Ein Christ bringe immer auch die Probleme der anderen Menschen im Gebet vor Gott. Daher fehle im "Vaterunser" auch das Wort "Ich". "Wenn ich bete, bin ich offen, den Schrei vieler Menschen fern und nah zu hören? Oder sehe ich das Gebet als eine Art Betäubungsmittel, damit ich ruhiger werde?", gab der Papst seinen Zuhörern zu bedenken.
Wer nur für sich bete, sei "Opfer eines schlimmen Missverständnisses"; sein Gebet sei nicht mehr christlich. "Lernen wir von Gott, der immer zu allen gut ist, im Gegensatz zu uns, denen es nur gelingt, einigen, die wir mögen, gegenüber gut zu sein", mahnte Franziskus.
"Begegnung der Blicke zweier Liebender: Der Mensch und Gott"
Als Ursprung jedes Gebets nannte das Kirchenoberhaupt den stillen Dialog mit Gott, "wie die Begegnung der Blicke zweier Liebender: Der Mensch und Gott". Er unterstrich, dass es dabei unmöglich sei, sich zu verstellen.
Ist ist nicht das erste Mal, das Papst Franziskus Egoismus scharf verurteilt. Selbstbezogenheit sei eine "Sklaverei des eigenen Ichs", sagte er einmal. Und: Letztlich sei es immer der Egoismus, der die Menschen zur Sünde führe. Das katholische Kirchenoberhaupt hat in diesem Zusammenhang auch die Hauptlaster – Stolz, Habsucht, Neid, Zorn, Wollust, Unmäßigkeit und Überdruss - verurteilt.