"Wenn wir Bitterkeit und Enttäuschung erleben, uns herabgesetzt oder unverstanden fühlen, sollten wir uns nicht in Bedauern und Nostalgie verlieren", so das Kirchenoberhaupt. Dies seien Versuchungen, die lähmen, Pfade, die nirgends hinführen. Stattdessen gehe es darum, im Wissen um Gottes Gnade das eigene Leben in die Hand zu nehmen.
Allerdings seien Christen "keine Solisten, die gehört werden wollen, sondern ein Chor von Geschwistern", so der Papst weiter. Kirchliche Gesinnung widerstehe "der Versuchung, persönlichen Erfolg nachzujagen und Seilschaften zu bilden". Auch warnte Franziskus erneut vor Klerikalismus, "der erstarren lässt" und "Ideologien, die spalten". Die Heiligen, derer an diesem Tag gedacht werde, seien Säulen der Gemeinschaft gewesen.
Gegen eigene Bequemlichkeit ankämpfen
Bei der Messe in der Jesuitenkirche "Il Gesu" in Rom wurde der Kanonisierung von fünf Heiligen im Jahr 1622 gedacht: Isidor von Madrid (um 1070-1130), Landarbeiter, Schutzpatron von Madrid; Ignatius von Loyola (1491-1556), Gründer des Jesuitenordens; Franz Xaver (1506-1552), Jesuit und Ostasien-Missionar; Philipp Neri (1515-1595), Gegenreformator und engagierter Seelsorger in Rom, sowie Teresa von Avila (1515-1582), spanische Ordensfrau, Mystikerin und Kirchenlehrerin. Wegen der anhaltenden Gehbeschwerden des Papstes wurde die Eucharistiefeier vom Generaloberen des Jesuitenordens, Arturo Sosa, geleitet.
In seiner Predigt warnte der Papst weiter vor Mittelmäßigkeit und Bequemlichkeit. Wer Jesus nachfolgen wolle, müsse "eigene beruhigende Gewohnheiten ablegen, um einen Exodus zu vollziehen". Auch dürfe man sich nicht "vom heutigen konsumorientierten und individualistischen Klima betäuben lassen, wonach das Leben gut ist, wenn es gut für mich ist".
Mensch nicht aus dem Blick verlieren
Weiter warnte Franziskus davor, nur zu reden und zu theoretisieren. Dabei gerieten "der Mensch aus Fleisch und Blut, unsere Brüder und Schwestern, und die Konkretheit des Evangeliums aus dem Blick".
Nötig dafür sei zudem das Gebet. Zu beten "bedeutet nicht Entfernung von der Welt, sondern Veränderung der Welt", ermutigte der Papst. "Beten heißt, den Puls der aktuellen Ereignisse vor Gott zu bringen, damit sich sein Blick auf die Geschichte weit öffnet." Dabei bezog er sich auch explizit auf den Krieg gegen die Ukraine.