Papst vor Hunderttausenden in Angola - Unfall überschattet Messe

"Steht auf und macht euch auf den Weg"

Zum Abschluss seiner Afrika-Reise hat Papst Benedikt XVI. die Bewohner des Kontinents zu Aussöhnung, Frieden und Gerechtigkeit aufgerufen. Nach den Zerstörungen der Bürgerkriege, nach Hass und Rache müsse sich Afrika auf den Weg zu einer besseren Zukunft machen, sagte das Kirchenoberhaupt am Sonntagmorgen bei einer Messe mit mehreren hunderttausend Teilnehmern in der angolanischen Hauptstadt Luanda. Ein tödlicher Unfall am Abend zuvor überschattete den Abschlussgottesdienst.

Autor/in:
Burkhard Jürgens
Am Montagmorgen beendet der Papst seine erste Afrika-Reise (KNA)
Am Montagmorgen beendet der Papst seine erste Afrika-Reise / ( KNA )

: Am Rand einer Papst-Veranstaltung ist es am Samstagabend in der angolanischen Hauptstadt Luanda zu einer Panik gekommen. Zwei Menschen starben, rund 40 wurden verletzt. Der Zwischenfall ereignete sich am Eingang des dos-Coqueiros-Stadions, in dem das Kirchenoberhaupt mit Jugendlichen zusammentraf. Die angolanischen Behörden hätten den Vorfall zunächst geheimgehalten, hieß es in Vatikankreisen vor Ort. Erst Stunden später wurde er über die Medien publik. Die beiden Opfer, eine Angolanerin und eine Ausländerin, seien am späten Abend im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen erlegen.

Benedikt XVI. betete am Sonntagmorgen bei seiner Messe in Luanda für die Toten. Die Messfeier werde von diesem tragischen Unfall überschattet. Der Papst bekundete den Familien und Freunden der Opfer sein Mitgefühl und seine Solidarität. Am Nachmittag wollte Kardinal-Staatssekretär Tarcisio Bertone die Verletzten im Krankenhaus besuchen. Der genaue Unfallhergang scheint weiter unklar. Zu der Panik war es offenbar bereits Stunden vor Beginn der Papstveranstaltung im Gedränge an den Absperrungen außerhalb des Stadions gekommen.

Am Monatg endet die Afrika-Reise
In Angola wie in anderen Staaten habe der Bürgerkrieg nicht nur materielle schreckliche Zerstörungen angerichtet, sondern auch Familien und ganze Gemeinschaften auseinandergerissen und Hoffnungen vernichtet, sagte der Papst außerdem.

Am Montagmorgen beendet er seine erste Afrika-Reise. Nach einem sechstägigen Besuch in Kamerun und Angola kehrt das Kirchenoberhaupt nach Rom zurück. Zuvor steht am Nachmittag noch ein Treffen mit einer katholischen Frauenorganisation auf dem Programm.

"Die dunklen Wolken des Bösen haben auch Afrika verdunkelt"
Nach Angaben der Polizei und des Vatikan nahmen an dem Gottesdienst auf einem Freigelände rund eine Million Menschen teil. "Tragischerweise haben die dunklen Wolken des Bösen auch Afrika verdunkelt", führte der Papst aus: "Denken wir an die Geißel des Krieges, an die grausamen Früchte der Stammeskämpfe und ethnischen Konflikte, an die Gier, die das Herz des Menschen zerstört, die Arme in die Sklaverei führt und künftige Generationen ihrer Ressourcen beraubt", hob er hervor. Diese Ressourcen brauchten die Menschen aber, um eine solidarischere und gerechtere Gesellschaft zu errichten, die "echt und ihren Werten nach afrikanisch" sei.

Ausdrücklich warnte Benedikt XVI. vor Abtreibung, vor einer Schwächung von Ehe und Familie, vor falschen Utopien und Drogenkonsum. Ursache dafür sei letztlich ein Egoismus, der den einzelnen isoliere, die Familien spalte und die großen Ideale von Großherzigkeit und Selbstverleugnung zerstöre. Das führe dann "unausweichlich zu Hedonismus, zum Griff zur Droge, zu sexueller Verantwortungslosigkeit, zur Schwächung des Ehebandes, zur Zerstörung der Familien und zur Vernichtung menschlichen Lebens durch Abtreibungen".

Der Neuanfang müsse in kleinen Gesten beginnen, betonte Benedikt XVI. Christen müssten zeigen, "dass wir unsere Nächsten lieben, ohne Ansehen der Rasse, der Ethnie oder Sprache". In seiner Schlussbotschaft appelliert der Papst schließlich an die Afrikaner:  "Steht auf, erhebt euch, macht euch auf den Weg. Schaut voll Vertrauen in die Zukunft, vertraut auf die Verheißungen Gottes und lebt in seiner Wahrheit." So könnten sie "etwas aufbauen, das Dauer hat", und den künftigen Generationen ein dauerhaftes Erbe der Versöhnung, der Gerechtigkeit und des Friedens hinterlassen.