Zudem führt der Papst einen "Welttag der Armen" ein.
Eine entsprechende Vollmacht hatte Franziskus schon für das Heilige Jahr erteilt, das am Sonntag zu Ende ging. Nun soll sie dauerhaft gelten. Das Schreiben "Misericordia et misera" ("Die Barmherzigkeit und die Erbärmliche") zieht eine Bilanz des Heiligen Jahres und nennt neue Initiativen.
Nach dem katholischen Kirchenrecht zieht die Mitwirkung an einem Schwangerschaftsabbruch die Exkommunikation nach sich. In den meisten Ländern war bislang eine sakramentale Lossprechung und die Aufhebung der Exkommunikation nur durch bestimmte Beichtväter möglich. In Deutschland, Österreich und der Schweiz ändert sich durch die neue Praxis nichts; hier konnte schon vor dem Heiligen Jahr jeder Priester die Vergebung für eine Abtreibung erteilen.
Papst: "Keine Sünde, die nicht vernichtet werden kann"
Die neue Bußpraxis bei Abtreibungen führt Franziskus nach eigenen Worten ein, "damit dem Wunsch nach Versöhnung und der Vergebung Gottes nichts im Wege stehe". Zugleich betonte er, "dass Abtreibung eine schwere Sünde ist, da sie einem unschuldigen Leben ein Ende setzt". Jedoch gebe es keine Sünde, "die durch die Barmherzigkeit Gottes nicht erreicht und vernichtet werden kann, wenn diese ein reuevolles Herz findet". Nach dem Willen des Papstes sollen auch die für das Heilige Jahr ernannten "Missionare der Barmherzigkeit" weiter im Dienst bleiben. Es handelt sich um Priester, die der Papst mit besonderen Vergebungsvollmachten ausgestattet hatte.
Mit dem Schreiben "Misericordia et misera" dehnt Franziskus eine weitere Sonderregelung aus, die er zum Heiligen Jahr für die traditionalistische Piusbruderschaft eingeführt hatte. Bis auf weiteres können Gläubige bei Priestern dieser Gemeinschaft "gültig und erlaubt" das Bußsakrament empfangen. Der Papst verband damit das "Vertrauen auf den guten Willen ihrer Priester, dass mit der Hilfe Gottes die volle Gemeinschaft in der katholischen Kirche wiedererlangt werden kann".
"Welttag der Armen" und Bibelsonntage
Zudem führt Franziskus einen katholischen "Welttag der Armen" ein. Es könne weder Gerechtigkeit noch sozialen Frieden geben, solange noch Arme vor den Türen der Christen lägen, begründete er seine Initiative. Als Datum des Aktionstages setzte der Papst den Sonntag vor dem Christkönigssonntag fest, der am Ende des Kirchenjahres vor dem Ersten Advent gefeiert wird. Der Welttag der Armen solle auf den Christkönigssonntag vorbereiten: "Jesus Christus hat sich mit den Geringen und den Armen identifiziert und wird uns nach den Werken der Barmherzigkeit richten", schreibt Franziskus. Der Sonntag solle das Thema Armut als "Herzensanliegen des Evangeliums" in den Blick rücken und zu einer Glaubenserneuerung in den Kirchengemeinden beitragen.
Weiter regt der Papst die Einrichtung von Bibelsonntagen an. Jede Gemeinde solle einmal im Jahr "ihr Engagement für die Verbreitung, die Kenntnis und die Vertiefung der Heiligen Schrift erneuern". Gläubigen empfiehlt er eine regelmäßige Bibellektüre.
Kardinal Marx würdigt Papstschreiben
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sieht in dem Papstschreiben "Misericordia et misera" zum Ende des Heiligen Jahres einen starken Impuls. Gerade die "klaren Hinweise" von Papst Franziskus an die Priester und Bischöfe dürften diese nicht ignorieren, erklärte Marx am Montag in Bonn. "Die vom Papst geforderte Großherzigkeit, um Barmherzigkeit zu ermöglichen, muss uns ständige Mahnung sein." Deshalb begrüße er auch die Idee von Papst Franziskus, einen besonderen Welttag der Armen in der Kirche zu begehen.