domradio.de: Der Papst beginnt seine Pressearbeit meistens schon im Flugzeug. Gab es gestern wieder eine Pressekonferenz in der Luft?
Ingo Brüggenjürgen (Chefredakteur domradio.de): Ja, das hat sich bewährt. Gerade diese Pressekonferenzen auf den Hin- und Rückreisen haben es in sich. Papst Franziskus hat schon auf dem Hinweg deutliche Worte gefunden. Er hat den Angriff auf die Kirche in Frankreich als Anlass genommen und hat gesagt: "Das ist ein Kriegsereignis. Und es gibt einen Krieg der Interessen, um Geld, die natürlichen Ressourcen um die Herrschaft der Völker." Er hat gesagt, das sei kein Krieg der Religionen. Alle Religionen wollten immer nur den Frieden, aber darauf werde nicht gehört.
domradio.de: Nach seiner Landung gab es einen politischen Empfang. Was lag Franziskus hier auf dem Herzen?
Brüggenjürgen: Das war ja der Teil, der mit sehr viel Spannung erwartet worden ist. Insofern war das gestern schon sehr aufschlussreich. Es war der offizielle politische Empfang vor Vertretern der Regierung, vor dem Präsidenten, vor Vertretern der Diplomatie. Der Papst hat sich überhaupt nicht diplomatisch zurückgenommen. Er hat Tacheles geredet. Sehr deutlich hat er zum einen gesagt: "Ihr Polen seid doch ein stolzes Volk." Er hat an seinen Vorgänger Johannes Paul II. erinnert, "diesen großen Papst, der Euch immer motiviert hat." Er hat außerdem gesagt: "Ihr braucht Eure starke Identität als Polen, aber gleichzeitig, wenn ihr diese Kraft als Volk habt, dann müsst ihr auch in der Lage sein, für Flüchtlinge, die in der Not und Elend sind, alle Anstrengungen zu unternehmen, sie aufzunehmen." Das waren klare Worte.
domradio.de: Es gab noch eine Begegnung mit den polnischen Bischöfen in Krakau. Kannst Du sagen, was da besprochen worden?
Brüggenjürgen: Das wüsste ich gerne. Da sind die Informationen nicht bis zu uns durchgedrungen. Das war ein Gespräch unter sich. Ich könnte mir vorstellen, dass der Papst sich noch mal die Flüchtlingsproblematik vorgenommen hat. Wir wissen, hier hat er einen klaren Kurs. Und wir wissen aus der Geschichte heraus, dass die Polen und auch die polnischen Bischöfe nur zögerlich darauf eingehen, gerade was die Aufnahme von Flüchtlingen angeht. Ich denke, da ist das ein oder andere klare Wort gefallen. Aber wie gesagt: das kann ich nur spekulieren. Da müssen wir noch warten, bis die Informationen nach draußen gedrungen sind.
domradio.de: Wie ist denn Fazit?
Brüggenjürgen: Also der Papst ist gelandet. Ich glaube, er hat gleich die richtigen Weichen gestellt. Er hat deutlich gemacht, warum das Ganze nicht nur ein fröhliches Fest des Glaubens ist, sondern, dass Kirche immer auch einen Auftrag hat. Nämlich: Die Botschaft in den Mittelpunkt zu stellen. Und, dass man nicht feiern kann, ohne die Not des Anderen zu sehen. Insofern gehört das Kreuz auch immer mitten rein. Und er hat gleichzeitig den politischen Eliten deutlich gemacht, dass das entsprechende Handeln auch notwendig ist. Insofern glaube ich: Es war ein guter Auftakt für einen Weltjugendtag und die Tage, die da noch kommen.
Das Interview führte Tobias Fricke.