Papst spricht erneut von "Grausamkeiten" in Gaza-Krieg

"Mit Schmerz denke ich an Gaza"

Der Papst im "Home Office". Schon seit Tagen räuspert sich Franziskus durch seine Ansprachen. Am Sonntag hielt er das Mittagsgebet wegen einer Erkältung in seiner Hauskapelle. Und sprach erneut ein Reizthema an.

Menschen schauen auf einen riesigen Bildschirm auf dem Petersplatz im Vatikan / © Andrew Medichini/AP (dpa)
Menschen schauen auf einen riesigen Bildschirm auf dem Petersplatz im Vatikan / © Andrew Medichini/AP ( dpa )

Papst Franziskus hat für die bevorstehenden Festtage zu einer weltweiten Waffenruhe aufgerufen. "Beten wir, dass es zu Weihnachten einen Waffenstillstand an allen Kriegsfronten geben wird: im Heiligen Land, in der Ukraine, im gesamten Nahen Osten und auf der ganzen Welt", sagte er am Sonntag im Vatikan. Erneut prangerte er die Lage im Gaza-Krieg an.

"Mit Schmerz denke ich an Gaza, an soviel Grausamkeit, an Kinder unter Maschinengewehrbeschuss, an Bombardierungen von Schulen und Krankenhäusern - was für eine Grausamkeit", so der Papst. Bereits am Samstag hatte Papst Franziskus vor der Römischen Kurie im Vatikan beklagt, dass Kinder in Gaza bombardiert würden. "Das ist Grausamkeit, das ist nicht Krieg", das berühre das Herz, sagte er, ohne Israel zu nennen.

Kritik von Israel am Papst

Die Äußerung des Papstes war in Israel auf Kritik gestoßen. Laut israelischen Medien warf das Außenministerium dem Papst Einseitigkeit vor. Wenn Franziskus von Grausamkeit auf israelischer Seite spreche, dann ignoriere er die Grausamkeit seitens der Hamas.

Der Papst äußerte sich am Sonntag beim Mittagsgebet, das er aufgrund einer Erkältung und der niedrigen Temperaturen in Rom ausnahmsweise nicht von einem Fenster im Apostolischen Palast, sondern in der Kapelle des vatikanischen Gästehauses Casa Santa Marta hielt. Der Papst hatte am Freitagvormittag bei einem Treffen mit dem italienischen Boccia-Verband selbst angemerkt, dass er unter der Kälte leide. „Mir ist sehr kalt“, sagte er dabei. 

Die kurze Ansprache wurde auf den Petersplatz übertragen. Er bedaure, dass er nicht dort sein könne, doch gehe es ihm schon besser, sagte der 88-Jährige mit noch immer deutlich belegter Stimme. Es müssten jedoch "Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden". 

Maßnahme aus gesundheitlicher Vorsicht

Es ist nicht das erste Mal, dass der Papst das Angelusgebet aus der Kapelle seiner Residenz, der Casa Santa Marta, abhält. Bereits im Dezember letzten Jahres wurde eine ähnliche Entscheidung getroffen, als Franziskus an einer Lungenentzündung litt. Damals musste der Papst mehrere Termine absagen und auf die Reise zur COP28 in Dubai verzichten.

Die Kapelle der Casa Santa Marta, bekannt für die zahlreichen Frühmessen, die der Papst dort zelebriert, bietet Franziskus Schutz vor plötzlichen Temperaturschwankungen. Auch das Angelusgebet wird dort live im Fernsehen, auf Bildschirmen auf dem Petersplatz und über die Website von Vatican News sowie auf den sozialen Medien wie Youtube und Facebook übertragen, um den Gläubigen die Möglichkeit zu geben, daran teilzunehmen.

Vorbereitungen auf Weihnachten

Die Entscheidung, das Angelusgebet in der Casa Santa Marta zu halten, fällt in eine für den Papst besonders geschäftige Zeit. In der Woche vor Weihnachten erwarten ihn zahlreiche Verpflichtungen, darunter Treffen mit Kardinälen und Botschaftern sowie die Weihnachtsliturgien. Mit der Verlegung des Gebets stellt der Papst sicher, dass er diesen Aufgaben in bestmöglichem gesundheitlichem Zustand nachkommen kann.

Franziskus steht nicht nur mit Blick auf die bevorstehenden Weihnachtsfeierlichkeiten, sondern auch wegen der Eröffnung des "Heiligen Jahres" am 24. Dezember ein voller Terminkalender bevor.

Angelus-Gebet

Der Angelus Domini (lat.), Der Engel des Herrn (dt.), auch Angelus, ist ein Gebet, das die Menschwerdung Jesu Christi durch Maria zum Thema hat. Es besteht aus drei Betrachtungsworten aus dem Lukas- sowie dem Johannesevangelium und beginnt mit den Worten: Angelus Domini nuntiavit Mariae ("Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft"). Traditionell wird zum "Angelus-Gebet" um 6.00 Uhr, 12.00 Uhr und 18.00 Uhr durch das Läuten der Kirchenglocken gerufen ("Angelus-Läuten").

Papst Franziskus beim Angelus (Archiv) / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus beim Angelus (Archiv) / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA , VN