Pater Rozic ist Jesuit und läuft in München Marathon

"Unsere Chancen stehen hundertprozentig auf Gewinn"

Beim Münchener Marathon Am Samstag gehen auch mehrere Jesuiten an den Start. Der 40-jährige Pater Peter Rozic fliegt eigens für den Wettkampf aus Belgien ein. Es hat auch spirituelle Qualitäten verrät er.

 (DR)

KNA: Pater Rozic, wie bereiten Sie sich auf den Wettkampf vor?

Pater Peter Rozi (aus Slowenien stammender Ordensmann und Politikwissenschaftler): Durch Training natürlich, wobei ich weniger laufe, sondern hauptsächlich kardio-vaskuläre Übungen absolviere, um meine Kraftausdauer zu verbessern. Denn ich mache eigentlich Triathlon, das ist gesünder. Ich schwimme und bin oft in der Turnhalle.

KNA: Ihr Orden setzt traditionell stark auf geistliches Training, die Exerzitien. Welchen Stellenwert haben da Leibesübungen?

Rozic: Der heilige Ignatius sagt, wir sollen Körper und Geist fit halten. Körperliche Ertüchtigung befreit den Kopf. Man lernt sich selbst kennen, achtet mehr auf die Umwelt, es entsteht Raum für neue Ideen. Wenn wir an die Auferstehung des Leibes glauben, dann müssen wir uns um ihn kümmern. Der Körper ist ein wertvolles Geschenk, das es zu pflegen gilt. Im Übrigen macht Sport einfach Freude.

KNA: Worin liegt die spirituelle Herausforderung?

Rozic: Spätestens wenn es anfängt zu zwicken: Ist das jetzt eine Krise, soll ich nur langsamer tun oder aufhören? Man lernt dabei wie auch in den ignatianischen Exerzitien das Unterscheiden der Geister - und das Entscheiden. Voraussetzung dabei ist das In-Sich-Hineinhören und das Hören auf andere.

KNA: "Lauft so, dass ihr gewinnt", schreibt der Apostel Paulus an die Korinther. Wie stehen Ihre Chancen?

Rozic: Unsere Chancen stehen hundertprozentig auf Gewinn. Wir haben nämlich schon gewonnen. Nicht im Sinne von einer Platzierung unter den ersten Drei oder einer Rekordzeit. Gott hat in Jesus Christus bereits das Rennen gewonnen. Das ist unser Glaube. Für uns Gläubige ist es nicht wichtig, dass wir ein Sieger sind, sondern dass wir dem Sieger - Gott in Jesus Christus - folgen. Wenn wir dies tun, dann werden wir immer besser.

KNA: Seit wann schnüren Sie regelmäßig die Sportschuhe?

Rozic: Als junger Mensch mochte ich Sport nicht besonders. Ehrlich gesagt habe ich so manche Turnstunde geschwänzt. Als ich mit dem Promotionsstudium begann, traf ich auf einen sportlichen Kommilitonen. Wir wurden Freunde, er brachte mir das Laufen bei. Ich merkte, dass der Sport gut für mich ist. Und je älter ich werde, desto einfacher wird es für mich; ich genieße es richtig.

KNA: Langstrecken-Cracks schwärmen vom "runner's high", einem außerordentlichen Erlebnis des Glücks nach erlittener Qual, das sich bisweilen einstellt und sogar süchtig machen soll. Haben Sie auch schon einmal so etwas erlebt?

Rozic: Sicher. Der zusätzliche Sauerstoff im Körper führt dazu, dass wir uns wohl fühlen. Aber das ist eine natürliche Reaktion, das ist nicht etwas, das wir bewusst herbeiführen, nur um diesen Zustand zu erreichen. Ich glaube, bei der Bedeutung des "runner's high" wird übertrieben. Laufen hat viele Vorteile, zum Beispiel kann man Freundschaften schließen. Man lernt auf sich zu achten, gesund zu bleiben, vorsichtig zu sein, um sich nicht zu verletzen.

KNA: Was nehmen Sie sich für den 8. Oktober vor - eine neue persönliche Bestzeit?

Rozic: Mein Ziel ist es, mit meinen Mitbrüdern aus Deutschland und anderen Ländern zusammen Spaß zu haben. Wir werben dabei für "Mercy-in-Motion", eine große Spendenkampagne des internationalen Jesuiten-Flüchtlingsdienstes. Bis 2020 sollen dadurch neue Schul- und Ausbildungsplätze für insgesamt 100.000 Flüchtlingskinder entstehen. Beim MÜNCHEN MARATHON treffen wir andere Menschen und genießen ihre Nähe. Ich werde mein Bestes geben, auch wenn ich weiß, dass ich keine 20 mehr bin.

Das Interview führte Christoph Renzikowski.


Quelle:
KNA