Papstkritiker Brian Burch soll US-Botschafter am Heiligen Stuhl werden

"Große Nähe zu Kardinal Burke"

Der Papstkritiker Brian Burch soll in Zukunft als Botschafter die USA bei Papst Franziskus im Vatikan vertreten. Am Dienstag wurde Burch im Senat gehört. Wer ist der konservative Katholik? Der Journalist Klaus Prömpers weiß mehr dazu.

Vatikan-Fahne und US-Fahne / © Joshua Roberts/ CNS photo (KNA)

DOMRADIO.DE: Ist mit einer Bestätigung der Berufung von Brian Burch als Botschafter im Vatikan im US-Senat zu rechnen?

Klaus Prömpers (DR)
Klaus Prömpers / ( DR )

Klaus Prömpers (Journalist und USA-Experte): Mit großer Wahrscheinlichkeit, denn die Republikaner haben im Senat eine Mehrheit und sie werden diesen Kandidaten wohl ohne große Probleme bestätigen. Er repräsentiert jene 56 Prozent der Katholiken der USA, die bei der letzten Wahl für Trump gestimmt haben.

DOMRADIO.DE: Wer ist dieser Brian Burch, der als Botschafter die USA bei Papst Franziskus vertreten wird?

Prömpers: Burch hat die Organisation "Catholic Vote" in den 20er Jahren in Wisconsin mit aufgebaut. Er hat landesweit für die konservative Linie der Katholiken geworben, Spenden gesammelt und die Politik beeinflusst. Vor allem in Richtung der "reinen Glaubenslehre", so wie er sie auslegt. 

Dazu gehört zum Beispiel aus der Sicht dieser Gruppe der Katholiken in den USA ein absolutes Verbot von Abtreibungen und ein absolutes Nein zu empfängnisverhütenden Mitteln in der Ehe. Das lebt Brian Burch auch vor. Mit seiner Ehefrau Sarah hat er insgesamt neun Kinder, mittlerweile eine Schwiegertochter und einen Enkel, obwohl er erst 49 Jahre alt ist.

DOMRADIO.DE: Wo sieht Burch Konfliktpunkte mit der Linie, die Papst Franziskus vertritt?

Screenshot von Brian Burch in "EWTN News Nightly" am 9. Januar 2024 / © "EWTN News Nightly" Screenshot (EWTN)
Screenshot von Brian Burch in "EWTN News Nightly" am 9. Januar 2024 / © "EWTN News Nightly" Screenshot ( (Link ist extern)EWTN )

Prömpers: Mehrfach hat Burch gesagt, der Kurs von Papst Franziskus "stifte in der Kirche Verwirrung". Das drückt sich vor allem in vier Punkten aus: in der Migration, in der Klimapolitik, in den Kirchenreformen, und wenn es um die von Franziskus angewandte Synodalität geht. Da sind Burch und seine Catholic-Vote-Bewegung anderer Meinung als Papst Franziskus. 

Der Papst hatte in einem Brief vom Krankenbett die US-Bischöfe und die Katholiken insgesamt dazu aufgerufen, mit den Migranten zu fühlen und dabei die Deportationspolitik der Trump-Vance-Regierung heftig kritisiert. 

Klaus Prömpers

"Mehrfach hat Burch gesagt, der Kurs von Papst Franziskus stifte in der Kirche Verwirrung."

Burch, der vermeintlich neue Botschafter, lässt sich gut dadurch charakterisieren, dass er einer großen Nähe zu US-Kardinal Raymond Leo Burke frönt, den Papst Franziskus vor mehr als einem Jahr aus dem Vatikan quasi rausschmiss, als er ihn ohne Funktion schließlich seiner Wohnung kündigte. Burke ist ein heftiger Kritiker von Franziskus in der Öffentlichkeit. 

Kardinal Raymond Leo Burke / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)

Ein anderer Unterstützer von Burch ist der frühere Bischof von Tyler in Texas, Joseph Strickland, den Papst Franziskus vor Jahresfrist aus dem Bischofsamt entfernte, weil der unter anderem den synodalen Prozess von Franziskus als "Teufelswerk" bezeichnete.

DOMRADIO.DE: Wurde das in der Anhörung des Kandidaten deutlich?

Prömpers: Ja, besonders an dem einen Punkt, als die demokratische Senatorin Jeanne Shaheen ihn fragte, ob er die Beendigung der USAID-Hilfen der USA in aller Welt für richtig oder falsch halte. Burch antwortete, der Prozess sei richtig, da viele Steuergelder in falsche Kanäle geflossen seien. Als Senatorin Shaheen dann nachfragte, ob er denn wisse, um wie viel Geld es gehe, musste er passen. 

Sie klärte ihn dann auf, es gehe insgesamt um ein Prozent des gesamten Budgets des US-Bundeshaushaltes. Vergleichsweise wenig, was aber große Konsequenzen hat, wie wir wissen. Logische Schlussfolgerung: Es ist Symbolpolitik des Präsidenten Trump.

Klaus Prömpers

"Als Senatorin Shaheen dann nachfragte, ob er denn wisse, um wie viel Geld es gehe, musste er passen."

DOMRADIO.DE: Besonders in der Behandlung der Migranten liegen katholische Kirche und die Trump-Regierung über Kreuz. Spielte das bei der Anhörung am Dienstag auch eine Rolle?

Prömpers: Indirekt ja, weil gerade einen Tag vor dieser Anhörung die Bischofskonferenz der USA und ihr Vorsitzender Timothy Broglio beklagt hatte, dass die Deportation von Migranten auf teils fragwürdige Weise geschieht. Da hat auch der Supreme Court teilweise gesagt, Trump könne das machen, müsse aber einen Rechtsweg offen lassen für diejenigen, die ausgewiesen werden sollen. 

Da fehlen jetzt kirchlichen Hilfsorganisationen jede Menge Mittel. Die müsse man nun erneut mit der Bundesregierung verhandeln. Denn das Ziel müsse weiterhin sein, den Migranten ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen und Rechtswege einzuhalten, was der Supreme Court ebenfalls angemahnt hat. Das falle im Moment angesichts der Trump-Regierung etwas schwer. Man müsse heftig daran arbeiten, dass wieder ein Gleichgewicht reinkommt.

Das Interview führte Carsten Döpp. 

Schreiben von Papst Franziskus an die US-Bischöfe zur Migrationspolitik der Regierung unter Präsident Donald Trump

Schreiben von Papst Franziskus an die katholischen Bischöfe der Vereinigten Staaten zur Migrationspolitik der Regierung unter Präsident Donald Trump

Liebe Brüder im Bischofsamt,

Ich schreibe Ihnen heute, um einige Worte an Sie zu richten in diesen heiklen Momenten, die Sie erleben als Hirten des Volkes Gottes, das in den Vereinigten Staaten von Amerika zusammenlebt.

Papst Franziskus / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Quelle:
DR

Die domradio- und Medienstiftung

Unterstützen Sie lebendigen katholischen Journalismus!

Mit Ihrer Spende können wir christlichen Werten eine Stimme geben, damit sie auch in einer säkulareren Gesellschaft gehört werden können. Neben journalistischen Projekten fördern wir Gottesdienstübertragungen und bauen über unsere Kanäle eine christliche Community auf. Unterstützen Sie DOMRADIO.DE und helfen Sie uns, hochwertigen und lebendigen katholischen Journalismus für alle zugänglich zu machen!

Hier geht es zur Stiftung!