Der Rückflug von Papst Franziskus aus Mexiko zurück nach Rom wurde zur Pressekonferenz in luftiger Höhe. Dabei brannten den mitgereisten Journalisten nicht nur Themen des gerade zu Ende gegangenen Besuchs in dem mittelamerikanischen Land unter den Nägeln. Doch auch dazu kamen Fragen - und päpstliche Antworten.
Kritik an Äußerungen von Donald Trump
Scharf kritisierte Papst Franziskus den republikanischen US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump. Dessen Vorschlag, eine Mauer zwischen Mexiko und den USA zu bauen, nannte er "nicht christlich". Auf die Frage, ob Trump nur ein Spielball der Politik sei, antwortete Franziskus, dieses Urteil überlasse er gerne anderen.
Er wolle sich nicht in die US-Politik einmischen und sagen, ob man Trump wählen solle oder nicht, betonte der Papst. Aber er könne sehr wohl sagen, dass es nicht christlich sei, um jeden Preis Mauern zu bauen und keine Brücken. "Dieser Mensch ist kein Christ, wenn er das so sagt. Man muss aber sehen, ob er das wirklich so gesagt hat, nicht wahr?“ Der Multimilliardär Trump ist Presbyterianer. Diese Religionsgemeinschaft gehört zu den reformierten Kirchen, die sich im 16. Jahrhundert vom Papst lossagten. Trump reagierte auf Facebook auf die Papstaussage: Wenn die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) den Vatikan angreife, würde der Papst sich noch wünschen und dafür beten, dass Trump Präsident sei. Es sei infam von einem Religionsoberhaupt, "dass er den Glauben eines anderen Menschen in Zweifel zieht".
Franziskus zeigt Verständnis für Kritik an gemeinsamer Erklärung mit Kyrill
Verständnis äußerte Franziskus dagegen für die Kritik der ukrainisch-katholischen Kirche an seiner gemeinsamen Erklärung mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill. Diese Kritik sei vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine verständlich, sagte er. Die Kritik des Großerzbischofs von Kiew Swjatoslaw Schewtschuk an dem Text sei durchaus erlaubt, da es sich bei der Erklärung nicht um ein dogmatisches Dokument, sondern einen diskutierbaren Text zu aktuellen Fragen handele.
Schewtschuk hatte am Montag erklärt, für ein Dokument, das "angeblich nicht theologisch sein will", sei es "eigentlich schwer" gewesen, eine "noch schwächere Autorengruppe zu finden als jene der Textverfasser". Der Großerzbischof zielte mit dieser Kritik offenbar auf den Päpstlichen Rat für die Einheit der Christen ab. Dieser sei, so Schewtschuk, "zwar kompetent in Bezug auf theologische Fragen in den Beziehungen mit den verschiedenen christlichen Kirchen und Gemeinschaften, aber nicht in Fragen der internationalen Politik, vor allem nicht in sensiblen Themen wie der russischen Aggression in der Ukraine". Diese Schwäche habe das Sekretariat für die Außenbeziehungen des Moskauer Patriarchats genutzt.
Die beiden Kirchenoberhäupter aus Rom und Moskau hatten am Freitag bei einem historischen Treffen auf Kuba in einem 30 Punkte umfassenden Papier unter anderem Schritte zur Beilegung von Streitigkeiten in der Ukraine vereinbart.
Auf die Frage, ob der Papst bei dem zweistündigen Gespräch, das er mit Kyrill in Havanna führte, nach Moskau eingeladen wurde, antwortete der Papst ausweichend. Man habe vereinbart, den Inhalt des Gespräches bis auf wenige allgemeine Informationen vertraulich zu halten, erklärte Franziskus. Er könne allerdings verraten, dass er nach dem Gespräch froh gewesen sei. Dasselbe gelte auch für Kyrill.
Verhütungsmittel wegen Zika moralisch verantwortbar
Den Gebrauch von Verhütungsmitteln angesichts der Zika-Seuche hält Papst Franziskus für moralisch prinzipiell verantwortbar. Auf die Frage einer Journalistin sagte der Papst, es gebe bei diesem Thema einen grundsätzlichen Unterschied zur Abtreibung, denn diese sei immer ein "absolutes Übel". Verhütung hingegen könne in Ausnahmefällen erlaubt sein. Franziskus erinnerte in diesem Zusammenhang an eine Entscheidung von Paul VI. in den 1960er Jahren. Dieser hatte Ordensfrauen im damaligen Belgisch-Kongo den Gebrauch von Verhütungsmitteln gestattet, um sich gegen unerwünschte Schwangerschaften als Folge drohender Vergewaltigungen durch Soldaten im Kongokrieg zu schützen. Nach katholischer Lehre ist der Gebrauch von Verhütungsmitteln zur Verhinderung von Schwangerschaften eine Sünde. Paul VI. hatte dies 1968 in der Enzyklika "Humanae vitae" festgelegt.
EU brauche eine Neugründung
Auch zur aktuellen Flüchtlingskrise in Europa äußerte sich der Papst. Die EU brauche nach seiner Ansicht eine Neugründung. Er denke dabei an die Gründungsväter in den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg, so Franziskus. Leider gebe es heute keine Leitfiguren mehr, wie damals Konrad Adenauer und Robert Schuman.
Europa habe eine ganz besondere Kraft, Kultur und Geschichte, die man nicht aufs Spiel setzen dürfe, betonte der Papst mit Blick auf die Euro- und die Flüchtlingskrise. Er fügte hinzu: "Wir müssen alles tun, was möglich ist, um der EU die Kraft und die Inspiration zu geben, wieder voranzukommen."
Den Karlspreis, den er im Mai im Vatikan entgegennehmen wird, wolle er als ein Geschenk für Europa verstanden wissen, betonte der Papst. Deshalb habe er sich, auch "auf Anraten meines Freundes Kardinal Kasper", dazu entschieden, ausnahmsweise eine Auszeichnung anzunehmen.
Lehrschreiben zu Ehe und Familie vermutlich vor Ostern
Das Lehrschreiben des Papstes zu Ehe und Familie wird vermutlich noch vor Ostern veröffentlicht, und es wird ein Kapitel über "verletzte Familien" enthalten. Entsprechende Andeutungen machte der Papst auf dem Rückflug. Das Schlüsselwort werde die Integration der betroffenen Paare und Familien in das Leben der Kirche sein, erklärte Franziskus. Diesen Aspekt habe bereits die Familiensynode im Oktober 2015 betont.
Auf die Frage, ob dazu auch die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion gehöre, erklärte Franziskus, diese könne vielleicht am Ende eines Wegs der Integration eines solchen Paares in das Leben der Kirche stehen. Es gebe aber auch andere Formen der Kommunion.