Pater Zollner kritisiert nach Rückzug Vatikan scharf

"Unmöglich weiterzuarbeiten"

Überraschend hat der Jesuit und Kinderschutz-Experte Hans Zollner am Mittwoch angekündigt, sich aus der päpstlichen Kinderschutzkommission zurückzuziehen und übte dabei scharfe Kritik an der Zusammenarbeit von Kommission und Vatikan.

Hans Zollner / © Francesco Pistilli (KNA)
Hans Zollner / © Francesco Pistilli ( KNA )

Zollner äußerte sich am Mittwochnachmittag in einem schriftlichen Statement, das DOMRADIO.DE vorliegt. Unter anderem kritisiert er Intransparenz sowohl bei Personalentscheidungen, als auch bei finanziellen Fragen. Ein weiteres Problem sei mangelhafte Kommunikation mit dem Glaubensdikasterium, dem die Kinderschutzkommission seit vergangenem Jahr untersteht. 

Im Statement heißt es (in Auszügen) wörtlich:

"Im Zentrum der Katholischen Kirche muss der Schutz von Kindern und Schutzbefohlenen stehen. Seit die Kommission 2014 eingesetzt wurde, teile ich diese Hoffnung mit Anderen. Nichtsdestotrotz habe ich in meiner Arbeit mit der Kommission Probleme festgestellt, die es mir unmöglich machen, auf diese Art weiterzuarbeiten und dringend angegangen werden müssen.

In den letzten Jahren war ich mehr und mehr besorgt über die Arbeitsweise der Kommission. Das betrifft insbesondere die Bereiche der Verantwortung, Umsetzung, Rechenschaft und Transparenz. Ich bin überzeugt, dass sich jede Kirche an diese Prinzipien halten muss, insbesondere eine päpstliche Kommission.

Es gibt einen Mangel an Klarheit beim Auswahlprozess für die Kommissionsmitglieder, auch im Blick auf ihre Rollen und Verantwortlichkeiten.

Ein weiteres Problem ist die Frage der finanziellen Rechenschaft, die ich für unzureichend halte. Es ist von größter Bedeutung, dass die Kommission klar macht, wie sie ihr Geld einsetzt.

Weiterhin sollte transparent gemacht werden, wie Entscheidungen in der Kommission getroffen werden. Zu oft sind Informationen unzureichend oder wage gegenüber Mitgliedern kommuniziert worden.

Seit die Kommission letzten Juni unter die Verantwortung des Dikasteriums für die Glaubenslehre gestellt wurde, sind mir keine Leitlinien bekannt, die die Beziehung zwischen der Kommission und dem Dikasterium regeln würden."

Zollner zog sich überraschend zurück

Der Jesuit gebe sein Amt als Mitglied in der päpstlichen Kinderschutzkommission auf, wie der Präsident der Kommission, teilte Kardinal Sean O'Malley (Mittwoch) mit. Zollner habe Papst Franziskus um einen Rückzug von diesem Posten gebeten, da er eine neue Aufgabe als Berater für das Bistum Rom übernommen habe und bereits viele weitere Verpflichtungen wahrnehme.

Franziskus habe der Anfrage seines Ordensbruders zugestimmt und ihm für die Jahre seines Dienstes zutiefst gedankt. Zollner war seit Gründung der päpstlichen Kinderschutzkommission 2014 Mitglied des Gremiums. Präsident O'Malley würdigte die Arbeit des Jesuiten, der dazu beigetragen habe, viele Projekte und Programme der Kommission umzusetzen.

Berater für Bischöfe auf der ganzen Welt

Er habe Bischöfe und religiöse Führer aus der ganzen Welt geschult und sei so zu einem Botschafter für Kinderschutz geworden. Zollner werde mit seiner Arbeit in diesem Bereich weiter präsent sein. Der Theologe und approbierte Psychotherapeut ist international als Fachmann für die Prävention von sexuellem Missbrauch von Minderjährigen in der katholischen Kirche anerkannt.

Er leitet das "Institut für Anthropologie - Interdisziplinäre Studien zu Menschenwürde und Sorge für schutzbedürftige Personen" (IADC) an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Zudem berät er Bischöfe und Priesterausbilder aus allen Erdteilen in Sachen Missbrauchsprävention. Seit Anfang März arbeitet der Experte zudem als Sachverständiger für die diözesane Kinderschutz-Fachstelle im Bistum Rom.

Päpstliche Kinderschutzkommission

Die Päpstliche Kommission für den Schutz von Minderjährigen, umgangssprachlich auch Päpstliche oder Vatikanische Kinderschutzkommission genannt, wurde im Jahr 2014 von Papst Franziskus zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexuellem Missbrauch und körperlicher Misshandlung eingerichtet und ist seit dem Jahr 2015 tätig.

Symbolbild Missbrauch / © 271 EAK MOTO (shutterstock)
Quelle:
DR , KNA