"Viele sind genauso erschrocken über die Aufmärsche wie die Mehrheitsgesellschaft", sagte der Referent für den Christlich-Islamischen Dialog am Zentrum für Mission und Ökumene der evangelischen Nordkirche dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Auch die Schura Hamburg und Ditib Nord hatten sich den Angaben zufolge von "Muslim Interaktiv" abgegrenzt. Das zeige die Bedeutung der Staatsverträge. "Es ist wichtig, dass diese islamischen Verbände von der Politik ernst genommen und in ihrem Einsatz gegen den Extremismus unterstützt werden", erklärt Lorberg-Fehring.
Gemeinsame Aufgabe aller Demokraten
Die Auseinandersetzung mit Radikalen, egal welcher politischen oder religiösen Richtung, ist seiner Ansicht nach eine gemeinsame Aufgabe aller Demokraten.
"'Muslim Interaktiv' ist eine radikale Minderheit, die aber versucht, ihren Einfluss auszubauen", erklärt der Pastor. Das Netzwerk mache sich das Erschrecken vieler Muslime über das Leiden der Menschen in Gaza zunutze.
Verunsicherungen in der muslimischen Community
"Besonders das Gefühl der Hilflosigkeit und die Sorge, dass Solidarität mit den notleidenden Zivilisten in Gaza als Ignoranz gegenüber den israelischen Opfern ausgelegt werden könnte, verunsichert die muslimische Community."
Dennoch gebe es auch Ärger darüber, "dass die hohe Zahl der palästinensischen Toten ihrem Gefühl nach allzu leicht von der deutschen Politik und Öffentlichkeit in Kauf genommen wird", sagt Lorberg-Fehring. Genau diese Stimmung nutze das Netzwerk "hemmungslos" aus.
Es sei immer gefährlich, wenn Angst und Hoffnungslosigkeit auf geschickte Extremisten treffen. Ein gefährliches Vorbild seien die Demos gegen die Corona-Maßnahmen oder die Pegida-Aufmärsche, erinnert Lorberg-Fehring.
"Muslim Interaktiv" ähnele dem Auftreten der "Reichsbürger" seiner Meinung nach auf unheimliche Weise. "Beide sind eine reale Bedrohung für das friedliche Ausleben von Religionen und das vertrauensvolle Zusammenleben unterschiedlicher Menschen."