Papst Franziskus hat Spekulationen über Gesundheitsprobleme während seiner Portugal-Reise zurückgewiesen. "Meiner Gesundheit geht es gut", sagte er am Sonntagabend auf dem Rückflug von Lissabon nach Rom.
Nach einer größeren Darm-Operation im Juni habe er für etwa drei Monate einen Gurt tragen müssen, um den Bauch zu schonen, falls die Muskeln nicht stark genug seien. "Aber es geht mir gut."
Der Papst war von Mittwoch bis Sonntag beim Weltjugendtag in Lissabon. Bei seinen Auftritten vor Hunderttausenden junger Menschen von allen Kontinenten wich er teils stark von den vorbereiteten Redemanuskripten ab und sprach frei auf Spanisch.
Im Marienwallfahrtsort Fatima verzichtete er zudem auf einen vorbereiteten Friedensappell und sprach stattdessen über seine Vision einer offenen Kirche für alle.
Spekulationen über Sehprobleme
Wegen der ungewöhnlich kurzen, frei gehaltenen Reden gab es Spekulationen über mögliche Sehprobleme und Erschöpfungserscheinungen. Sehprobleme habe er keine, stellte Franziskus klar. Beim Besuch eines Sozialzentrums habe ihn ein Licht geblendet, so dass er nichts habe sehen können. Daher sei er von der vorbereiteten Rede abgewichen.
Wenn er eine Ansprache halte, wolle er mit Menschen in Verbindung treten und vor allem vor jungen Menschen das Essenzielle herausstellen, sagte der Papst zudem. "Jugendliche haben keine lange Aufmerksamkeitsspanne." Eine gute Predigt müsse kurz, klar und zugewandt sein. "Predigten sind manchmal eine Qual", sagte er.
Mancherorts gingen die Leute zwischendurch nach draußen und rauchten eine Zigarette. Für den 86-Jährigen war es die erste Reise nach seiner Operation.
Kritik an Flüchtlingslagern in Nordafrika
Zudem verurteilte Franziskus die Situation von Geflüchteten in Auffanglagern in Nordafrika scharf. "Das Mittelmeer ist ein Friedhof – aber es ist nicht der größte Friedhof. Der größte Friedhof ist Nordafrika, es ist schrecklich", sagte der Papst auf dem Rückflug von seiner Portugal-Reise am Sonntagabend. Die Menschen würden in "Konzentrationslagern" ausgebeutet. Manche würden in der Wüste zwischen Tunesien und Libyen "zum Sterben zurückgelassen".
Franziskus reist Ende September (22./23. September) in die südfranzösische Hafenmetropole Marseille, um dort am sogenannten Mittelmeer-Treffen (Rencontres Méditerranéennes) teilzunehmen. "Die Bischöfe des Mittelmeerraums halten dieses Treffen ab, um ernsthaft über die Tragödie der Migranten nachzudenken", erläuterte der Papst.
Das Treffen ist eine religiös-kulturelle Veranstaltung, an der junge Menschen aus etwa 30 Ländern sowie 70 Bischöfe aus den mittelbaren und unmittelbaren Anrainerstaaten des Mittelmeers mitwirken. Behandelt werden unter anderem Fragen zu den Themen Umwelt und Migration.
Papst erklärt seine Vision einer "Kirche für alle"
Während des Fluges spezifizierte der Papst auch seine Vision einer "Kirche für alle". "Die Kirche steht allen offen", sagte er. "Dann gibt es Gesetze, die das Leben innerhalb der Kirche regeln." Der Papst antwortete auf eine Frage, wonach etwa Frauen und Homosexuelle nicht alle Sakramente in der Kirche empfangen können.
"Das bedeutet nicht, dass sie verschlossen ist", erklärte Franziskus. "Die Kirche ist Mutter – sie nimmt jeden auf." Deshalb wolle er niemanden ausschließen, so Franziskus.
Jeder solle kommen und "in Gebet, innerem Dialog, seelsorgerlichen Gespräch" nach Wegen suchen, um voranzukommen. Das gelte für alle: Kranke und Gesunde, Alte und Junge, gute und böse Menschen und auch für Homosexuelle, so der 86-Jährige.
Der Papst unterschied zwischen der Kirche als Mutter und den Diensten in der Kirche. Diese seien der Weg, um die "Herde voranzubringen".
Hier sei Geduld wichtig, um die Menschen Schritt für Schritt bei ihrer Reifung zu begleiten. Und wörtlich: "Jeder von uns macht die Erfahrung, dass die Mutter Kirche uns auf unserem eigenen Weg der Reifung begleitet."
Kritik an Missbrauch und Kinderpornographie
Schließlich machte Franziskus auch auf das Problem von Kinderpornografie aufmerksam. Heutzutage könne man per Smartphone Zugriff auf sexuellen Missbrauch von Kindern erhalten.
"Wer sind die Verantwortlichen?", fragte er. Zudem verurteilte der Papst erneut sexuellen Missbrauch in der Kirche. Hier dürfe es "null Toleranz" geben.