Papst würdigt Johannes Paul II. beim Gedenken zum 5. Todestag

"Ein Vorbild"

Papst Benedikt XVI. hat anlässlich des fünften Todestages von Johannes Paul II. das Lebenswerk seines Vorgängers gewürdigt. Selbst in der langen Krankheitsphase gegen Ende seines Lebens habe dieser das Leiden bis zum Schluss in unerschütterlicher Glaubensgewissheit ertragen, sagte er am Montag bei einer Gedenkmesse.

 (DR)

Ohne Vorbehalte und Kalkül habe der aus Polen stammende Papst seine Person in den Dienst Gottes gestellt - und sei somit zum «Weggefährten des Menschen von heute» geworden.

An der Messe im Petersdom nahmen die Kardinäle, Bischöfe und Prälaten der römischen Kurie, aber auch zahlreiche Pilger aus Polen teil. An ihrer Spitze war der frühere Privatsekretär des Papstes, der Krakauer Kardinal Stanislaw Dziwisz.

Keinen Hinweis gab Benedikt XVI. in seiner Ansprache zum laufenden Seligsprechungsverfahren für Johannes Paul II. Er hatte es mit einer Sondererlaubnis wenige Wochen nach dessen Tod eingeleitet. Auf Ortsebene in Rom und Krakau war das Verfahren bereits nach zwei Jahren abgeschlossen worden. Auch die vatikanische Untersuchung wurde nach zwei Jahren positiv beendet. Im Dezember 2009 erkannte Benedikt XVI. seinem Vorgänger den «heroischen Tugendgrad» zu. Vor der offiziellen Seligsprechung ist jedoch noch der Nachweis einer Wunderheilung erforderlich. Beobachter rechnen mit einer Seligsprechung für das Jahr 2011.

Wer Johannes Paul II. gekannt habe und ihm begegnet sei, habe spüren können, wie lebendig in ihm die Gewissheit der Güte Gottes gewesen, führte Benedikt XVI. aus. Diese Gewissheit sei besonders in seiner letzten Lebensphase deutlich geworden, als seine körperlichen Kräfte nachließen. Seine Krankheit und Schwäche hätten nie seinen «unerschütterlichen Glauben, seine leuchtende Hoffnung und seine eifrige Liebe» beeinträchtigt. Johannes Paul II. habe sich «für Christus, für die Kirche, für die ganze Welt aufgerieben: Er hat sein Leiden bis zum letzten Moment für die Liebe und mit Liebe gelebt».

Johannes Paul II. sei stets auch ein Sohn seiner polnischen Heimat geblieben, sagte Benedikt XVI. Er sei «ein großer Pole». Seine Landsleute könnten stolz auf sein Leben und Wirken sein, sagte Benedikt XVI. auf Polnisch. Zugleich müssten sie selbst treue Zeugen des Glaubens, der Hoffnung der Liebe sein, «wie Johannes Paul II. es uns ständig gelehrt hat».

Auch die Vatikanzeitung «Osservatore Romano» würdigte Johannes Paul II. Er sei ein Papst «gegen den Strom der Zeit» gewesen, heißt es in einem Gedenkbeitrag in der Dienstagsausgabe. Mit seinen Reisen, seinem Beitrag zum Sturz des Kommunismus, aber auch seiner Aussöhnung mit dem Judentum habe er weltweites Ansehen gefunden.

Es wäre freilich falsch, einen Widerspruch zwischen dem Papst aus Polen und seinem Nachfolger zu sehen, schreibt das Blatt. Wie Benedikt XVI. habe sich sein Vorgänger der Tradition der Kirche verpflichtet gefühlt, insbesondere in Fragen von Ehe, Familie und Sexualmoral. Er habe an den unveränderten Familienwerten festgehalten und andere Formen des Zusammenlebens wie die «Homoehe» abgelehnt. Mit allem Nachdruck habe er sich gegen Abtreibung und Sterbehilfe gewandt.