DOMRADIO.DE: Sie halten Gottesdienste im Irish Pub – wie läuft das ab?
Andreas Fleischer (Pastoralreferent im Erzbistum Bamberg): Die Leute sitzen an Tischen, unterhalten sich in ihren Gesprächen, trinken, essen und zwischendurch ist Gottesdienst. Der behandelt Themen und all das, was wir in der Kirche kennen. Nur einfach etwas freier, etwas lockerer und in einer bunten Gemeinschaft.
DOMRADIO.DE: Heißt das, Sie brauchen kein richtiges Zeremoniell? Eine Kanzel haben Sie nicht, einen Altar auch nicht. Stehen Sie am Tresen?
Fleischer: So ist das tatsächlich nicht. Es war am Anfang eine Herausforderung, weil es ein ganz anderer Raum als ein Kirchenraum ist. Man hat im Prinzip völlige Freiheit und mit dieser Freiheit erst mal umzugehen, ist schon ein Ding.
Es hat sich aber mittlerweile gut etabliert. Auch für uns, die dem Gottesdienst gestalten. Dadurch ist es stimmig geworden. Das passt einfach in den Raum.
DOMRADIO.DE: Ist es nicht schwierig, die Aufmerksamkeit der Gäste zu bekommen? Fangen die nicht an, dazwischen zu reden oder sich weiter zu unterhalten?
Fleischer: Tatsächlich gar nicht so sehr. Selbst wenn, darf es so sein. Allen, die mitmachen, war von vornherein bewusst, dass Menschen eventuell nicht wegen des Gottesdienstes kommen. Wir haben es bisher jedoch nicht erlebt, dass das wahnsinnig störend ist. Die Menschen nehmen das Angebot, das wir machen, an und auch mit.
DOMRADIO.DE: Wer nimmt das Angebot an? Wer kommt zum Gottesdienst in den Pub?
Fleischer: Das ist sehr bunt. Es gibt Menschen, die kommen extra wegen dieses Angebots. Denn das Irish Pub in Bayreuth macht an den Sonntagen extra dafür auf. Gleichzeitig sind es Leute, die einfach vorbeikommen, die vom Christkindlmarkt rüber schlendern und sehen: "Mensch, da ist offen, da schauen wir doch mal hin."
Manche haben einen Flyer gefunden. Dann sind es aber auch Leute, die sagen: "Ich gehe wahnsinnig gerne in dieses Irish Pub und deswegen gehe ich da wieder hin."
DOMRADIO.DE: Sie machen das zusammen mit einem evangelischen Kollegen. Wie wichtig ist es Ihnen, dass dieses Angebot ökumenisch ist?
Fleischer: Es ist noch weiter gefasst. Es ist ein ganzer Pool aus ökumenischen Partnern, die bei dem Projekt mitmachen. Die reformierte Kirche in Bayreuth ist dabei. Die freie christliche Gemeinde ist auch dabei.
Die evangelische Kirche und die katholische Kirche sind mit dabei. Wir haben uns ganz bewusst ökumenisch aufgestellt, weil wir eine Botschaft miteinander teilen und die wollen wir an den Mann, an die Frau, an die Leute bringen.
DOMRADIO.DE: Passen Sie Ihre Predigten inhaltlich dem Drumherum an?
Fleischer: Es gibt nicht unbedingt die klassische Predigt. Wir haben vielfältige Methoden gefunden, um das Wort Gottes, das im Mittelpunkt dieses Gottesdienstes steht, an den Mann und an die Frau zu bringen.
Die Themen sind die, die wir auch in den Predigten in unseren Kirchen haben. Das, was aktuell ist, kommt aufs Tableau. Es wird versucht, das in einer zeitgemäßen, guten und stimmigen Art rüberzubringen.
DOMRADIO.DE: "Ich habe keine Zeit, in die Kirche zu gehen, deswegen hole ich mir die Messe einfach her." Das hat der Kneipeninhaber gesagt, der seit 30 Jahren in der Gastronomie arbeitet. Sie haben die Idee aufgegriffen. Einfach so?
Fleischer: Tatsächlich ist er auf uns zugekommen beziehungsweise auf einen evangelischen Kollegen. Der wiederum hat viele ökumenische Player mit ins Spiel gebracht. Miteinander haben wir dann dieses Konzept entwickelt.
Von der Grundidee her ist es eben das: "Ich hol mir die Kirche ins Haus, sozusagen dahin, wo die Leute sind". So hat Ralph Neidhardt das gesagt. Miteinander haben wir das entwickelt und das ist daraus geworden.
Das Interview führte Hilde Regeniter.