abschluss der Generalaudienz auf dem Petersplatz. Dies seien die "wahren Schlachten", die es zu schlagen gelte, "für das Leben und nie für den Tod", so Franziskus. Der Papst selbst hatte 150.000 Dollar Soforthilfe für die Taifun-Opfer bereitgestellt.

Die Situation im Katastrophengebiet auf den Philippinen ist nach Angaben der Steyler Missionare im Erzbistum Köln weiterhin unübersichtlich. "Nachdem wir tagelang keine Verbindung hatten, haben wir jetzt per E-Mail aus Cebu erfahren, dass viele Angehörige der sechs Ordensmänner in der Region ums Leben gekommen sind", sagte der Beauftragte des Erzbistums Köln für die Philippinen-Seelsorge, Pater Rudolf Holzgartner. Er selbst war 36 Jahre lang auf den Philippinen tätig war. Vor zwei Monaten hat er das asiatische Land verlassen und lebt nun in St. Augustin bei Bonn.

Im Ordenshospital werden rund um die Uhr Taifun-Opfer versorgt

Im beschädigten Hospital des Ordens in der zerstörten Stadt Tacloban würden Tag und Nacht Verletzte versorgt. Inzwischen fehle es aber an Medizin, Strom und sonstigem Material. Besonders mangle es an Wasser und Nahrungsmitteln, sagte Holzgartner. Die Sozialstation der Steyler Missionare in Cebu sei ebenfalls wieder im Einsatz.

In Tacloban betreibt der Orden neben dem Hospital auch eine Radiostation und eine Schule. "Wir gehen davon aus, dass die Schule noch steht, weil sie sehr solide gebaut ist. Aber wir haben noch keine Nachricht über den Zustand dieser beiden Einrichtungen", sagte der Pater.

Nottreffen der philippinischen Gemeinden im Erzbistum

Holzgartner betreut die zehn philippinischen Gemeinden im Erzbistum Köln, die sich unter anderem in Bonn, Köln, Düsseldorf, Wuppertal, Gummersbach und Duisburg befinden. Viele der bis zu 2.000 Philippiner im Erzbistum Köln seien in großer Sorge um die Angehörigen in ihrem Heimatland. Sie versuchten, über Facebook oder Email in Kontakt mit ihnen zu treten. Für Samstag sei ein "Nottreffen" in der Bonner Pfarrei Sankt Winfried geplant, sagte Holzgartner. Am vergangenen Sonntag habe man dort die Kollekte spontan den Taifun-Opfer gewidmet. Dabei seien 500 Euro zusammengekommen.

Fünf Tage nach dem Taifun "Haiyan" auf den Philippinen ist der Zugang zu den Krisengebieten weiter schwierig. Außerdem seien die örtlichen Behörden überfordert, erklärte die Diakonie Katastrophenhilfe am Mittwoch in Berlin. Partnerorganisationen hätten jedoch schon direkt nach dem Sturm Wasser, Nahrungsmittel, Decken, Schlafmatten und Plastikplanen verteilt, sagte die Philippinen-Expertin des evangelischen Hilfswerks, Caroline Hüglin. Wegen der immensen Schäden würden weit mehr Spenden benötigt. "Es sind elf Millionen betroffene Menschen, 600.000 mindestens haben ihre Heimat verloren", sagte sie.

Berichte über Gewaltausbrüche unter Taifun-Opfern

Die Ohnmacht der hungernden Taifun-Opfer auf den Philippinen schlägt offenbar teilweise in verzweifelte Gewalt um. In der Ortschaft Alangalan auf der verwüsteten Insel Leyte stürmten Tausende ein Depot mit Reissäcken. Dabei stürzte eine Wand des Gebäudes ein und erschlug acht Menschen, berichtete der Sprecher der nationalen Nahrungsmittelbehörde, Rex Estoperez. Die Zahl der Todesopfer stieg auf mindestens 2275, wie die Behörde für Katastrophenschutz berichtete. Sie listet nur bestätigte Fälle auf und macht keine Schätzungen. Viele Menschen wurden allerdings noch unter den Trümmern vermutet, einen Überblick über die gesamte Totenzahl gab es nicht. Präsident Benigno Aquino hatte zuvor in einem Interview mit CNN gesagt, die Gesamtzahl könne bei 2500 liegen.

Nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde wurden mindestens 3665 Menschen verletzt. Im Notstandsgebiet sind inzwischen zahlreiche mobile Einheiten mit Ärzten und Pflegern unterwegs, um Erste Hilfe zu leisten - unter ihnen auch Teams aus Deutschland. Aber selbst im Krankenhaus von Tacloban, das bei dem Taifun unter Wasser stand, gebe es nicht genügend Trinkwasser, berichtete ein Reporter der BBC.

Weiterer Regen angekündigt

Heftiger Regen hatte viele der Trümmerfelder, in denen Menschen meist unter freiem Himmel hausen, unter Wasser gesetzt. Am Mittwoch verzogen sich die Wolken in der Region um Tacloban zunächst, aber der Wetterdienst rechnet in den kommenden Tagen mit weiteren Regenfällen.


Quelle:
KNA , epd , dpa , DR