Passauer Bischof Oster äußerst sich zu Streit um abgesetzten Priester

Erschreckt über "aufgeheizte Stimmung"

Seit einer Woche sorgen Vorgänge um einen abgesetzten Pfarrer in Niederbayern für Schlagzeilen. Nun hat sich erstmals der Passauer Bischof persönlich eingehend zu den Ereignissen geäußert. Deeskalierung sei dringend nötig.

Bischofsring von Stefan Oster  / © Maria Irl  (KNA)

Im Streit um einen aus dem Dienst genommenen katholischen Pfarrer in Niederbayern hat sich der Passauer Bischof Stefan Oster schützend vor die Kritiker des Geistlichen gestellt. In einer am Freitag auf der Internetseite des Bistums veröffentlichten Erklärung äußerte sich Oster "erschreckt" über die entstandene "aufgeheizte Stimmung" und damit verbundene Schuldzuweisungen.

Im betroffenen Pfarrverband gebe es eine medial verstärkte "herrschende Meinung", so der Bischof. Demnach seien an der Misere "einige wenige Personen" schuld, die "den Pfarrer beim Bischof hingehängt" hätten, weshalb dieser nun gehen müsse. 

Bischof Stefan Oster (KNA)

"Jetzt erleben einige dieser Personen tatsächlich seit eineinhalb Jahren ein Leben voller Angst, Unsicherheit, Depression und mehr." Sie würden ausgegrenzt, gemobbt und sogar konkret bedroht. Eine solche Stimmung und ein solches Gegeneinander sei "ausdrücklich nicht der Geist, der von Jesus kommt".

Solidarität aus Pfarrverband 

Nach Vorwürfen schwerwiegenden Fehlverhaltens in der Jugendarbeit war der Geistliche am vergangenen Wochenende aus dem Dienst genommen worden. Im Kern geht es um Alkoholmissbrauch. Der Pfarrer ließ über seinen Anwalt sämtliche Vorwürfe abstreiten. 

Daraufhin erfuhr er eine Welle von Solidarität in seinem Pfarrverband. Mehr als 10.000 Menschen fordern in einer Online-Petition sein Bleiben. Die Vorwürfe liegen der Passauer Staatsanwaltschaft und dem Vatikan zur Prüfung vor. Ein Ergebnis gibt es noch nicht.

Immer neue Meldungen

In der Stellungnahme erläutert der Bischof seine Vorgehensweise. Wegen Vorfällen in der Jugendarbeit seien nach dem Sommer 2023 zweimal Maßnahmen gegen den Pfarrer verhängt worden. Seither habe es
"immer neue Meldungen von ganz verschiedenen Menschen" gegeben. 

Diese "waren weder feige Denunzianten noch böswillige Neider und auch nicht Menschen, die der Kirche negativ gegenüberstehen". Meist seien sie "in Sorge für Kinder und Jugendliche gewesen". Als er im September vergangenen Jahres die betroffene Pfarrei besucht habe, habe sich keiner mehr getraut, etwas gegen den Pfarrer zu sagen.

Anwälte hinzugezogen

Vor Weihnachten 2024 sei es zu einer Zuspitzung gekommen, führt der Bischof weiter aus. Das Wort geistlicher Missbrauch habe im Raum gestanden, die Bistumsleitung sei der Untätigkeit bezichtigt worden. Ab da seien sowohl vom Pfarrer wie von der Bistumsleitung Anwälte hinzugezogen worden. 

In den Gesprächen habe sich schon länger abgezeichnet, dass der Pfarrer in seiner Gemeinde nicht mehr zu halten sei und auch nicht mehr bleiben wolle. Ab 6. März sei nicht mehr über das Ob, sondern nur noch über das Wie und den Zeitpunkt des Rückzugs gesprochen worden.

Ein miteinander abgestimmter Text sei dazu am 20. März veröffentlicht worden, so Oster. Darin ist die Rede von einem erklärten Amtsverzicht, den der Bischof zum 24. März angenommen habe.

Neuer Rechtsbeistand

Dann jedoch, so Oster, habe sich der Geistliche einen neuen Rechtsbeistand genommen, "der sofort in medialer Zuspitzung und unter offensichtlicher Unkenntnis vieler Sachverhalte" agiert habe. Ab diesem Zeitpunkt, so der Bischof, habe er sich genötigt gesehen, gegen den Pfarrer ein vorläufiges Zelebrations- und öffentliches Auftrittsverbot zu verhängen.

Nach Osters Worten ist Deeskalierung dringend nötig. Geplant ist demnach, Personen von außen in den Pfarrverband zu schicken, um eine Aufarbeitung einzuleiten.

Bistum Passau

Die Diözese Passau wurde 739 von Bonifatius gegründet und war einst mit mehr als 42.000 Quadratkilometern das größte Bistum des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Es erstreckte sich donauabwärts bis Wien. Im Lauf der Geschichte verlor die Diözese sechs Siebtel ihres Gebiets an neu gegründete Bistümer wie Linz, Sankt Pölten und Wien. Mit der Säkularisation 1803 endete die weltliche Herrschaft der Passauer Bischöfe.

Passauer Dom / © Maria Irl (KNA)