Papst spricht leidgeprüften Christen im Südsudan Mut zu

"Legen wir die Waffen des Hasses nieder"

Zum Abschluss seines Besuchs im Südsudan hat Papst Franziskus eine große Messe in der Hauptstadt Juba gefeiert. Den leidgeprüften Menschen sprach er in schlichten, eindringlichen Worten Trost und Mut zu.

Papst Franziskus im Südsudan / © Paul Haring/CNS photo (KNA)
Papst Franziskus im Südsudan / © Paul Haring/CNS photo ( KNA )

Als Christen seien sie Salz und Licht in dem von Gewalt und Vertreibung gepeinigten Land. Zu dem Gottesdienst am Sonntag versammelten sich Zehntausende unter freiem Himmel beim Mausoleum des früheren Rebellenführers und Wegbereiters der südsudanesischen Eigenstaatlichkeit John Garang (1945-2005).

Ökumenische Friedensmission

Als ökumenische Ehrengäste wohnten der Feier auch die obersten Repräsentanten der anglikanischen und der reformierten schottischen Kirche bei, Erzbischof Justin Welby und Iain Greenshields. Mit ihnen gemeinsam hatte Franziskus eine historisch beispiellose Friedensmission unternommen. Im Südsudan, der bis 1955 Teil des Britischen Weltreichs war, gehören etwa 60 Prozent einer christlichen Konfession an.

Iain Greenshields (l.), Moderator der Generalversammlung der presbyterianischen Kirche von Schottland; Papst Franziskus und Justin Welby (r.), anglikanischer Erzbischof von Canterbury / © Paul Haring/CNS Photo (KNA)
Iain Greenshields (l.), Moderator der Generalversammlung der presbyterianischen Kirche von Schottland; Papst Franziskus und Justin Welby (r.), anglikanischer Erzbischof von Canterbury / © Paul Haring/CNS Photo ( KNA )

In seiner Predigt sagte der Papst, Jesus sei gekreuzigt "in so vielen Menschen in diesem Land". Zugleich betonte Franziskus, er wolle Jesus als "Sieger über das Böse und den Tod" verkünden. An der Messe nahm auch Südsudans Präsident Salva Kiir Mayardit mit zahlreichen weiteren Vertretern der politischen Führung des Landes teil.

Das Salz der Erde in diesem Land

"Heute möchte ich euch dafür danken, dass ihr das Salz der Erde in diesem Land seid", sagte der Papst in dem von rhythmischen Liedern begleiteten Gottesdienst. Die Christen sollten zeigen, dass sie fähig seien, "Geschwisterlichkeit zu leben, gute menschliche Beziehungen aufzubauen, um zu verhindern, dass die Verderbnis des Bösen, die Krankheit der Spaltung, der Schmutz der ungerechten Geschäfte sowie die Plage der Ungerechtigkeit die Oberhand gewinnt".

Messe mit Papst Franziksus und afrikanischen Bischöfen / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Messe mit Papst Franziksus und afrikanischen Bischöfen / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

"Legen wir im Namen Jesu und seiner Seligpreisungen die Waffen des Hasses und der Rache nieder, um zum Gebet und zur Nächstenliebe zu greifen", mahnte der Papst. "Überwinden wir jene Antipathien und Abneigungen, die im Laufe der Zeit chronisch geworden sind und die Gefahr bergen, Stämme und ethnische Gruppen gegeneinander aufzubringen; lernen wir, das Salz der Vergebung, das brennt, aber heilt, auf unsere Wunden zu streuen."

Papst verabschiedet sich aus Südsudan mit Appell zu Hoffnung

Mit einem eindringlichen Appell zu Hoffnung und Frieden hat sich Papst Franziskus schließlich von den Menschen im Südsudan verabschiedet.

In seinen Schlussworten nach der Messe am Sonntag in der Hauptstadt Juba sicherte er den Christen des Landes den Rückhalt der Weltkirche zu. Er und die Führer der anglikanischen und reformierten schottischen Kirche würden alles ihnen Mögliche tun, um Schritte zum Frieden zu fördern.

Kinder in Kommunionkleidung im Südsudan warten auf Papst Franziskus  / © Paul Haring (KNA)
Kinder in Kommunionkleidung im Südsudan warten auf Papst Franziskus / © Paul Haring ( KNA )

Jubas Erzbischof Stephen Ameyu Martin Mulla erinnerte in seinem Grußwort an die spektakuläre Geste, mit der Franziskus 2019 im Vatikan dem südsudanischen Präsidenten Salva Kiir Mayardit und dessen früherem Rivalen Riek Machar die Füße küsste, um sie um Aussöhnung anzuflehen. Mulla nannte es "entmutigend, dass der Friedensprozess so langsam vorangekommen ist". Kiir kündigte indessen anlässlich des Papstbesuchs am Freitag an, den unterbrochenen Dialog mit Rebellengruppen wieder aufnehmen zu wollen.

Gebet auch für Frieden in Ukraine

Franziskus sagte in seinen Abschiedsworten, man dürfe "nicht die Chance vergeben, Frieden zu schaffen". Die Christen des Landes mahnte er mit einem Zitat des kürzlich verstorbenen Papstes Benedikt XVI., die eigene Hoffnung weiterzugeben. Insbesondere im Südsudan stehe die Hoffnung "im Zeichen der Frau", so Franziskus. Er wolle "allen Frauen des Landes in besonderer Weise danken und sie segnen".

Gemeinsam mit Zehntausenden überwiegend jungen sudanesischen Gläubigen, von denen die meisten ihr Leben lang nur Konflikte erlebt haben, betete Franziskus auch um Frieden in der Ukraine. Zudem erinnerte er an andere Länder des afrikanischen Kontinents, "wo so viele unserer Brüder und Schwestern im Glauben unter Verfolgung und Gefahr leiden".

 

Katholische Kirche im Südsudan

Etwa drei Viertel der Südsudanesen sind Christen. Katholiken sind die mitgliederstärkste Kirche im Südsudan mit knapp der Hälfte aller Getauften. Die Mehrheit der Protestanten sind Anglikaner (Episcopal Church) und Presbyterianer.

Die ersten Christen im Gebiet des heutigen Südsudan gab es schon im 5. Jahrhundert im damaligen Königreich Nubien. Sie wurden allerdings durch die Ausbreitung des Islam ab 640 weitgehend zurückgedrängt.

Flagge Südsudan / © Jiri Flogel (shutterstock)

 

Quelle:
KNA