Gut eine Woche vor der mit Spannung erwarteten Stichwahl in Argentinien ist Präsidentschaftskandidat Javier Milei auf Papst Franziskus zugegangen: "Wenn er nach Argentinien käme, würden wir ihn mit allen Ehren eines Staatsoberhauptes empfangen, aber auch mit allen Ehren als Oberhaupt der katholischen Kirche", sagte Milei in einem Interview des peruanischen Journalisten Jaime Bayly.
Das Wohlergehen der Argentinier habe für ihn als möglichen Präsidenten Priorität, deshalb habe er "kein Problem" mit einem Besuch des Papstes.
Immer wieder den Papst kritisiert
Oppositionskandidat Milei hatte zuletzt immer wieder den aus Argentinien stammenden Papst kritisiert, weil dieser die gewalttätigen Linksdiktaturen in Lateinamerika nicht klar verurteile und ein Unterstützer des Sozialismus sei. Ein Berater Mileis brachte zwischenzeitlich gar einen Abbruch der diplomatischen Beziehungen zum Heiligen Stuhl ins Spiel. Später erklärte Milei allerdings, das sei nicht die offizielle Position seiner Bewegung.
Ohne Milei beim Namen zu nennen, warnte der Papst wiederum vor "messianischen Clowns", die ihn an den Rattenfänger von Hameln erinnerten. Ein möglicher Papstbesuch könnte laut argentinischen Medienberichten im ersten oder zweiten Quartal 2024 stattfinden, bislang gibt es aber keine offizielle Bestätigung.
Ein baldiger Besuch sei wünschenswert, sagte Kardinal Luis Pascual Dri der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Buenos Aires. "Ich glaube, es würde Argentinien sehr gut tun, wenn er kommen würde. Wir sind in der Politik ziemlich gespalten, auch in der Kirche. Es ist nicht alles rosig." Der Papst könne eine Botschaft und ein Wort der Hoffnung und der Versöhnung mitbringen, so Kardinal Dri, "Beichtvater" und persönlicher Freund des Papstes.
Die zerstrittenen Politiker in Argentinien mahnte der Kardinal, auf Beleidigungen zu verzichten und aufeinander zuzugehen: "Es ist notwendig, sich hinzusetzen und einander zuzuhören. Aber ich habe den Eindruck, dass sie immer das letzte Wort, die Macht, den Reichtum haben wollen. Und das ist nicht gut. Die Beleidigungen unter den Politikern führen zu nichts, absolut nichts."
Papst zum Besuch eingeladen
In dieser Woche hatte die Argentinische Bischofskonferenz den Papst erneut und auch formal zu einem Besuch in dessen Heimat eingeladen.
In dem Brief brachten die Bischöfe die "Gefühle unseres Volkes zum Ausdruck, das seinem Hirten begegnen möchte". Seit seiner Wahl zum Papst 2013 hat Franziskus das Land noch nicht besucht.
In Argentinien wird am 19. November in einer Stichwahl über die Nachfolge des links-peronistischen Präsidenten Alberto Fernandez entschieden, der wegen schlechter Umfragewerte und mangelnder Unterstützung aus dem eigenen Lager nicht mehr antritt.
Der radikal-marktliberale Ökonom Milei trifft dabei auf den Vertreter des Regierungslagers, Sergio Massa, derzeit Wirtschafts- und Finanzminister in der Regierung Fernandez. Laut einer aktuellen Umfrage der Tageszeitung "Clarin" liegt Milei knapp mit 44,6 zu 42,9 Prozent vor Massa. Eine andere Umfrage sieht indes Massa, den Sieger des ersten Durchgangs, vorne.