Patriarch erhält Ehrendoktorwürde

Versöhner zwischen den Religionen

Erzbischof Fouad Twal, Lateinischer Patriarch von Jerusalem, hat die Ehrendoktorwürde der Theologischen Fakultät Paderborn erhalten. Damit ehrt die Hochschule sein außergewöhnliches Engagement für Frieden und Versöhnung zwischen den Religionen und Völkern des Nahen Osten.

Erzbischof Fouad Twal / © Jan Hendrik Stens (DR)
Erzbischof Fouad Twal / © Jan Hendrik Stens ( DR )

Zudem solle dieses Anliegen mit der Verleihung stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden, hieß es zur Begründung bei einem Festakt am Montag in Paderborn. Eine Chance auf Frieden im Nahen Osten gebe es dann, wenn Angst und Vorurteile abgebaut würden, sagte der frühere israelische Botschafter in Deutschland, Avi Primor, in seiner Laudatio. Mit seinem Einsatz trage der Patriarch dazu bei, genau diese unerlässliche Voraussetzung zu schaffen. Etwas anderes Unerlässliches komme hinzu: "Menschen, die nicht in Würde und Gleichberechtigung leben, können keinen Frieden schließen." Bildung sei eine wichtige Möglichkeit, Zuversicht und Würde zu entwickeln.



Der Friede sei keine Utopie, betonte Primor. Das habe ihn die Entwicklung des deutsch-israelischen Verhältnisses gelehrt. Basis sei in allen Fällen der Aufbau von Beziehungen zwischen Menschen: "Frieden schließen, das können Staaten - den Frieden halten, das müssen die Menschen."



Höchster katholischer Vertreter im Heiligen Land

Erzbischof Twal ist seit Juni 2008 Lateinischer Patriarch von Jerusalem und damit höchster Vertreter der katholischen Kirche im Heiligen Land. Der Jordanier wurde am 23. Oktober 1940 als fünftes von neun Kindern einer christlichen Familie geboren. Nach seiner Priesterweihe und sechs Jahren in verschiedenen Pfarreien ging er 1972 zur Promotion in Kirchenrecht nach Rom. Anschließend wechselte er als erster Araber in die diplomatische Akademie des Heiligen Stuhls und diente 18 Jahre als Kirchendiplomat, unter anderem von 1988 bis 1990 in Deutschland.



1992 wurde Twal zum Erzbischof von Tunis ernannt, 2005 zum Koadjutor und designierten Nachfolger des Palästinensers Michel Sabbah als Patriarch von Jerusalem. Sabbah war 1987 nach 140 Jahren als erster Einheimischer zum Oberhaupt der meist arabischen Katholiken des westlichen Ritus in Israel, den palästinensischen Gebieten, Jordanien und Zypern berufen worden.